Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1023 - Monster-Queen

1023 - Monster-Queen

Titel: 1023 - Monster-Queen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
zu schnell.
    Er fluchte leise über den Tanz. Das hatte sie sonst nicht getan, und sie ließ die verdammte Bluse noch an, deren Stoff immer wieder vor die beiden Halbkugeln fiel, um aber wenig später wieder in die Höhe geschleudert zu werden.
    Wann endlich fiel die Bluse?
    »Mach schon, verdammt! Stell dich nicht so an. Ich will es sehen. Ich bin verrückt danach…«
    Dann geschah es.
    Plötzlich war der Schatten da. Der Beobachter sah ihn deutlich, nur konnte er sein Erscheinen nicht begreifen. Er wunderte sich nur und gab der Wand im Prinzip die Schuld. Cynthia war zu nahe an sie herangetanzt, was sie sonst auch nicht getan hatte, aber er mußte auch zugeben, daß die Wand nie so dunkel gewesen war. Zudem hatte er sie nicht als so finster empfunden.
    Dancer war durcheinander. Er suchte nach einer Lösung und kam auf die normalste Idee. Es mußte nicht nur an Cynthia liegen, daß sich etwas verändert hatte, es konnte ebensogut ein Defekt in seinem Fernglas sein. Daß mit der Optik nicht mehr alles so stimmte, wie er es sich gedacht hatte. Das alles konnte hinkommen, um dann für eine derartige Veränderung zu sorgen.
    Er schaute wieder durch das Glas.
    Sie tanzte noch immer. Aber der Schatten hatte sich ausgedehnt.
    Er war größer geworden und nahm jetzt das gesamte Zimmer ein.
    Er war regelrecht beherrschend und ein Monstrum.
    »Ein Monstrum«, flüsterte Joel Dancer vor sich hin – und er bekam dafür den Beweis.
    Woher diese Gestalt so plötzlich erschienen war, konnte er nicht sagen. Sie war einfach da. Sie beherrschte das Zimmer. Sie war ein rötlichbraun schimmerndes Monstrum, das irgendwo Ähnlichkeit mit einem Gorilla aufwies. Aber mehr als doppelt so groß und auch verdammt breit. Ein häßlicher Kopf, ein Maul mit blinkenden Zähnen. Er stand wie eine lebende Wand über der Frau, die dem Fenster ihren Rücken zugedreht hatte und sich plötzlich die Bluse vom Körper riß.
    Sie schleuderte das Oberteil weg.
    Dann ging sie vor.
    Dabei senkte das Monster die Arme. Ähnlich wie der berühmte King Kong, als er die weiße Frau vorsichtig auf seine Hand setzte, um sie anschließend sacht zu streicheln.
    Aber Cynthia ging weiter. Der Beobachter wußte nicht, wohin ihr Weg sie führte. Ob auf das Monster zu oder einfach auf die Wand.
    Nein, nicht nur auf.
    Sie ging hinein.
    Die Wand bewegte sich. Sie kippte nach vorn, und einen Moment später war Cynthia Carinelli verschwunden…
    ***
    Joel Dancer kam mit sich und der ihn umgebenden Welt nicht mehr zurecht. Was er da gesehen hatte, war einfach zu stark gewesen. Zuviel, um es begreifen zu können. Das widersprach aller Logik. So etwas war einfach nicht zu begreifen. Daß diese Frau mir nichts dir nichts verschwunden war, zerrte an seinen Nerven. Verzweifelt suchte er nach Gründen und realistischen Erklärungen, aber er wußte keine.
    Dancer blieb sitzen. Er schaute längst nicht mehr durch sein Glas.
    Jetzt starrte er ins Leere. Er sah aus wie ein Mann, der sitzend in ein Koma gefallen war. Völlig autistisch. Selbst in seinem Kopf waren die Gedanken und Überlegungen gestoppt worden.
    Er hatte etwas Unmögliches erlebt, und er wußte auch, daß er keinem Irrtum anheimgefallen war. Die Leere der Wohnung sagte genug. Cynthia hatte sie nicht auf dem normalen Weg verlassen, denn die Tür war noch geschlossen.
    Er schüttelte den Kopf. Erwachte wie aus einem langen, bedrückenden Traum. Dann stand er auf. Seine Glieder schmerzten vom langen Sitzen. Neben dem Stuhl blieb er stehen und streckte sich, während der Schweiß kalt auf seiner Stirn lag. Der Hals kam ihm dabei vor wie zugeschnürt, und seine Handflächen waren feucht.
    Das Leben war für ihn bisher ohne große Aufregungen verlaufen, abgesehen von seinen kleinen Freuden, die er sich am Abend gönnte, wenn er durch sein Glas schaute.
    Menschen wie er gab es genug auf der Welt. Aber was er jetzt erlebt hatte, das war einfach zuviel für ihn gewesen. Er hatte etwas erlebt, das es nicht geben durfte. Da war tatsächlich ein Monster erschienen, und wie es so ausgesehen hatte, war es kurzerhand aus der Wand getreten. Es hatte sich dabei aus einem Schatten entwickelt. Es war dann auf die Frau getroffen. Es hatte sich über sie gebeugt und kurzerhand zugegriffen, einfach so.
    Er lachte wie ein Kind. So hoch, so schrill. Er schüttelte den Kopf, als er sich die Szene noch einmal vergegenwärtigte.
    Cynthia hatte sich nicht einmal gewehrt. Sie hatte genau gewollt, daß er zu ihr kam, sie umarmte und dann mitnahm.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher