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1026 - Blutige Vergangenheit

1026 - Blutige Vergangenheit

Titel: 1026 - Blutige Vergangenheit
Autoren: Jason Dark
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der Grillöfen durch die bunten Lichter. Die Stimmen regten Duncan auf. Sie machten ihn verrückt. Sie ließen seine Gier stärker steigen.
    Am Ende der Ruinenmauer richtete er sich auf und sprang dann zu Boden, auf dem er federnd landete. Er suchte einen Weg, um zwischen die Menschen zu gelangen, und es gab auch einen, denn die hohen Mauern wiesen Lücken auf.
    Wie ein Tor, das man für ihn geöffnet hatte.
    Auf seinem Gesicht verzerrten sich die Lippen zu einem bösen Lächeln. Die Augen leuchteten noch stärker. Die Hände mit den Krallen zitterten.
    Lange konnte er nicht warten.
    Wollte es auch nicht.
    Und so kam er den Feiernden immer näher…
    ***
    Suko hatte die Feiernden längst erreicht. Das Bier floß in Strömen.
    Die Girlanden wackelten und schwangen hin und her, wenn der Wind sie erwischte. Bunte Lichter malten Farbinseln auf den Boden und pinselten auch die Feiernden an, die dadurch aussahen wie verkleidet.
    Irgendwo lachte eine Frau besonders schrill, so daß Suko zusammenzuckte.
    Die Musiker spielten nicht mehr. Sie hatten dem Bier ebenfalls fleißig zugesprochen und waren wohl kaum noch in der Lage, ihre Instrumente zu bedienen.
    So unterschiedlich die Menschen auch aussahen, jemand wie Duncan Sinclair wäre immer aufgefallen. Nach Johns Beschreibung glich er keinem normalen Menschen mehr.
    Die Luft zwischen den Ruinenmauern war schlecht. Da mischten sich die verschiedensten Gerüche miteinander. Es roch nicht nur nach Holzkohle und Gegrilltem, auch der Schweißgeruch der Feiernden mischte sich dort hinein.
    Suko suchte Karen Sinclair. Er wollte von ihr erfahren, ob andere diesen Duncan Sinclair bereits gesehen hatte, sich aber nicht trauten, darüber zu reden. Oder ob ihnen zumindest etwas aufgefallen war.
    Er wurde des öfteren angesprochen. Keiner wollte glauben, daß er Sinclair hieß. Trotzdem war er willkommen. Man bot ihm Essen und Getränke an.
    Suko lehnte beides ab. Es hatte auch keinen Sinn, nach Karen zu fragen, die wenigsten kannten sich so gut. Für sie waren eben nur die Nachnamen wichtig.
    All diejenigen, die hier feierten, stammten vom vierten Earl of Sinclair ab, dessen Skelett noch in einem Käfig innerhalb des Turmverlieses hing.
    Nur John nicht. Dafür aber Karen, die Suko endlich entdeckte. Sie stand relativ allein, falls man hier überhaupt von einem Alleinsein sprechen konnte. Karen sah verschwitzt aus, stillte ihren Hunger mit einem kurz angebratenen Hamburger und wirkte erleichtert, als Suko vor ihr erschien.
    »Da bist du ja endlich. Ist John auch da?«
    »Zumindest in der Nähe.«
    »Das ist gut. Hat es etwas Neues gegeben?«
    »Duncan ist da!«
    Karen erschrak. Sie sagte nichts. Aber der Appetit war ihr vergangen. Der Fleischklops landete in einer neben ihr stehenden Mülltonne aus blauem Kunststoff. Langsam drehte sie sich wieder zu Suko hin. »Und?« fragte sie halblaut. »Hat er schon…?«
    »Nein, das hat er nicht. Er hat es versucht, aber der Mann überlebte zum Glück. Zumindest bin ich mir da ziemlich sicher.«
    »Was tun wir jetzt?«
    »Wir müssen die Augen offenhalten. Zwar kann ich mich nicht in ihn hineindenken, aber wie ich ihn einschätze, lauert er bereits in auch für uns greifbarer Nähe. Wir können nicht alles unter Kontrolle halten und müssen mit dem Schlimmsten rechnen. Ich will nur in der Nähe sein, wenn etwas passiert. Vielleicht kann ich dann noch eingreifen. Auch John wird gleich hier sein.«
    »Ja, ja«, murmelte Karen wie selbstvergessen. »Am besten wäre es, wenn alle hier fliehen.«
    »Klar. Aber wie willst du ihnen das beibringen?«
    »Keine Ahnung.«
    »Okay, ich bleibe jetzt ebenfalls auf diesem Platz zwischen den Mauern und halte die Augen offen.«
    »Er ist ja nicht zu übersehen«, sagte Karen.
    Suko schüttelte den Kopf. »Du irrst dich und hast zugleich recht. Er ist auch nicht zu übersehen, aber er sieht nicht mehr so aus, wie du ihn kennengelernt hast.«
    »Wie denn?«
    Suko gab ihr eine knappe Beschreibung. Karen nahm sie hin, schüttelte aber den Kopf und sagte: »Das ist ja furchtbar. Noch schlimmer, denke ich – oder?«
    »Es kommt nur darauf an, wie jemand in seinem Innern denkt. Da sind beide Gestalten gleich schlimm.«
    »Ich habe schon gebetet«, flüsterte Karen Sinclair.
    »Sehr gut.« Nach dieser Antwort ging Suko.
    ***
    Duncan wartete noch immer. Er hockte vor dem Loch in der Mauer.
    Er war wild darauf, sich ein Opfer zu holen, aber er wollte es so tun, damit es nicht auffiel. Sich nicht erst groß zeigen.
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