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108 - Der schwarze Würger

108 - Der schwarze Würger

Titel: 108 - Der schwarze Würger
Autoren: Dämonenkiller
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etwas geändert hätte. Aber wie lange ich wirklich in der Hecke gefangen war, wußte ich nicht. Denn es gab keine Jahreszeiten. Rund um mich war undurchdringlicher Dschungel.
    Ich bekam kein lebendes Wesen zu Gesicht. Nur manchmal hörte ich die Todesschreie eines Tieres, das von den Kijin gestellt wurde, und wenig später brachten sie mir dann die Beute als Nahrung.
    Der Kobold in meinem Gesicht riß und fraß die Beute für mich und gab sie an meinen Körper zur Verdauung weiter.
    Plötzlich war Aufruhr im Dschungel. Die Kijin stoben kreischend auseinander. Ich hatte sie noch nie in solcher Panik gesehen. Einer der Kobolde verfing sich in der Hecke und verendete. Der Kijin, durch dessen Augen ich sah und dessen Mund und Ohren mir die Sprech- und Gehörorgane ersetzten, gebärdete sich wie verrückt; doch er war längst mit mir eins geworden und konnte nicht mehr fliehen.
    Ein furchtbares Geheul erfüllte die Luft, als die Kijin scharenweise entfleuchten. Danach kehrte wieder Stille ein.
    Plötzlich hörte ich Schritte.
    „Da bist du, Tomotada! Endlich habe ich zu dir zurückgefunden!"
    Ich wollte meinen Kijin-Augen nicht trauen. Vor mir erschien Tomoe.
    „Armer Tomotada, was mußt du durchgemacht haben! Bist du schon lange in diesem Dornengestrüpp gefangen? Hab Geduld! Ich werde dich befreien."
    „Tomoe!"
    Ihr Name klang fremd aus dem Mund des Kijin.
    „Hast du vergessen, daß es mich noch gibt?" fragte sie, während sie mit einem Buschmesser das Dornengestrüpp abschlug, um näher an mich heranzukommen.
    Seit dem Tode der Yama-Uba hatte die Hecke ihre magische Kraft verloren. Die Hecke hatte sich zwar ausgebreitet, aber sie konnte nicht mehr so blitzartig nachwachsen. Doch sie hatte ausgereicht, um für mich ein ausbruchsicheres Gefängnis abzugeben.
    „Ich habe so viel vergessen", sagte ich.
    Ich schämte mich, ihr einzugestehen, daß ich die ganze Zeit über mit keinem einzigen Gedanken an sie gedacht hatte; ganz einfach deshalb nicht, weil ich glaubte, daß sie schon längst nicht mehr unter den Lebenden weilte.
    „Wohin bist du verschwunden, als du das Haus der Yama-Uba betratest?" fragte ich sie.
    „Ich hatte plötzlich Angst, als du mich allein ließest", antwortete sie. „Ich rannte davon und versteckte mich. Als die fremden Krieger auftauchten, floh ich in panischer Angst, sobald sich mir die Gelegenheit dazu bot."
    Sie hatte mich aus der Hecke befreit. Aber ich war zu schwach, um mich aus eigener Kraft fortzubewegen. Sie mußte mich stützen. Als wir auf diese Weise eine kleine Lichtung an einem Bach erreichten, war sie völlig erschöpft und ließ sich rücklings ins Gras sinken.
    „Ich habe die ganze Zeit über nach dem Haus und der Hecke gesucht", erzählte sie weiter. „Aber die Landschaft war so fremd, der Dschungel auf einmal so undurchdringlich. Endlich habe ich dich gefunden!"
    Ich wollte sie schon fragen, ob sie sich nicht wegen unseres Sohnes sorgte; wußte ich doch, daß ihm früher ihre ganze Liebe gegolten hatte. Ich dagegen war für sie nur ein notwendiges Übel gewesen; Und auf einmal tat sie so, als existierte ihr Kind überhaupt nicht, als gäbe es nur mich in ihrem Leben.
    Das stimmte mich nachdenklich, aber ich sagte nichts.
    „Wie habe ich deine Liebe verdient?" fragte ich. „Ich war immer grausam zu dir, habe dich gequält und belogen und betrogen. Du opferst dich für den falschen Mann, Tomoe."
    „Allein daran, daß du das erkennst, ersehe ich, daß du dich auf dem Wege der Besserung befindest", sagte sie. „Glaubst du nicht, daß wir beide neu beginnen können, Tomotada? Willst du dich mir nicht anvertrauen? Ich habe alles für dich getan, was in meiner Macht stand, nun solltest du mir deine Zuneigung beweisen. Meinst du nicht auch, daß es zwischen uns keine Geheimnisse geben sollte?"
    Ich nickte. Der Kijin, der mein Gesicht bildete, bereitete mir Schmerzen, aber ich verbiß sie.
    „Es gibt eigentlich nur ein einziges Geheimnis zwischen uns, Tomoe", sagte ich.
    „Willst du es mir nicht verraten, damit du endgültig frei bist, Tomotada?"
    Wieder nickte ich. Der Kijin in meinem Gesicht begann zu rasen. Tomoe zuckte erschrocken zurück, als sie die furchtbare Fratze erblickte, die er schnitt.
    „Weißt du, daß ich schon längst nicht mehr unter den Lebenden weilen würde, wenn ich nicht…" Ich unterbrach mich, als würde ich mich noch rechtzeitig besinnen. Entschieden sagte ich: „Nein, ich darf nicht einmal dir davon erzählen."
    „Dann liebst du mich
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