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1034 - Kitas Kettenhund

1034 - Kitas Kettenhund

Titel: 1034 - Kitas Kettenhund
Autoren: Jason Dark
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hatte sie mitten im Sprung erwischt. Sie stand auf ihren Hinterbeinen. Der Körper befand sich in einer Schräglage, und mit den Vorderpfoten schlug die Kreatur wild um sich, wobei ihr Maul weit offenstand und immer wieder zuschnappte, als wollte sie unsichtbare Gegner verschlingen.
    Der Getretene hatte sich auf den Rücken gedreht und seine Arme etwas vorgestreckt. Er wirkte wie ein Mann, der unter einer schrecklichen Angst litt, und er sah auch den hellen Geifer vor dem Maul der Bestie schäumen.
    »Mist!« hörte ich Suko flüstern. »Da steht uns einiges bevor, denk ich mir.«
    Ich enthielt mich einer Antwort. Suko wußte auch so, daß ich mit ihm übereinstimmte.
    Kita genoß ihre Aktion. Sie hielt die Bestie noch an der Kette und auch in der entsprechenden Haltung. Daß sie ihn überhaupt so halten konnte, ließ auf eine verdammt große Kraft schließen, die man ihr kaum zutraute.
    Ängstlich und auch devot starrte der Mann am Boden auf das menschliche Gesicht der Bestie. Es war schrecklich verzerrt. Aus den Zügen sprühten Gier und Haß.
    Kita zog ihren Begleiter wieder zurück, der auch gehorchte, sich aber nicht mehr auf den Boden legte, sondern neben ihr stehenblieb.
    In der Höhe reichte er ihr bis zu den Knien der langen Beine. Wenn man seine Sprungkraft dazurechnete, dann war das schon ein verdammter Killer auf vier Beinen.
    »Geh wieder an deinen Platz!« befahl Kita dem Mann. »Aber sei gewiß, daß ich dein Benehmen nicht vergessen habe…«
    Der Gedemütigte erhob sich zitternd. Er hatte geweint. Er schaute aus gebückter Haltung hoch zu seiner Herrin und bewegte sich taumelnd und geduckt durch die schmalen Lücken zwischen den einzelnen Tischen. Schwer ließ er sich auf den Sitz fallen, beugte sich nach vorn und drückte sein Gesicht gegen die auf dem Tisch aufgelegten Arme.
    Er hatte seine Lektion bekommen. Kein anderer Gast traute sich, Kita zu widersprechen, die endlich Zeit gefunden hatte, sich uns zuzuwenden. »Ihr seid die Auserwählten, und ihr allein werdet mir in meinen Keller folgen!«
    Wir ließen uns trotzdem Zeit. »Wer nimmt den Hund und wer die Frau?« fragte Suko leise.
    »Abwarten. Kommt auf die Situation an.«
    »Okay. Schafft es eine Silberkugel?«
    »Ich denke schon.«
    »Ich nicht.«
    »Warum nicht?«
    Mein Freund hob die Schultern. »Ich glaube, daß uns noch einige Überraschungen bevorstehen. Nicht so sehr, was Kita angeht. Ich denke da mehr an ihren Kettenhund.«
    Kita hatte gemerkt, daß wir uns unterhielten. »Ihr sollt nicht reden, sondern herkommen!« schrie sie über die Köpfe der anderen hinweg. Sie hatte dabei sogar Mühe, ihren Kettenhund zu halten, der wild zerrte und seinen menschlichen Schädel dabei von einer Seite zur anderen warf, als wollte er irgendwelche Tropfen abschütteln.
    Suko ging vor. Er passierte Mona ebenso wie ich, die mich noch kurz ansprach. »Gratuliere, John. Ich habe das Geheimnis des Kellers noch nicht erleben dürfen.«
    »Sei froh«, sagte ich nur.
    Statt einer Antwort lachte sie. Es war der einzige Laut eines Menschen, den ich zunächst hörte. Ansonsten war es still. Abgesehen von unseren Schritten und dem hechelnden Knurren der Bestie.
    Sie ließ ich nicht aus dem Blick. Je näher ich an sie herankam, um so besser war der Kettenhund zu erkennen. Auf dem muskelbepackten Körper wuchs kein einziges Haar, ebenso wie auf dem kahlen, bläulich glänzenden Schädel. Der dicke Nacken wirkte wie in Falten gelegt, und der Mund drehte sich, als wir den Ort betraten, der als Bühne diente. Der Nebel hatte sich völlig verflüchtigt. Nicht einmal letzte Reste krochen über den Boden.
    Wir blieben vor Kita stehen, behielten allerdings mehr den Kettenhund im Auge, der den Eindruck machte, als wollte er uns anspringen, denn er schabte bereits mit den Hinterläufen.
    Wir sahen die Frau jetzt aus der Nähe. In ihrem Gesicht lag ein asiatischer Zug. Nicht chinesisch wie bei Suko, auch nicht ausgeprägt. Jemand aus ihrer Familie mußte aus dem Inselstaat Indonesien stammen. Ihre Nase war zur Stirn hin schmaler als am Ende.
    Dunkle Augen. Kalt wie Felseneis. Die Bestie hatte sich wieder beruhigt. Sie stand wie eine Statue neben ihr und bewegte sich auch nicht, als Kita sprach. »Zwei Neue«, sagte sie so leise, daß nur wir sie verstehen konnten. »Zwei Neue oder zwei Neugierige.«
    »Beides«, erwiderte ich.
    »Habt ihr schon gehört, daß Neugierde tödlich sein kann? Es gibt Welten, die für Fremde nicht zugänglich sind. Ich kann auch von
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