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107 - Turm der Menschenmonster

107 - Turm der Menschenmonster

Titel: 107 - Turm der Menschenmonster
Autoren: Larry Brent
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täuschte er sich ...
    Nur langsam kam er dem Schein näher, der
verschwommen im Nebel schimmerte. Wie schwarze Schemen wirkten die alten
Baumstämme, an denen er vorüberkam. Er kam sich vor wie in einem Geisterwald.
    Dann stand er plötzlich vor dem Licht - und
er konnte nicht fassen, was er sah.
    Die Lichtquelle kam aus einem Turm, der
Ähnlichkeit mit einem etwas in die Höhe geschossenen Bienenkorb hatte.
    O'Maine hielt den Atem an.
    Wo befand er sich? Er konnte sich nicht daran
erinnern, hier in dieser Gegend, wo er zu sein glaubte, je ein solches Bauwerk
gesehen zu haben.
    Auch das Licht irritierte ihn.
    Es war kein elektrisches Licht. Es bewegte
sich, schwankte ständig hin und her. Eine Öllampe? Eine Fackel?
    Die Sicht war zu schlecht, um es genau zu
erkennen.
    Der Schein zog ihn wie magnetisch an. Ein
Fenster in dem Bienenstockturm war hell ausgeleuchtet. Durch die anderen
schimmerte der Widerschein.
    Zwei Fensterreihen lagen übereinander. Der
dunkle Eingang war nur schwach wahrnehmbar.
    Da zuckte O'Maine zusammen.
    Ein Geräusch - genau hinter ihm!
     
    ●
     
    Er wirbelte herum.
    Aber da stand niemand. Seine Augen brannten,
und er riß sie weit auf, um ja alles wahrnehmen zu können.
    Dann sah er doch etwas.
    Aber nicht direkt vor sich. Es hing, stand
oder schwebte dicht über ihm.
    Sein Herzschlag setzte aus, als er erkannte,
was es war. und er glaubte in diesen Sekunden einen furchtbaren Alptraum durchzumachen,
aus dem er jeden Augenblick aufzuwachen hoffte.
    Über ihm im schwarzen Geäst einer uralten
Eiche hockte etwas Grünlich- Gelbes, das an einen pulsierenden,
überdimensionalen Kloß erinnerte. Es war etwa kopfgroß und am unteren Drittel
versehen mit fingerdicken, rhythmisch zuckenden, röhrenförmigen Auswüchsen und
langen, dünnen Fäden, die sich lautlos ineinander schlängelten.
    Das sah aus wie unzählige Nerven, die aus dem
kopfgroßen Etwas wie Tentakel herauswuchsen.
    Da bewegte sich das runde Unbekannte.
    In dem gelblich-grünen Kloß wurde ein weißes
Augenpaar sichtbar. Kaltglitzernde Pupillen musterten ihn.
    Lionel O'Maine schrie gellend auf und warf
sich herum.
    Er kannte sich selber nicht mehr. Er fand
keine Erklärung für das, was er da wahrgenommen hatte, und auch keine Erklärung
für sein Verhalten.
    Ein weiterer Schrei entrann der Tiefe seiner
Kehle und hallte schaurig durch die Nebelnacht.
    Da war ein weiteres - Organ!
    Unwillkürlich drängte sich ihm dieser Begriff
auf, denn als Wesen oder Geschöpf konnte man das, was ihn vom nächsten Ast mit
großen Augen anstarrte, nicht bezeichnen.
    In einem weißen, schwammartigen Gebilde saß
ein einziges großes Auge. Und wieder war es umhüllt von zahllosen Nervenfäden,
die es wie Tentakel bewegte.
    O'Maine erstarrte zur Salzsäule.
    Ein rauschendes Kichern erfüllte die Luft, er
hörte ein hartes, rhythmisches ,Tapp -tapp-tapp‘, als
ob jemand mit der Hand oder einem Stock irgendwo dagegen schlüge.
    Was dann geschah, wußte er nicht mehr, und er
sollte es auch nie erfahren.
    Ein Schatten fiel über O'Maine.
    Etwas legte sich auf seine Augen. Es war warm
und schleimig, und alle Fasern seines Körpers wehrten sich gegen das Gefühl des
Ekels und des Unwohlsein, das ihn plötzlich überschwemmte.
    Er konnte nicht mehr schreien, denn weich und
schmatzend legte sich etwas auf seine Lippen und verschloß seinen Mund. Er riß
die Arme hoch, dabei entglitt ihm seine Aktentasche.
    O'Maine griff in sein Gesicht und versuchte
die schrecklichen Geschöpfe abzupflücken, die sich wie Blutegel an seine Haut schmiegten.
    Schon wurde ihm die
Luft knapp. Er fuchtelte mit den Armen in der Luft herum und drehte sich auf
der Stelle. Etwas oder jemand versetzte ihm einen Schlag in den Rücken, so daß
er den Halt verlor und zu Boden stürzte.
    In seinen Ohren rauschte das Blut, sein
Gehirn befand sich in Aufruhr, und namenloses, nie gekanntes Grauen erfüllte
ihn.
    Um ihn herum schien sich alles zu drehen.
O'Maine glaubte in einen endlosen Schlund zu fallen, einen bizarren Tunnel, in
dem es ein Labyrinth von Nischen und Vorsprüngen gab. Und dort hockten sie,
jene furchteinflößen- den Wesen, die mit nichts anderem zu vergleichen waren
als mit selbständig und unabhängig vom Körper arbeitenden und lebenden Organen.
Organe, die mit Nerven und Sinnen versehen waren, die unterschiedlich waren in
ihrer Größe, Form und Farbe und denen alle eines gemeinsam war: sie hatten
große, übergroße Augen, um zu sehen.
    Doch das alles war Illusion,
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