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1026 - Der Favorit

Titel: 1026 - Der Favorit
Autoren: Unbekannt
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Schweber stand einige Schritte entfernt. Sie mußten an Gruppen von diskutierenden Wesen unterschiedlichster Herkunft vorbei. Die Fremden unterhielten sich ungeniert über die Lugosiade, die Entführung Doevelnyks und die Frage, ob die Spiele tatsächlich stattfinden würden oder nicht. Cylam beobachtete die Kranin und war froh, daß sie kein allzu offensichtliches Interesse für all diese Bemerkungen zeigte.
    „Jurtus-Me", sagte er, als der Schweber sich bereits in Bewegung gesetzt hatte. „Ich bin erstaunt, daß du selbst kommst."
    „Wir messen den Dingen, die auf Couhrs-Yot vorgehen, einige Bedeutung bei", erwiderte die Kranin gelassen.
    „Das glaube ich gerne", versetzte Cylam lächelnd. „Und ich bin überzeugt davon, daß ihr Dutzende von Vertrauten in Couhrs-Yot zu sitzen habt."
    „Sie werden ebenfalls befragt werden", versicherte Jurtus-Me. „Was geht hier vor?"
    Cylam steuerte den Schweber auf eine der Hochstraßen und schaltete den Automaten ein. Dann berichtete er in nüchternen Worten, was sich bisher zugetragen hatte.
    Jurtus-Me hörte aufmerksam zu. Sie galt offiziell als eine der drei bedeutendsten Leibärzte Herzog GUS. Nur wenige wußten, daß sie, genau wie die anderen Ärzte und Favoritinnen, eine mit allen Wassern gewaschene Agentin des Herzogtums war und zu den engsten Vertrauten des Herzogs gehörte.
    Dieser Kranin hatte Cylam es zu verdanken, daß die MARSAGAN ihn nach Couhrs-Yot mitgenommen hatte. Jurtus-Me war es auch gewesen, die ihn gebeten hatte, ein Auge auf die drei Betschiden zu haben.
    Es war nicht das erstemal, daß er eine solche Aufgabe übernommen hatte. Er kam überall im Herzogtum herum, obwohl er offiziell nicht der Flotte angehörte. Für eine ganze Anzahl wichtiger Kranen waren Leute wie Cylam reine Nostalgie, die Verkörperung einer Vergangenheit, die man fast schon vergessen hatte. Für andere war er ein Narr - aber ob nun das eine oder das andere zutraf: Diesem Mann gegenüber waren sie alle mitunter weniger vorsichtig in ihren Äußerungen. Die einen ließen sich von wehmütigen Erinnerungen zu Aussagen verleiten, die sie keinem ihrer Freunde gegenüber gemacht hätten, und die anderen sahen in Cylam einen geistig unterbelichteten Schläger, der feine Andeutungen und Wortspiele ohnehin nicht verstand. Nicht zuletzt aber fühlten sich Nicht-Kranen zu ihm hingezogen.
    Es gab auch am Herzogtum von Krandhor Verräter - solche, die sich freiwillig gegen die bestehende Ordnung wandten, und solche, die aus einem Zwang heraus handelten. Es gab liederliche Beamte und bestechliche Stadtverwalter, Leute, die Waren veruntreuten und andere, die auf Kosten der Allgemeinheit zu Reichtum kommen wollten. Vor allem aber gab es die Bruderschaft, und Cylam hatte schon des öfteren mitgeholfen, Stützpunkte dieser Organisation aufzuspüren und auszuheben. Er tat das nicht aus Gewinnsucht, sondern weil er an die Idee des Herzogtums glaubte, an die Idee, ein Sternenreich zu schaffen, das eine Insel des Friedens war. Die Kranen waren sich selbst nicht restlos klar darüber, was ihre Bestimmung war. Diese eine Idee aber war unter ihnen weit verbreitet, wenn es auch nicht allzu viele gab, die sich rückhaltlos dafür eingesetzt hätten.
    An all das mußte Jurtus-Me denken, als Cylam von der Entführung Doevelnyks und dem Verschwinden der drei Betschiden berichtete. Den Kranen schmerzte es, sein Versagen eingestehen zu müssen, und Jurtus-Me verstand das.
    „Ihr habt den Stützpunkt der Bruderschaft nicht gefunden?" vergewisserte sie sich.
    „Nein", gestand Cylam bedrückt „Er kann sich theoretisch überall auf Couhrs befinden - selbst auf der Berescheide oder hier in der Stadt."
    „Auf der Insel der Gefangenen wohl kaum", murmelte die Kranin nachdenklich. „Man hätte die Schweber bemerkt, wenn sie übers Meer gekommen wären. Aber hier in der Stadt - das klingt schon besser."
    „Wir haben überall gesucht. Es war umsonst."
    Jurtus-Me sah Wyskynen fragend an, und der Prodheimer-Fenke blickte beschämt zu Boden.
    „Ich habe ihm nicht helfen können", versicherte er. „Mein Spürsinn versagt diesmal."
    „Das ist schade", sagte Jurtus-Me langsam. „Habt ihr wenigstens schon eine Ahnung, was dahinterstecken könnte? Warum hat man Doevelnyk und die Betschiden entführt?"
    „Das wissen wir nicht", erklärte Cylam. „Vielleicht hoffte man, mit Doevelnyks Entführung die Spiele sprengen zu können. Die Tarts sind mit Recht empört. Einige von ihnen verlangen, daß die Lugosiade nicht
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