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1051 - Als Verfluchte grüßen...

1051 - Als Verfluchte grüßen...

Titel: 1051 - Als Verfluchte grüßen...
Autoren: Jason Dark
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immer…
    ***
    Es war ein Wetter wie für eine Beerdigung geschaffen. Etwas trüb, kaum Wind, eine winterliche Friedhofslandschaft, im Prinzip still, wenn sie nicht von der Stimme eines Pfarrers unterbrochen wurde, der am offenen Grab stand und eine Trauerrede hielt.
    So war es auch in diesem Fall, und Suko und ich hörten der Trauerrede zu. Wir standen ziemlich weit hinten, da wir nicht zu den Angehörigen des Mannes gehörten, der hier auf dem Friedhof seine allerletzte Ruhe fand.
    Es war ein Kollege von uns, der beerdigt wurde. Einer, der sich immer verdammt eingesetzt hatte und als Undercoveragent auch Erfolge erzielt hatte.
    Auch uns hatte er so manchen Tip gegeben. Wir kannten ihn relativ gut, und so war es Ehrensache, daß wir an seiner Beerdigung teilnahmen.
    Der letzte Erfolg war William Hurt leider nicht vergönnt gewesen.
    Seine Feinde hatten ihn auflaufen lassen. Ihm war schließlich die Kehle durchgeschnitten worden. Seine Mörder waren abgetaucht, und man sprach davon, daß sie aus Kreisen der Ost-Mafia stammten, denn gegen sie hatte William Hurt in den letzten Jahren gekämpft.
    Nun nicht mehr. Jetzt lag er in einem Sarg und konnte auch die Worte des Pfarrers nicht mehr hören. Neben den Angehörigen waren auch viele Kollegen zur Beerdigung erschienen. Sogar unser alter Freund Chief Inspector Tanner stand in der Nähe des Grabs. Sein Gesichtsausdruck ähnelte dem der meisten anderen Trauergäste.
    Er zeigte Wut. Zorn und Haß über diesen hinterhältigen und feigen Mord. Man würde alles daransetzen, um den oder die Killer zu finden. Der Sarg selbst war von Kollegen getragen worden, die betreten das Grab umstanden.
    Zum Glück war William Hurt nicht verheiratet gewesen. So blieben auch keine Kinder zurück. Bruder, Schwester und die Eltern standen dicht am Grab. Sie konnten es noch immer nicht fassen, daß es William nicht mehr gab, aber dieser Job war verdammt gefährlich. Und er wurde immer gefährlicher, da die Gegenseite ihre Brutalität ausdehnte. Es ging um Geld und Macht. Da war den Leuten jedes Mittel recht.
    Die Familie hatte nach der Beerdigung noch zu einem Reuessen eingeladen. Dort wollten Suko und ich nicht hin. Außerdem gehörten wir nicht zu den guten Bekannten oder engsten Freunden des Toten.
    Während der Pfarrer sprach, ließ ich meinen Blick über den Friedhof gleiten. Der Winter hatte die Natur kahl werden lassen. Nur die Blumen an und auf den Kränzen brachten etwas Farbe in das triste Bild, aber sie kam mir verloren vor oder zu unrecht gesetzt.
    Stumme Zeugen der Vergänglichkeit waren für mich die Grabsteine oder die Kreuze. Oft genug hatten wir uns auf einem Friedhof herumgetrieben und schreckliche Dinge erlebt, die mir jetzt wieder hochkamen. Ich dachte an Vampire, Ghouls, an lebende Leichen, an Beerdigungen, die zu einem reinen Horrortrip geworden waren.
    Das passierte hier nicht. Es ging alles normal zu.
    »Wollte Tanner nicht noch mit uns reden?« flüsterte Suko mir zu.
    »Ja, nur kurz.«
    »Und danach ziehen wir uns zurück.«
    Ich nickte. »Wie besprochen.«
    Der Sarg stand im Grab, der Pfarrer hatte seine Ansprache beendet. Er kondolierte den engsten Angehörigen, sprach tröstende Worte und zog sich zurück.
    Jetzt waren die Kollegen an der Reihe. Alles geschah in einer so unnatürlichen Stille. Auch wir sprachen der Familie unser Beileid aus, drehten uns ab und sahen, wie Tanner winkte. Er trug einen grauen Mantel und hatte sogar seinen alten Filzhut gegen einen neuen ausgetauscht. Wir gingen auf ihn zu und wenige Schritte zur Seite, wobei wir das Knirschen der Steine unter unseren Füßen hörten.
    Unter den Zweigen einer knorrigen Linde blieben wir stehen.
    »Ihr bleibt bei eurem Entschluß und geht nicht mit?« fragte uns der Chief Inspector.
    »Ja, Tanner, nimm es uns nicht übel.«
    »Auf keinen Fall. Das kann ich gut verstehen. Ich hätte an eurer Stelle auch so gehandelt.« Er verzog das faltige Gesicht. »Es ist schon verdammt erbärmlich, wenn man einen Kollegen beerdigen muß, der so jung gestorben ist. Du stehst davor, du bist völlig von der Rolle, und du sagst dir, daß du ihm etwas schuldig bist.«
    »Das Finden der Killer.«
    »Ja, Suko, aber das ist die zweite Tragik. Wir haben keine Spuren, keinen Hinweis. Es heißt, daß die Killer zur Ost-Mafia gehören sollen, aber das steht nicht fest.«
    »Woran hat Hurt denn gearbeitet?« fragte ich.
    Tanner hob die Schultern. »Keine Ahnung. Er gehörte auch nicht zu meiner Crew. Es ging schon um
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