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1080 - Das Ende eines Experiments

Titel: 1080 - Das Ende eines Experiments
Autoren: Unbekannt
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Befallenen dort persönlich in Augenschein nehmen."
    Donna St. Laurent lachte unterdrückt.
    „Das ist lächerlich. Er wird sein Fragment gerade jetzt unter keinen Umständen im Stich lassen - bei den Gefahren, die er sieht oder zu sehen vorgibt."
    „Eben. Ich denke mir, daß er sich dann endlich gesprächsbereit zeigt, nur um bei seiner Brutwolke bleiben zu können."
    „Ich weiß nicht recht", meldete Dorell-Ehkesh Zweifel an. „Auf jeden Fall drücke ich dir die Daumen."
    Er hatte zwei Tage und zwei Nächte lang kein Auge mehr zugetan und fühlte sich dementsprechend. Als er Deighton in die Funkzentrale folgen wollte, protestierte Donna und nahm ihn in ihre fürsorgliche Obhut.
    Allein mit ihm in seinem Privatquartier, wurde sie deutlicher: „Du bist von der fixen Idee besessen, alles noch besser als deine Mutter machen zu müssen, Kirt. Du mußt endlich begreifen, daß du keine Schuld an ihrem Tod hast. Wozu willst du ihr etwas beweisen, was sie dir längst verziehen hatte?"
    „Hör auf", sagte er. „Ich brauche keinen Psychiater."
    „Sondern?"
    Sie ließ sich neben ihm auf die Liege fallen und strich sanft über sein Gesicht.
    „Ich weiß es nicht, Liebes. Ich weiß es wirklich nicht. Da ist so vieles. Manchmal glaube ich, es muß mich erdrücken. Ich bemühe mich, einen Sinn in etwas zu sehen, das so sinnlos erscheint. Dann wieder habe ich das Gefühl, daß nicht wirklich ich es bin, der diesen oder jenen Standpunkt bezieht. Wir sind doch letztlich alle nur Figuren in einem Spiel, das andere mit uns spielen."
    „Kirt, du bist überarbeitet. Du brauchst Ruhe. Niemand wird dir einen Vorwurf machen, wenn du Deighton die Verantwortung für ein oder zwei Tage ganz allein überläßt. Im Grunde trägt er sie ja ohnehin."
    Er holte tief Luft und schien die ganze Anspannung der letzten Tage in einem befreienden Lachen zu entlassen. Er zog Donna fest an sich. Sie schmiegte sich an ihn und schlief neben ihm ein.
    Für den jungen Stationsleiter bedeutete Einschlafen, daß die Träume wiederkehrten.
    Er sprach Deighton gegenüber von den Männern und Frauen, die sich mit der Angst vor dem nächsten Tag schlafen legten. Er meinte im Grunde auch sich selbst damit, wenngleich seine Angst den Träumen galt, die nichts aufhielt.
    Auch deshalb schlief er so wenig wie nur möglich, hielt sich mit Stimulanzien wach und suchte Ablenkung in seiner Arbeit. Er kehrte den selbstsicheren Forscher heraus, gab anderen Ratschläge - und war doch im Grunde seiner Seele allein. Selbst Donna verschloß er sich, dem einzigen Menschen in der ganzen Station, an dem ihm wirklich etwas lag.
    Er drehte den Kopf und sah sie lange an, das schöne, entspannte Gesicht, die nun in der indirekten Restbeleuchtung des Raumes silbern schimmernden, schulterlangen Haare...
    Wir hätten die Chance, dachte er bitter. Wir könnten miteinander glücklich werden, wenn da nicht dieser Schatten wäre.
    Ein Schatten oder ein Fluch, der auf ihm und seiner Familie lastete. Kirt versuchte oft, sich einzureden, daß er sich nur selbst etwas vormachte. Doch dann kamen die Träume, in denen er seine Mutter und seinen Großvater sah, denen Lokvorth zum Verhängnis geworden war. Sie bedrängten ihn, ihnen zu folgen. Und irgend etwas zog ihn auf sie zu, immer tiefer in einen Morast hinein, der ihn nicht mehr freigeben wollte.
    Am Ende stand immer das finstere Tor, an dessen Portal sie ihn erwarteten.
    Wie so oft, kämpfte Dorell-Ehkesh gegen die Müdigkeit an - und wie so oft, übermannte sie ihn dann schließlich doch.
    Diesmal aber erschienen ihm die Toten nicht.
    Er steckte tief im Morast und schrie nach ihnen. Weit vor sich sah er das dunkle Tor. Über ihm wölbte sich ein klarer Sternenhimmel. Kirt stand ganz ruhig und legte den Kopf weit in den Nacken, als suchte er etwas zwischen den glitzernden Punkten.
    Warum tat er das? Er sank mit jeder Minute tiefer ein, mußte versuchen, sich zu befreien, solange die Toten nicht kamen. Statt dessen wartete er auf ... wen?
    Er würde von den Sternen kommen und ihm die Kraft geben. Kirt wußte es ganz einfach. Aber ihm war auch klar, daß es zu spät sein würde. Er war unterwegs zu ihm.
    Kirt hörte schon seine Stimme. Er streckte die Arme in die Höhe, als wollte er sich an den Sternen aus dem Morast ziehen. Er erreichte sie nicht. Sein lautloser Schrei konnte den Retter nicht bringen. Der Schlamm hatte seinen Hals schon erreicht, kroch an seinem Gesicht empor, in den Mund und in die Nase. Als nur die Augen noch frei
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