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1026 - Blutige Vergangenheit

1026 - Blutige Vergangenheit

Titel: 1026 - Blutige Vergangenheit
Autoren: Jason Dark
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immer, jedenfalls ließ sie von ihrem Opfer ab und starrte in meine Richtung.
    Ich glaubte, ein helles Augenpaar zu erkennen, war mir aber nicht sicher. Ich schaffte es auch nicht, eine Kugel gegen das Ziel zu schicken, denn Duncan Sinclair bewegte sich blitzschnell von der Stelle fort. Er hielt sich geduckt. War sehr schnell, und es sah tatsächlich so aus, als würde ein Tier fliehen.
    Ich schoß trotzdem. Hoffte darauf, daß der Knall im Lärm der Feier unterging und keinen mißtrauisch machte. Die Kugel traf nicht, und ich befand mich in einer Zwickmühle.
    Sollte ich mich um den Mann oder um die Bestie kümmern? Sie hatte bereits eine sehr dunkle Stelle erreicht und wurde auch von keinem Lichtschein getroffen. Ihr Ziel war eine hohe Ruinenmauer.
    Für mich sah es so aus, als hätte sie die Ruine gerammt. Ich hörte sogar noch das Klatschen des Aufpralls, und dann huschte ein Schatten an der Mauer in die Höhe. Er klammerte sich fest. Er war schnell, erreichte die Krone, und ich sah nicht mehr, ob er sich an der anderen Seite hinabgleiten ließ oder auf der Ruine liegenblieb.
    Eines stand für mich fest. Ich brauchte nicht mehr im Turm nachzuschauen. Stand aber damit auch auf der schlechteren Seite, denn hier draußen gab es Verstecke genug.
    Es hatte doch jemand den Schuß gehört.
    Der nächste Mann, den ich sah, gehörte nicht zu den Gästen. Es war Suko, der mich gesucht und jetzt auch gefunden hatte. Sicher war er sich nicht, denn er fragte: »Hast du geschossen?«
    »Ja, aber nicht getroffen.«
    »Wo steckt er?«
    »Weg!«
    Suko fluchte leise. »Ist er schon bei den Menschen?«
    »Nein oder ja, ich weiß es nicht. Lauf du hin, Suko, bleib bei den Partygästen.« Ich wies auf die Mauer, an der die Bestie in die Höhe geklettert war. »Dort habe ich sie zum letztenmal gesehen. Sie kann überall stecken.«
    »Okay, John, dann mache ich mich auf die Suche nach diesem verdammten Sinclair.«
    »Ich komme nach.«
    »Was ist denn?«
    »Duncan hat jemand angegriffen.«
    »Hier?«
    »Geh, ich erledige das.«
    Jede Sekunde war wichtig. Ich hoffte inständig, daß der Mann, der noch immer am Boden lag, nicht sein Leben verloren hatte. Keine weiteren Toten mehr.
    Er lebte, denn ich hörte ihn stöhnen. Er richtete sich sogar auf, als ich neben ihm stand. Blut lief über sein Gesicht, auch über den Nacken hinweg. Es war aus den Haaren geronnen und hatte dunkle Fäden gebildet. Der Mann saß da und starrte auf seine Handteller, an denen ebenfalls Blut klebte. Wahrscheinlich hatte er nicht richtig mitbekommen, was mit ihm passiert war. Er sprach irgend etwas vor sich hin. Ein Tier, ein Schatten, Schmerzen…
    Als er mich sah, schrak er wieder zusammen. »Was… was … wollen Sie denn?«
    »Wissen, ob Sie noch allein aufstehen können.«
    »Ja, vielleicht.«
    »Was ist mit ihren Wunden?«
    »Im Nacken. Da sprang mich jemand an. Ein Hund oder so. Ich wurde… ich bin gestürzt. Ich habe nichts sehen können. Ich lag mit dem Gesicht nach vorn und …«
    »Ja, das habe ich gesehen.«
    Er ließ sich wieder fallen. »Ich bleibe hier!« keuchte er. »Ich kann nicht zurück.«
    Im Normalfall hätte ich ihn zurückgebracht. In seiner Lage aber war es besser, wenn er hier draußen blieb. Deshalb stimmte ich auch zu. Möglicherweise hatte er hier sogar den besten Platz von allen.
    Noch wurde gefeiert. Aber die Bestie lauerte, das wußte ich verdammt genau.
    Mit diesen Gedanken ging auch ich wieder auf Sinclair-Castle zu…
    ***
    Das Tier hatte die Mauer überwunden und war flach auf der Krone liegengeblieben. So gab es kein Ziel ab. Es knurrte wie ein Raubtier.
    Aus dem Maul drang der warme und feuchte Atem. An den Reißzähnen klebte noch das Blut, das er mit einigen schnellen Bewegungen seiner Zunge ableckte. Der Geschmack machte ihn zufrieden. Er hatte auch die kleinen Hautfetzen geschluckt, die seine scharfen Zähne gerissen hatten. Leider nur ein Vorgeschmack, die anderen Opfer warteten noch auf ihn, und er würde über sie kommen, ob er nun von Feinden umgeben war oder nicht. So leicht würde man ihn nicht bekommen.
    Auf dem Bauch liegend kroch er weiter. In ihm vereinigten sich Verstand und Instinkt. Der Verstand sagte ihm, daß er vorsichtig sein mußte, der Instinkt sorgte dafür, daß er sich der Beute immer mehr näherte. Am Ende der Mauer hielt er an und schaute nach unten.
    Kein Opfer hielt sich in seiner Nähe auf. Sie alle feierten zwischen den hohen Mauern, als wollten sie sich dort verstecken. Träge zog der Qualm
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