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1055 - Vampire, Karina und wir

1055 - Vampire, Karina und wir

Titel: 1055 - Vampire, Karina und wir
Autoren: Jason Dark
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so zu packen, daß er aus der Führung gerissen wurde.
    Lächelnd rollte Costello auf die Tür zu. Dieser Vorhang war nicht aus Spaß angebracht worden. Er hatte schon seine Bedeutung, denn er sollte so manche Folterszene verdecken, die auf der anderen Seite des Gitters stattfand. Zu sehen war dann nichts, nur zu hören.
    Wenn die Schreie erklangen und von irgendwelchen Leuten gehört wurden, die weich gemacht werden sollten, waren allein die Schreie schon eine schlimme Folter. Da konnte sich die Phantasie dann ausmalen, was hinter dem Stoff geschah, und das waren zumeist die schlimmsten Dinge.
    So schwer die Stahltür auch war, sie ließ sich trotzdem leicht öffnen. Costello drückte die Klinke nach unten. Ein schwacher Druck reichte bereits aus.
    Wenig später fuhr er in den ebenfalls kahlen, von kaltem Licht erhellten Gang hinein und rollte auf den Fahrstuhl zu. Die Vampire mußten noch auf ihre Nahrung warten. Es kam auf eine oder zwei Stunden nicht an. Erst dann konnte er sein Will Mallmann gegebenes Versprechen einlösen und sie auf die Reise schicken. Der Plan stand fest, und schiefgehen konnte nichts, weil die Blutsauger jetzt unter seiner Kontrolle standen. Das war besser, als sie im Bunker zu behalten, aus dem sie zwar auch nicht fliehen konnten, aber da hatten sie eben nicht unter Kontrolle gestanden.
    Die Tür des Aufzugs öffnete sich, und Costello fuhr in den viereckigen Kasten hinein.
    Sein Gesicht zeigte einen zufriedenen Ausdruck. Aber nur deshalb, weil er nicht mehr an Karina Grischin dachte. Ob sie tatsächlich falsch spielte und der Gegenseite angehörte, konnte er nicht mit Bestimmtheit sagen. Er wollte es auch nicht glauben. Sein Ego war angekratzt. Niemals hatte er sich bisher in einem Menschen so getäuscht. Doch das von Franco geträufelte Gift erzielte schon seine Wirkung. Außerdem fehlte noch immer der Kontrollanruf.
    Er fuhr dorthin, wo er sich wohlfühlte. Der Stuhl rollte durch die großen Räume, die nicht durch Türen miteinander verbunden waren, damit Costello Platz hatte.
    Die Möblierung setzte sich aus verschiedenen Stilrichtungen zusammen. Moderne und antike Stücke waren so gestellt worden, daß sie einander nicht störten.
    Überall standen Vasen, aus denen frische Blumen hervorschauten. Und der Blick in den Park war von jedem Zimmer aus reichlich gegeben, so daß Costello besonders im Sommer den Eindruck bekam, in der freien Natur zu leben und nicht hinter gepanzerten Scheiben.
    Er fuhr in seinen Arbeitsraum und stoppte vor dem Schreibtisch.
    Der Wein stand immer in seiner Nähe. Die Karaffe für den Roten wurde stets auf gefüllt, und auch jetzt brauchte er einen Schluck.
    Einer seiner Leute hatte auch einige Canapees bereitgestellt.
    Kleine Imbisse. Mini-Pizzen mit verschiedenen Wurst- oder Käsesorten belegt. Kleine Pfannkuchen, auf denen rosiger Lachs schimmerte, oder einfach nur gewürztes Knoblauchbrot.
    Man wußte, was Costello gerne aß, doch an diesem Tag fehlte ihm der rechte Appetit.
    Karina wollte ihm nicht aus dem Kopf. War sie nun eine Verräterin oder nicht?
    Wenn sie ihn hätte verraten wollen, welchen Grund hätte sie dann gehabt?
    Er konnte es nicht sagen. Sie stammte nicht von hier. Er hatte sie aus Rußland kommen lassen. Einer Russin traute er erst recht kein verräterisches Motiv zu, keine Zusammenarbeit mit Konkurrenten in England.
    Sollten die negativen Dinge zutreffen, dann mußte der Grund dafür tiefer, sehr viel tiefer liegen. Doch so weit hatte der Mann noch nicht gebohrt. Wenn die Sache mit den Vampiren gelaufen war, würde er sich um Karina genauer kümmern.
    Vorausgesetzt, sie kehrte zurück. Tat sie es nicht, würde er sie jagen lassen, und sie würde selbst in ihrer Heimat nicht vor seinem langen Arm in Sicherheit sein. So weit reichten Costellos Beziehungen. Noch war es Theorie und nicht in die Praxis umgesetzt worden, was sich Costello im Prinzip auch nicht wünschte.
    An diesem Tag aß Costello nur die Hälfte der Köstlichkeiten. Nahezu verbissen hockte er hinter dem großen Schreibtisch, auf dessen Platte kein Staubkorn lag. Damals war er gedemütigt worden. Da hatte er die Verletzung erhalten, die ihn in den Rollstuhl zwang. Doch er hatte sich erholt. Er war noch härter und brutaler geworden. Sein Vertrauen anderen gegenüber war gesunken, bis auf eine Ausnahme, die auf den Namen Karina Grischin hörte.
    Sollte sie diesen Vorschuß tatsächlich so mißbraucht haben, wie Franco annahm?
    Costello hob das Glas an und trank den Schluck
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