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1070 - Gefangene der Materie

Titel: 1070 - Gefangene der Materie
Autoren: Unbekannt
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Voire!
    Aber sie war in jeder Beziehung eine Ausnahme.
    „Wir leiten nun eine der letzten Phasen des Planes ein", drang die Stimme Jozos in Clynvanth-Oso-Meghs Gedanken. „Diese Raumschiffe werden uns zu den Planeten bringen, wo unsere Aktionskörper bereits in sicheren Verstecken ruhen und wo es genügend Integrationsmöglichkeiten für jeden von uns gibt."
    Der Sprecher machte eine Pause, als müßten die allen sattsam bekannten Worte auf die Zuhörer einwirken.
    „Als wir vor langer Zeit Khrat verließen und in diesen Kugelsternhaufen kamen, um uns hier ein Versteck einzurichten, waren wir uns über unser Ziel schon im klaren", fuhr Fargath-Jozo-Kerg fort. „Aber wir haben viele Jahre aufgewendet, um die Fünf-Planeten-Anlage zu bauen und unser Versteck mit einem Netz von Barrieren zu durchziehen. Niemals sollen uns fremde Eindringlinge in unserer Ruhe stören."
    Wir hören auf zu atmen! dachte Oso. Und weil dies so ist, soll uns auch der Atem anderer Wesen nicht streifen.
    „Die letzten Jahre, in denen wir im Dienst der Kosmokraten standen, haben uns nachdenklich gemacht", sagte Jozo. „Mit der Verankerung des Frostrubins haben wir noch eine große Leistung vollbracht. Aber schon damals war deutlich, daß unser Volk einen Zustand erreicht hatte, der ohne einschneidende Maßnahmen zu seinem Niedergang führen mußte. Unsere Zahl wurde ständig geringer. Wir befanden uns in einer Sackgasse der natürlichen evolutionären Entwicklung, aber unsere Wissenschaften hatten ein Niveau erreicht, das es uns ermöglichte, den Niedergang aufzuhalten und aus der Sackgasse herauszukommen. Vor allem unsere Kenntnisse über den Mikrokosmos waren uns bei der Entwicklung des Planes eine große Hilfe."
    Oso kannte das alles - er hatte schließlich die gesamte Entwicklung miterlebt.
    Die Theorie von Lurdvan-Gero-Lats über die Oberflächenspannung fiel ihm wieder ein.
    Bei jedem evolutionären Vorstoß, der den Bereich des Nur-Körperlichen verließ, wurde die Oberflächenspannung nach Geros Worten zu einem Problem.
    Körperlichkeit aufzugeben und zu einer geistigen Lebensform zu werden, bedeutete auch, die Grenzen des normalen Raum-Zeit-Kontinuums zu sprengen. Aber jede Dimension besaß ein ihr eigenes Beharrungsvermögen, eine Oberflächenspannung, die schwer zu durchdringen war.
    Osos Volk war reif für einen entscheidenden Sprung in die Evolution, aber es vermochte die Oberflächenspannung nicht zu überwinden.
    Deshalb würden sie untergehen, wenn sie keine Möglichkeit fanden, der steckengebliebenen natürlichen Entwicklung den entscheidenden Anstoß zu geben.
    Oso war sicher, daß die meisten Wissenschaftler und vor allem die Inhaber des Kerg-Status an Geros Theorie glaubten, denn dadurch erst bekam der Plan seine volle Legitimation.
    „Indem wir auf unsere Körper verzichten", sagte Fargath-Jozo-Kerg gerade, „erreichen wir relative Unsterblichkeit. Die Dinge, in die wir uns integrieren, können wir kontrollieren. Wir können für ihren Fortbestand sorgen, je nachdem, für wie lange uns das angemessen erscheint. Wenn wir das Bedürfnis haben, uns zu bewegen oder unseren Standort zu. wechseln, benutzen wir die überall bereitstehenden Aktionskörper.
    Ich bin überzeugt davon, daß wir im Lauf der Zeit Klarheit darüber gewinnen, wie die Oberflächenspannung zu umgehen oder zu überwinden ist. Dann steht dem nächsten Schritt endgültig nichts mehr im Wege. Wir werden eine rein geistige Lebensform sein und in unserer Gesamtheit eine Superintelligenz bilden können. Dann sind wir auf dem richtigen Weg."
    Oso blickte unwillkürlich an sich herab.
    Es hätte ihm nichts ausgemacht, in diesem Körper zu sterben.
    Jozo hatte seine Ansprache beendet. Der Bildschirm erlosch.
    Rings um Oso setzten sich die Auswanderer in Bewegung. Der Wasserrechtler fühlte sich von den anderen Mitgliedern seiner Gruppe gestoßen und geschoben. Sie machten humorvolle und gutmütige Bemerkungen über seine Verträumtheit.
    Bereitwillig ließ Oso sich mitziehen.
    Die Menge der Zuhörer begann sich aufzulösen und den Raumschiffen entgegenzustreben.
    „Wohin gehen wir eigentlich?" wandte Oso sich an ein Mitglied seiner Gruppe, das sich auf gleicher Höhe mit ihm befand.
    Der andere sah ihn an.
    „Soll das ein Witz sein?" erkundigte er sich.
    „Nein", sagte Oso verbissen. „Es ist mein voller Ernst. Wohin gehen wir eigentlich?"
     
    4.
     
    Sie hatten die Ausgrabungsstelle bei den Bodenhöhlen verlassen und sich zu jener Stelle im Dreistromtal
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