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1056 - Die steinerne Charta

Titel: 1056 - Die steinerne Charta
Autoren: Unbekannt
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leblos die Station vom oberen Eingang auch gewirkt hatte - hier in der ersten Ebene entstand ein völlig anderer Eindruck. Der BASIS-Kommandant fühlte sich von unsichtbaren Augen beobachtet.
    Sie unterquerten den Torbogen und betraten den blauen Bereich. Ausgehend vom Tor, verliefen strahlenförmig sechs Schneisen tiefer in den Sektor. Jede Schneise war mit doppelseitigen Kojen bestückt, in denen alle möglichen Dinge aufbewahrt oder (Javier empfand diesen Ausdruck passender) ausgestellt wurden.
    Rhodan sah seine Begleiter der Reihe nach an. Sein Gesicht zeigte Spuren von Müdigkeit. Javier wunderte das nicht, wenn er an die Strapazen dachte, die Rhodan in den letzten Tagen durchgemacht hatte. Ohne seinen Zellaktivator wäre Rhodan völlig ausgebrannt gewesen.
    Nicht allein der Zellaktivator! korrigierte Javier sich sofort. Da war noch etwas, das sich nicht so ohne weiteres klassifizieren ließ.
    Die Kraft eines Ritters der Tiefe?
    „Ich glaube, es ist ziemlich egal, wo wir anfangen", bemerkte Rhodan achselzuckend.
    „Warum teilen wir uns nicht?" schlug Roi vor. „Auf diese Weise kämen wir schneller voran."
    Rhodan lehnte das ab.
    „Es ist durchaus möglich, daß wir auf Probleme stoßen, die wir nur mit vereinten Kräften lösen können."
    Sie wählten die am weitesten links liegende Schneise und drangen in sie ein. Die Kojen sahen alle gleich aus: blauer Boden, blaue Wände und keine Decke. Die Wände waren drei Meter hoch. Sie besaßen an keiner Stelle irgendwelche Verzierungen oder Aufschriften. Wen immer die Erbauer dieses unglaublichen Museums als Besucher erwartet hatten - sie schienen deren Kenntnis aller hier ausgestellten Dinge vorausgesetzt zu haben.
    Und nun kommt eine Handvoll Blinder! dachte Javier sarkastisch.
    Sie wanderten von Koje zu Koje, und obwohl alles, was sie zu sehen bekamen, fremdartig und vieles spektakulär wirkte, hatten sie doch das Gefühl, Objekte zu betrachten, die für ihre Besitzer einst alltäglich gewesen waren.
    Rhodan hielt nicht an. Er ließ seine Blicke von der einen Seite zur anderen schweifen und sprach kein einziges Wort. Auf Javier wirkte er wie ein eiliger Käufer, der kurz vor Ladenschluß noch einen wichtigen Einkauf tätigen möchte und dem die Zeit unter den Händen verrann.
    Erst vor der letzten Koje auf der rechten Seite blieb Rhodan stehen. Javier sah ein zylindrisches Rohr mit zahlreichen Narben auf der Außenfläche und einem Stab, der wie ein Degen hindurchgestochen war. Das Gebilde war von seinem Podest gestürzt. Es sah aus, als wäre es von jemand mit außergewöhnlichen Kräften kurz aufgehoben, untersucht und dann achtlos fallen gelassen worden.
    Rhodan machte Anstalten, die Koje mit dem Zylinder darin zu betreten, und erst jetzt wurde sich Waylon Javier einer Grenze bewußt, die zwischen dem Gang und den Kojen bestand. Sie war völlig unsichtbar (der Boden des Ganges war ebenfalls blau und schmucklos), aber sie materialisierte als etwas Gegenständliches in dem Augenblick in Javiers Bewußtsein, als Rhodan die entscheidenden Schritte tat. Daran, daß Rhodan plötzlich innehielt und seine Augen sich weiteten, erkannte Javier, daß der andere das Phänomen ebenfalls registriert hatte - vielleicht in noch viel stärkerem Maß.
    Und Skenzran sagte bestürzt: „Ritter, du darfst hier nichts anrühren."
    „Wie sollen wir Erfolg haben, wenn wir alles nur anschauen, als stünde es in gläsernen Vitrinen", sagte Rhodan trotzig - und überschritt die unsichtbare Grenze.
    Javier schloß unwillkürlich die Augen und wappnete sich gegen ein überwältigendes Ereignis. Doch alles blieb ruhig, und als er langsam wieder aufschaute, sah er Rhodan über das Rohr gebeugt und den Stab anfassen, der darin stak.
    Skenzran gab einen erstickten Laut von sich und schien sich hinter dem hölzernen Rollstuhl verkriechen zu wollen.
    Eine mechanische Stimme, die vom Kojenboden zu kommen schien, sagte unverhofft: „Das ist eine lautlose Faust. Sie wurde entworfen und konstruiert von Damus Kdrak Orv aus der Dynastie der Regenbogen-Ingenieure."
    Das leere Podest begann von innen heraus zu glühen, und Javier sah in einem transparent werdenden Hohlraum ein winziges skelettöses Modell der lautlosen Faust. Auf der einen Seite des Modells befand sich ein energetischer Wirbel, der von einem unwiderstehlichen Sog in das Rohr gezogen wurde - auf der anderen Seite entstanden Blitze, so groß wie Stecknadelköpfe. Dann erlosch das Podest, der ganze Spuk war vorüber.
    Rhodan lächelte
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