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1064 - Horror-Line

1064 - Horror-Line

Titel: 1064 - Horror-Line
Autoren: Jason Dark
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nach.
    Zwei Männer, eine Frau. Sie bildeten den Schluß und fühlten sich unbehaglich, denn sie reagierten hastig. Schnell verschwanden die Blumen in der Tiefe, der Lehm folgte ebenso schnell. Die Echos waren dünner geworden, weil der Lehm jetzt auf die andere Masse fiel, die schon eine Schicht auf dem Sargdeckel gebildet hatte.
    Candy war froh gewesen, als sie den Totenbrief gefunden hatte. Sie erinnerte sich daran, wie sie ihn ziemlich lange in der Hand gehalten und ihn angestarrt hatte. Ihr Glück hatte sie kaum fassen können, und den Plan hatte sie sofort in die Tat umgesetzt. Zu ihrer »Arbeitsstelle« würde sie nicht mehr zurückkehren und nur noch einmal einen Kontakt mit Fay aufnehmen. Ansonsten wollte sie ihren Weg allein gehen.
    Der Mann war der letzte, der einen Gruß in die Tiefe schickte. Wieder mußte sich Candy die Augen frei reiben, um ihn genau sehen zu können. Er blieb noch einen Moment vor dem Grab stehen, nickte in die Tiefe, grüßte dann mit der Hand, drehte sich um und ging langsam auf die in einiger Entfernung wartende Frau zu, die sich bei ihm unterhakte.
    Jetzt war die unmittelbare Umgebung des Grabs menschenleer. Genau das hatte sich Candy gewünscht. Auch die Trauergäste waren längst verschwunden. Bäume und Hecken gaben genügend Deckung, und ihre Stimmen hörte Candy auch nicht mehr.
    Freie Bahn!
    Sie wollte es kaum glauben. Sie rieb in scharfer Vorfreude ihre Handflächen gegeneinander. Dort hatte sich ebenfalls eine Schleimspur gebildet, die von ihr zerrieben wurde.
    Sie war froh. Sie mußte sich sehr beherrschen, um ihre Gefühle zu unterdrücken. Candy ging über den Friedhofsboden hinweg, der ihr vorkam wie ein Teppich, unter dem sich ihre Nahrung ausbreitete. Wäre es ihr möglich gewesen, hätte sie gern in die Tiefe des Friedhofs hineingeschaut, um all die Toten zu sehen, die für sie so wichtig waren. Sie merkte auch, daß manche Leichen noch recht frisch waren. Andere wiederum hatten bereits die verschiedenen Stufen der Verwesung erreicht, und die brauchte sie nicht unbedingt.
    Der Blick nach rechts und links. Nein, es war kein Mensch in der Nähe. Auf diesem Teil des Friedhofes gab es nur wenige neue Gräber. Wer hier seine letzte Ruhe fand, der wurde in einer Gruft beigesetzt.
    Candy hielt sich nicht an die schmalen Wege. Sie ging quer über die Gräber hinweg. Hin und wieder stützte sie sich an den Grabsteinen ab. Immer wenn sie ihre Hände zurückzog, blieben Schleimspuren kleben, aber das interessierte sie nicht mehr.
    Wichtig war das Ziel, der Tote!
    Sie blieb noch einmal stehen, als sie den äußeren Rand der aufgetürmten Kränze erreichte. Der letzte Blick.
    Es war gut, alles gut!
    Niemand schaute ihr zu, als sie über die Kränze hinwegstieg. Die Schuhe waren ihr plötzlich hinderlich geworden. Sie schleuderte sie von ihren Füßen, damit sie sich besser bewegen konnte. Außerdem waren die Schuhe zu eng gewesen, denn die Füße fingen schon an, sich zu verändern. Sie wirkten breiter und klumpiger. Sicherlich auch viel weicher als normal.
    Der erste Blick in das Grab!
    Wieder klebte in den Augenwinkeln der Schleim. Sie mußte ihn wegwischen, um besser sehen zu können.
    Der Sarg war nur teilweise zu sehen, und zwar dort, wo die Erde abgerutscht war. Rechts und links hatte sie sich aufgebaut und lag dort in dicken Klumpen oder auch in Krümeln.
    Es machte Candy nichts aus, zu arbeiten. Um an die Leiche zu kommen, mußte sie den Sarg erst öffnen. Auch da kannte sie sich aus und kletterte in das Grab.
    An der Innenseite rutschte sie entlang. Ihre Gier war kaum zu stoppen. Ein wilde Vorfreude auf das Festmahl erfaßte sie, und aus ihrem Mund drangen blubbernde Geräusche. Vor den Lippen entstanden Blasen, die zu Schleimtropfen zerplatzten, wenn sie zu dünn geworden waren.
    Breitbeinig über dem Fußende des Sargs blieb sie stehen. Mit beiden Händen räumte sie den Lehm so gut wie möglich vom Deckel - und hielt inne, obwohl sie den Sarg noch nicht freigeräumt hatte.
    Etwas störte sie ganz gewaltig. Sogar so intensiv, daß sie nicht mehr an das Opfer dachte. Es war einfach die Form des Sargs, denn ein derartiges Objekt oder Design war ihr noch nicht unter die Augen gekommen. Das war kein normaler Sarg mit einem Deckel, der auf dem Unterteil festgeschraubt oder festgeklemmt wurde. Nein, bei diesem Sarg wurde der Deckel in das Unterteil hineingeschoben. Da hatte der Schreiner genau die passenden Führungsschienen hergestellt, und sie war überzeugt, daß der
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