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1062 - Station der Porleyter

Titel: 1062 - Station der Porleyter
Autoren: Unbekannt
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vertrockneten Kadaver einiger großer, geflügelter Insekten.
    Noch interessanter war das, was unter dem Netz auf dem Boden lag: trockene Chitinskelette, die Knochen von kleinen Reptilien, aber auch solchen mit mehr als einer Einheit Länge - und das kaum beschädigte Skelett eines offenbar aufrechtgehenden Lebewesens, das eine Mischung von Protosimianer und Protosaurier gewesen zu sein schien.
    Lange Zeit musterte Sagus-Rhet dieses Skelett. Das Wesen, dem es gehört hatte, mochte anderthalb Längeneinheiten hoch gewesen sein. Das erschien dem Dargheten aber nicht so wichtig wie die Wirbelsäule - für Molluskenabkömmlinge stets ein faszinierender Anblick -, deren Wirbel so dicht beieinander lagen, daß ihr doppelt Sförmiger Verlauf nicht zu übersehen war. Dieser Verlauf der Wirbelsäule aber war charakteristisch für aufrechtgehende Protosimianer, Protosaurier, Protofelinen und Protoursinen - und den vierundvierzig befreundeten Völkern waren keine aufrechtgehenden Lebewesen bekannt, die nicht gleichzeitig jenen Grad der Intelligenz erreicht hatten, die sie eindeutig vom Tier trennte.
    Das Skelett mußte demnach einem intelligenten Wesen gehört haben. Dennoch suchte Sagus-Rhet vergeblich nach Überresten von Kleidung und technischer Ausrüstung. Alle Intelligenzen pflegen zumindest technische Utensilien und manchmal auch Waffen bei sich zu tragen. Die Dargheten bildeten die einzige Ausnahme: Jede am Körper anliegende Kleidung hätte zu schweren Hautschäden geführt, und Waffen hatten Dargheten niemals getragen, weil die Tripliden für sie gehandelt hatten.
    Sagus-Rhet kam zu dem Schluß, daß dieses Wesen zwar intelligent gewesen war, aber noch nicht zivilisiert und daß es gegen die Kälte entweder durch einen Schuppenpanzer oder ein Fell geschützt worden war. Der Schluß befriedigte ihn nicht ganz, weil dann eigentlich Überreste eines Schuppenpanzers oder Felles bei dem Skelett liegen sollten, doch er sah keine glaubhafte Alternative dazu.
    Etwa einen tausendstel Tag lang überlegte er, ob er das Netz zerstören sollte, indem er es mit seinem Nuguun-Keel rammte. Doch er sagte sich, daß eine solche Aktion sinnlos war. Die Riesenspinne würde ihr Netz in weniger als einem zehntel Tag erneuern. An die Möglichkeit, sie zu töten, dachte er überhaupt nicht.
    Er kehrte um, denn auf der anderen Seite der Halle führten nur drei Gänge weiter, die aber zu schmal für ihn waren.
     
    *
     
    „Sie haben keine Anhaltspunkte für eine Zivilisation entdeckt", berichtete Kerma-Jo, als Sagus-Rhet zu ihm zurückgekehrt war. Tron, Falln und Res hockten auf dem Rücken seines Nuguun-Keels.
    „Das ist schade", erwiderte Sagus-Rhet. „Aber vielleicht existiert auf einem anderen Teil der Planetenoberfläche eine Zivilisation. Uns bleibt allerdings nichts anderes übrig, als weiter durch das Höhlensystem zu gehen."
    Er ließ seine Tripliden wieder aus seinem Nuguun-Keel schlüpfen, dann bewegten sie sich auf ihren künstlichen Kriechfüßen tiefer in das Höhlensystem hinein.
    Nach einiger Zeit veränderte sich die Struktur des Gesteins, das den Höhlengang umgab. Es war immer noch Kalk, aber rissiger und lockerer als weiter oben. Wasser tropfte von der Decke, aus der seltsame längliche Gebilde ragten, an deren Enden sich das Wasser zu Tropfen sammelte. Diesen Gebilden wuchsen vom Boden ähnliche Gebilde entgegen.
    Sagus-Rhet und Kerma-Jo, die keine Informationen über Tropfsteine besaßen, nannten die Gesamtheit dieser Gebilde „Wachsende Steine". Da sie ihnen oftmals den Weg versperrten, so daß sie sie mit dem Gewicht ihrer „Panzerkokons" zermalmen mußten, sahen sie in ihnen nur ein Ärgernis.
    Das Ärgernis des herabtropfenden Wassers stuften sie noch höher ein als das der Wachsenden Steine, denn sie stellten fest, daß sich auf den Rücken ihrer Nuguun-Keels allmählich ein harter weißer Überzug bildete, der, wie eine Sondenanalyse zeigte, aus Kalk bestand.
    Ein Stück weiter veränderte sich die Umgebung abermals. Zwischen den von der Decke herabhängenden Wachsenden Steinen wuchsen zahllose phosphoreszierende Pflanzen, wahrscheinlich Flechten, die sich außer durch ihr Leuchten noch durch eine weitere Besonderheit von den Flechten unterschieden, die die beiden Dargheten kannten. Sie besaßen glockenförmige Ausstülpungen, in denen sich Insekten fingen, die durch das Leuchten angelockt worden waren.
    Überhaupt nahmen die Lebensformen in diesem Bereich des Höhlensystems in überraschendem Umfang zu.
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