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1083 - Das Mondschein-Monster

1083 - Das Mondschein-Monster

Titel: 1083 - Das Mondschein-Monster
Autoren: Jason Dark
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verteilt.
    Natürlich hatte es an Saft und Kraft verloren. In den letzten Tagen und Nächten war es manchmal recht stürmisch gewesen. Das hatten einige Bäume mit dem Teilverlust ihrer Blätter bezahlen müssen, die nun als bunter Flickenteppich auf dem noch grünen Rasen lagen und darauf warteten, abtransportiert zu werden. Noch immer fielen Blätter, obwohl kein starker Wind wehte. Sie trudelten gemächlich zu Boden, als überlegten sie auf dem Weg nach unten, ob sie nun fallen sollten oder nicht.
    Ein Tag wie aus dem Bilderbuch. Die grauen Wolken der letzten Tage waren verscheucht worden.
    Über uns präsentierte sich zwar kein blanker Himmel, doch das helle Blau schimmerte schon durch, und die restlichen Wolken, zumeist weiße, mächtige Gebilde, würden auch bald verschwunden sein.
    Dann konnte der Herbst strahlen und seine Sonne auch in die Herzen der Menschen schicken.
    Suko stieß mich an. »He, Alter, träumst du?«
    »Nein. Warum?«
    »Weil du so aussiehst.«
    Ich zuckte mit den Schultern. »Schau dich um. Irgendwo ist es ja auch ein Ort zum Träumen. Das Wetter ist einfach super. So etwas erlebt man nicht alle Tage.«
    »Du hast noch Urlaub.«
    Ich schaute meinen Freund an und sah sein Grinsen. »Vergiß ihn. Wenn Tanner schon anruft, dann ist der Urlaub zunächst einmal zurückgeschoben. Ich habe mir nur diese kleine Pause gegönnt. Schließlich bin ich ein Naturliebhaber, auch wenn sie, wie der Hyde Park, mitten in London liegt.«
    »So etwas kann man auch als Bild kaufen. Wenn du es dir an die Wand hängst, hast du das ganze Jahr über Herbst.«
    »Danke für den Vorschlag. Ich werde mir überlegen, ob ich ihn in die Tat umsetze.«
    Es gehört einfach zum Leben, sich hin und wieder eine romantische Ader zu gönnen. Unser Job war hart genug. Er ließ leider nur wenige Romantik zu.
    Über den weichen und feuchten Rasen gingen wir der Absperrung entgegen. Hin und wieder schleuderte ich mit den Schuhspitzen die dort liegenden Blätter hoch und schaute ihnen nach, wie sie allmählich wieder auf den Rasen trudelten.
    Tanner hatte zwei uniformierte Kollegen an der Absperrstelle postiert. Sie sahen uns, wollten schon eingreifen und uns zurückschicken, als sie erkannten, wen sie vor sich hatten.
    »Oh, Sie sind es. Pardon. Der Chief Inspector wartet bereits auf Sie.«
    »Wie ist denn seine Laune?« fragte ich.
    Der noch junge Mann verdrehte die Augen. »Wie immer möchte ich meinen.«
    »Also knurrig?«
    »Das haben Sie gesagt.«
    Ich klopfte ihm auf die Schulter und lachte dabei. »Okay, mein Bester, ich weiß schon Bescheid.«
    Dann stieg ich über die Absperrung, die Suko bereits hinter sich gelassen hatte. Er stand neben einem abgebrochenen Zweig und wartete auf mich.
    Der eigentliche Tatort war ein großer Baum. Eine alte mächtige Platane, die auf dem Rasenstück regelrecht einsam in die Höhe wuchs, aber trotzdem etwas Imponierendes an sich hatte. Ein Baum, der wie für die Ewigkeit gewachsen schien, schon lange, lange Jahre hier stand und zahlreiche Geschichten erzählen konnte von dem, was er alles in seiner Umgebung erlebt hatte.
    Auch seine Blätter hatten der Jahreszeit Tribut zollen müssen. Sie waren kaum noch grün. Sie wirk ten angefärbt oder angestrichen. An manchen Stellen etwas vergilbt, an anderen wiederum mit einem leichten Rotton überzogen. Es waren bereits einige Blätter vom Wind abgerissen worden und zu Boden gefallen. Sie bildeten um den Stamm herum einen runden Teppich.
    Durch ihn wühlten auch unsere Schuhe. Die Geräusche waren nicht zu überhören. Auch Tanner und seine Mannschaft hatten sie vernommen, und es war der Chief Inspector, der sich zuerst drehte und uns entgegenschaute. Gestört wurde er dabei noch von einem fallenden Blatt, das dicht vor seinem Gesicht zu Boden trudelte.
    Er sah aus wie immer. Der graue Anzug, der graue Staubmantel, das helle Hemd, die Weste, die unifarbene Krawatte, sowie seine eigentlichen Markenzeichen, die ihn berühmt gemacht hatten.
    Das war zum einen der Hut, den er nur selten abnahm und dessen Sitz seine Laune dokumentierte.
    In diesem Fall war er nach hinten geschoben worden. Bei Tanner immer ein Beweis dafür, daß er leichte Schwierigkeiten hatte, mit bestimmten Tatsachen zurechtzukommen.
    Auch die Zigarre fehlte nicht. Keine dicke, teure Havanna aus Kuba, sondern eine kleine mit weniger Gewicht, die er auch bequem von einem Mundwinkel in den anderen wandern lassen konnte.
    Er hatte sie nicht angezündet, aber sie bewegte sich. Hinter
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