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1044 - Die Braut des Engels

1044 - Die Braut des Engels

Titel: 1044 - Die Braut des Engels
Autoren: Jason Dark
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ist von London aus mit hierher gekommen. Sie wartet an der Treppe und…«
    Nein, sie wartete nicht, denn als ich mich umdrehte, war sie nicht mehr zu sehen.
    Und nicht nur sie, auch die Beretta war verschwunden…
    ***
    Evita Munoz hatte der plötzlichen Eskalation zugeschaut. Für sie war alles schnell, zu schnell gekommen. Schon überfallartig hatte die Veränderung sie erwischt. Ihre Angst war schlimm geworden.
    Sie fürchtete sich vor einer Schießerei und hatte sich deshalb in die Hocke fallen gelassen. Sie war so lange in der Haltung geblieben, bis sich die Lage einigermaßen geklärt hatte.
    Die grauhaarige Frau rannte auf die Tür zu. Sie war nicht mehr bewaffnet. Die Pistole hatte ihr John abgenommen, und das Schießeisen lag jetzt auf dem Boden.
    Die Frau riß die Tür auf. John war ihr nachgelaufen. Beide erreichten den anderen Raum, in dem Frauen in langen, weißen Gewändern standen.
    Was dort passierte, bekam Evita so gut wie nicht mit. Etwas anderes lenkte sie ab. Als wäre die am Boden liegenden Pistole ein Magnet und sie ein Stück Eisen, so wurden ihre Blicke davon angezogen. Sie hatte das Gefühl, einen Befehl erhalten zu haben. Irgend jemand wollte, daß sie aufstand und sich der Waffe näherte. Sie lag da, als wäre sie nur für sie zurückgelassen worden.
    Evita bewegte sich wie unter einem fremden Einfluß stehend.
    Nicht besonders schnell, dafür zielsicher. Sie erhob sich und ging auf die Pistole zu.
    Was weiter vorn hinter der offen stehenden Tür passierte, interessierte sie nicht. Für sie war einzig und allein die Pistole wichtig. Evita dachte auch nicht darüber nach, daß sie noch nie mit einer derartigen Waffe geschossen hatte, aber sie war sich sicher, daß sie die Pistole einfach haben mußte.
    Und so schritt sie auf die Beretta zu. Blieb dann stehen, bückte sich und faßte das kalte Metall an. Die Berührung hinterließ bei ihr eine Gänsehaut. Evita sprang über ihren eigenen Schatten, hob die Pistole vorsichtig auf und hielt sie mit beiden Händen fest. Auf keinen Fall sollte sie zu Boden fallen.
    Dann drehte sie sich um.
    Sie ging auf die Treppe zu.
    Und Wieder wirkte die Vierzehnjährige wie ferngelenkt. Die Pistole zwischen ihren Händen paßte nicht zu ihr. Sie war mehr ein Fremdkörper, aber für das Mädchen ungemein wichtig. Nichts konnte Evita noch aufhalten. Sie fühlte sich fremdbestimmt und wußte trotzdem, daß es genau richtig war, was sie tun wollte.
    Das Licht lockte sie. Es war nur die erste Etappe. Viel wichtiger war Kalim, der Engel. Über ihn hatte sie schon etwas gehört. Lilian hatte ihn oft genug erwähnt, und Evita haßte ihn, denn er hatte Lilian letztendlich in den Tod getrieben.
    Der innere Motor schob sie weiter. Immer mehr näherte sie sich der Treppe. Für einen Moment blieb sie an der untersten Stufe stehen und holte tief Luft.
    Dann stieg sie die Treppe hinauf. Es war eine steile Treppe mit engen Stufen. Wer sie nicht kannte, konnte leicht stolpern. Doch Evita ging weiter wie von sicherer Hand geführt. In ihrem Gesicht zeigte sich kein Ausdruck, und sie störte sich auch nicht daran, daß sie so gut wie nichts sehen konnte. Das war alles bedeutungslos geworden. Das Geländer, die Stufen, alles nur schwache Schatten innerhalb dieser Lichtfülle.
    Evita nahm Stufe für Stufe. Das Zentrum rückte näher, und sie spürte es auch.
    Ihr wurde kalt und manchmal auch warm. Innerhalb des Lichts hatten sich die unterschiedlichsten Temperaturen verteilt. Wärme und Kälte – gut und böse.
    Die letzten Stufen, eingefaßt in einen Wendel. Auch hier stoppte Evita Munoz nicht. Für sie war es wichtig, das Ziel zu erreichen und sich dem Engel zu stellen.
    Der letzte Schritt.
    Sie war oben.
    Und sie starrte nach vorn…
    ***
    Genau das tat auch Jane Collins, die diesen schweren Weg ebenfalls gegangen war. Die Grauhaarige hatte sich nach Erreichen des Ziels sofort wieder zurückgezogen, und so stand Jane allein im Licht und auch vor dem Schattenriß, der sich darin abzeichnete.
    Die Gestalt auf dem Thron!
    Jane hatte mittlerweile erkannt, daß dieser Person auf einem Thron saß. Wie es sich gehörte, wie ein König. Er hatte seine Arme auf die Lehnen gelegt, sich leicht gedreht, dabei auch vorgebeugt, um in eine bestimmte Richtung schauen zu können.
    Er war Schatten und Licht zugleich. Gut und Böse standen sich in ihm pari gegenüber.
    Jane hörte ihn lachen, erst danach sprechen. »Komm näher, meine Braut. Komm näher an meinen Thron heran. Du bist die
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