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1062 - Und abends kommt der böse Mann

1062 - Und abends kommt der böse Mann

Titel: 1062 - Und abends kommt der böse Mann
Autoren: Jason Dark
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war.
    Die dunkelhaarige Frau hatte alles im Griff. Die Kids reagierten auf ihre Handbewegungen. Es waren Jungen und Mädchen zwischen zehn und zwölf Jahren. Die Frau war so etwas wie eine Regisseurin. Sie gab Anweisungen, wohin sich die einzelnen Akteure zu begeben hatten.
    Es wirkte schon alles recht professionell. Die Kinder waren nicht zum erstenmal damit konfrontiert worden. Es sollte ein gruseliges Stück aufgeführt werden. Zumindest ließen die Kostüme darauf schließen. Die Kinder trugen Umhänge, die sie zu Gespenstern machten. Schwarze und weiße Stoffe. Kapuzen, die über ihre Köpfe gezogen worden waren und nur die Schlitze für die Augen und Lippen freiließen. Zwei von ihnen hatten schwarze Trikots übergestreift, auf deren Vorderseiten sich helle Knochen abzeichneten.
    Wenn die Akteure sich bewegten, dann sah es aus, als tanzten zwei Skelette.
    Monty kicherte in sich hinein. Besser hätte es für ihn gar nicht laufen können. Er würde warten, bis das Spiel begann und danach mitmischen. Er stellte sich vor, wie er sie zu kleinen Engeln machte.
    Eine wunderbare Sache, denn nur so konnte er seinem großen Mentor die Dankbarkeit erweisen.
    Er roch die Kinder!
    Für ihn entwickelten sie stets einen besonderen Geruch. Sie waren noch so neu, so unerfahren. Sie standen allem Neuen deshalb auch anders gegenüber. Ohne große Vorurteile, und darauf hatte er bisher stets bauen können.
    Für einen Moment schloß er die Augen und drängte auch die Geräusche in den Hintergrund. Vor seinem geistigen Auge erschien ein Bild. Er stellte sich einen Friedhof vor. Einen schönen Friedhof, von der Sonne beschienen, die ihre Strahlen auch auf die Gräber schickte, die sich in einer langen Reihe abzeichneten. Gräber von Kindern. In jedem lag ein Junge oder ein Mädchen. Durch ihn zu kleinen Engeln gemacht, die dem großen Engel geweiht waren.
    Eine wahnsinnige Vorstellung. Etwas, das ihn innerlich jubeln und aufblühen ließ. Er spürte die Kraft in sich, wie sie sich veränderte und ihn wie ein Kreislauf durchrann. Hitze und Wärme wechselten sich bei ihm ab. Er wußte, daß er sich zusammenreißen mußte, denn sonst würde er zu sehr auffallen. Dann konnte er nicht verhindern, daß sein erstes, eigentliches Gesicht zum Vorschein kam. Ein Gesicht, das er schon seit Urzeiten kannte und das er seinem Schöpfer verdankte.
    Er öffnete die Augen.
    Es hatte sich nichts verändert. Auf der Bühne dirigierte noch immer die Frau. Diesmal machte sie Tempo, denn sie klatschte in die Hände und deutete mit beiden Armen in verschiedene Richtungen, weil sie wollte, daß sich die Mitglieder der Truppe dort aufbauten.
    Dann erstarrte die Frau mitten in der Bewegung. Sie hatte etwas gesehen, das ihr nicht paßte. Für einen Moment zögerte sie noch, dann hatte sie sich entschlossen. Sie sagte zu einem Jungen einige Worte und setzte sich dann in Bewegung.
    Ihr Ziel war Monty!
    Und Monty sah sie ebenfalls. Er merkte, daß ihm von dieser Frau eine gewisse Gefahr drohte. Ihre Miene hatte sich verändert. Die Frau wirkte nicht mehr entspannt- konzentriert, sondern leicht verunsichert. Sie hatte den Zuschauer gesehen und wußte ihn nicht einzuschätzen.
    Über ihre Jeansbluse hatte sie eine braune Lederweste gestreift.
    Die Hose saß eng, ließ aber genügend Bewegungsfreiheit zu. Der Blick war auf Monty fixiert.
    Er sagte nichts. Er wartete. Für eine schnelle Flucht war der Zeitpunkt ungünstig. Dadurch hätte er nur Aufsehen erregt, und das wollte er noch nicht.
    Monty grinste. Er wußte, daß er keine Schönheit war, und dieses Grinsen irritierte die Frau mit den dunklen, glatten Haaren. Vor der Treppe blieb sie stehen und schaute auf Monty nieder.
    »Kennen wir uns?«
    Monty schüttelte den Kopf.
    »Was suchen Sie denn hier?« Die Frage hatte aggressiv geklungen. Monty machte auf die Frau keinen guten Eindruck. Sie spürte, daß etwas nicht stimmte. Dieser Mensch in seinem langen Mantel war ihrer Meinung nach nicht normal.
    »Ich schaue zu. Ich bin übrigens Monty.«
    »Ich heiße Diana.«
    »Wie schön.«
    Diana wußte nicht, was sie mit diesen Reden anfangen sollte. Der Anblick machte sie nervös. Monty hatte andere Augen. Sie wußte nicht, ob sie sie als schlimm einstufen sollte. Zumindest waren sie anders, das sah sie trotz des schwachen Lichts. Über diesen ungewöhnlichen Blick konnte auch das Lächeln nicht hinwegtäuschen.
    »Warum stehen Sie hier?«
    Monty hob die Schultern. »Ich finde es schön, den Kindern
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