Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
107 - Turm der Menschenmonster

107 - Turm der Menschenmonster

Titel: 107 - Turm der Menschenmonster
Autoren: Larry Brent
Vom Netzwerk:
waren
Schreckensbilder, die sein fieberndes, absterbendes Hirn selbst schufen.
    Die Wirklichkeit jedoch war nicht anders.
    Hätte Lionel O'Maine jetzt seine Umgebung
wahrnehmen können, der Wahnsinn wäre ihm gewiß gewesen.
    Sie hockten in den Bäumen, auf Zweigen und
Ästen, und die großen Augen leuchteten, als lodere ein Feuer in ihnen. Die
schwammartigen Gebilde, die Augenwesen, die Kopfwesen, die Röhrengeschöpfe, die
fauchenden Lungen, die ebenfalls mit Augen und Nervensträngen versehen waren,
bevölkerten die Büsche und Bäume und machten aus diesem nächtlichen Nebelwald
einen Garten des Grauens.
    Hätte Lionel O’Maine jetzt noch mal den Blick
zum düsteren Eingang des rätselhaften Bienenstockturms werfen können - er hätte
noch etwas wahrgenommen, und zwar den Fremden, der dort stand und mit kalten
Augen herüberblickte.
    Der Mann trug einen zerknitterten olivgrünen
Anzug, ein einstmals weißes Hemd. Er war alt, stand gebückt und hatte seine
beiden großen wachsbleichen Hände auf einem langen, dicken Spazierstock ruhen.
    Der Turmbewohner kicherte leise. Auf seiner
wächsernen Glatze spielte das schummrige Licht der Öllampe. Der Alte aus dem
Turm hatte eine Knollennase, einen breiten Mund, in dem beide Zahnreihen
lückenhaft waren. Ein dünner, weißer Haarkranz lag um seinen Schädel.
    Der Alte wandte sich um, verschwand in dem
dunklen Eingang und ließ die massive Eichenholztür offenstehen, als wolle er
damit den gespenstischen Wesen ein Zeichen geben, hereinzukommen.
    Es machte ,tapp -tapp-tapp‘,
als der bucklige Mann mit seinem Stock durch die Dunkelheit ging. Und auch als
man ihn nicht mehr sah, hörte man noch das monotone ,Tapp . . . tapp . . . tapp . . .
     
    ●
     
    Lionel O'Maines Leiche wurde am frühen Morgen
des nächsten Tages gefunden.
    Doch nicht mitten im Wald ...
    Der Mann aus Woodham lag ausgestreckt, als ob
er schlafe, am Straßenrand der Strecke Motherwell - Lanak.
    Sein Kopf ruhte auf der Ledertasche.
    Ernest Haydeck fand den Toten.
    Haydek war selbständiger Kaufmann und hatte
in Motherwell einen großen Selbstbedienungsladen. Er wohnte aber in Lanak, wo
er einen großen Bungalow am Waldrand besaß.
    Es war noch immer neblig, und Haydek fuhr der
Sicht entsprechend. Im Licht der Scheinwerfer sah er den .Körper am
unbefestigten Straßenrand liegen.
    Dem Kaufmann gab es förmlich einen Ruck.
Haydek fuhr dreißig Meter weiter, stoppte, ließ eine halbe Minute vergehen und
hoffte, daß vielleicht ein anderes Fahrzeug auftauchte, das ebenfalls hielt.
    Er war ein von Grund auf mißtrauischer
Mensch.
    Eine Falle? Er war sehr früh unterwegs,
früher als sonst, weil er ein paar wichtige Vorbereitungen zu treffen hatte.
Jetzt allerdings wäre es ihm lieber gewesen, er wäre etwas später weggefahren.
Dann nämlich waren mehr Fahrzeuge unterwegs.
    Hier in dieser abgelegenen Gegend konnte es
leicht passieren, daß man mit einem Trick einen ahnungslosen Autofahrer aus
seinem Wagen lockte, um ihn dann auszurauben. Vor einem Überfall fürchtete er
sich schon immer. Seitdem er mal gelesen hatte, daß ein junges Ehepaar auch
durch seine Hilfsbereitschaft um seine gesamte Barschaft beraubt worden war,
als sie auf dem Weg durch Südfrankreich waren, bewahrte er in seinem Handschuhfach
stets eine Gaspistole auf. Die nahm er auch jetzt an sich, als er sich dem
Reglosen näherte und dabei aufmerksam die Gegend beobachtete.
    Doch es war kein Trick.
    Der Fremde war wirklich tot.
    Er war steif wie ein Brett und eiskalt. Auf
den ersten Blick war nicht zu sehen. ob der Mann eines natürlichen Todes
gestorben oder ermordet worden war. Dies nachzuprüfen war aber nicht Haydeks
Aufgabe. Er entwickelte auch keinerlei Initiative, hier den Privatdetektiv zu
spielen. Er vermied es sorgfältig, nicht mit der Leiche in Berührung zu kommen.
    So schnell es ihm möglich war, fuhr er nach
Motherwell. Gleich am Ortseingang stand eine Telefonzelle. Von dort aus rief er
die Polizei an. Er mußte seinen Namen nennen und den Vorfall schildern.
    Inspektor Hollister kam aus Glasgow.
Motherwell und Lanak gehörten zu dem Bezirk der Mordkommission.
    Die Maschine der polizeilichen
Nachforschungen begann auf Hochtouren zu laufen. Schwierigkeiten, die Identität
des Toten festzustellen, gab es nicht. O'Maine trug alle Papiere bei sich. Er
war auch nicht ausgeraubt worden. In seiner Brieftasche steckten eine Anzahl
Scheine und ein Scheckbuch.
    Auch äußere Verletzungen waren nicht
feststellbar. Und diese Tatsache war
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher