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1020 - Doriel

1020 - Doriel

Titel: 1020 - Doriel
Autoren: Jason Dark
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Zwischen den Fingern hatte sich eine Haut gebildet. Ähnlich wie eine Froschhaut. Damit hatte es nun gar nichts zu tun, und es war auch keine Schwimmhaut, auch wenn es im ersten Augenblick so ausgesehen hatte.
    Nein, bei ihm schimmerte stinkender Schleim zwischen den Fingern. Damit hatte ich den Beweis.
    Dieses Monstrum war ein Ghoul. Tatsächlich ein Leichenfresser, ein Widerling der schlimmsten Sorte. Es war mir auch klar, weshalb er die Leiche in die Höhe gezerrt und sein Maul geöffnet hatte.
    Er hatte sie vertilgen wollen.
    Mir stockte der Atem. Ghouls waren gefährlich. Sie waren widerlich, aber sie gehörten auch zu der Gruppe von Dämonen, die ziemlich weit unten standen. Gegen geweihte Silberkugeln waren sie nicht resistent. Das kannte ich aus eigener Erfahrung.
    Er bewegte sich jetzt schwerfälliger, als er wieder hochkam. Er wollte mehr, und er verwandelte sich auch weiter in dieses fürchterliche Wesen. Der Schleim beschränkte sich nicht mehr auf seine Hände, er war jetzt überall. Sollten sich im Gesicht Poren abgezeichnet haben, so drang er auch aus ihnen hervor. Eine ekelhafte glitschige Masse, die zudem noch erbärmlich nach Verwesung stank.
    Ich sah ihn nicht mehr von der Seite, sondern jetzt von vorn. Allerdings hielt ich mich nicht in seiner Greifweite auf. Der hervortretende Schleim hatte ihn schwerfällig werden lassen. Er rollte über sein Gesicht, denn selbst aus dem Schädel drang er hervor, ebenso wie aus der Nase und den Ohren.
    Sein Körper war zu einer einzigen Schleimmasse geworden, die auch die Kleidung nicht nur nach vorn drängte, sondern unter ihr und an den Seiten hervorquoll, um dann allmählich nach unten zu sacken, damit sie sich vor seinen Füßen verteilen konnte.
    Ich wußte nicht, was über mich gekommen war. Möglicherweise kam hier alles zusammen. Daß es mir nicht gelungen war, Jane Collins zu finden, daß es einen Besessenen gab, der die Insel möglicherweise unsicher machte, daß sich zudem Jane in seinen Klauen befand, daß ich hier drei Leichen gefunden hatte, und daß ich nun einen der abartigsten Dämonen vor mir sah.
    Jedenfalls riß bei mir der Faden.
    Ich schrie auf.
    Und dann sprang ich nach vorn und rammte gleichzeitig die rechte Hand mit dem gezackten Flaschenhals vor.
    Ich hatte die Kehle des Ghouls anvisiert - und traf.
    Das gezackte und messerscharfe Ende des Flaschenhalses bohrte sich in die weiche, schleimige Kehle hinein. Ich schob es tief hinein in diesen verfluchten Hals, als sollte es an der anderen Seite wieder hervortreten.
    Erst dann ließ ich dieses Waffe los und wich sofort zurück. Der Ghoul blieb auf den Beinen. Durch den ausgetretenen Schleim war er noch mächtiger geworden. Vor meinen Augen verschwand auch der Rest der Schwärze, die mich übermannt hatte. Für eine kurze Dauer hörte ich nur mein eigenes Keuchen.
    Vor mir bewegte er sich. Oder war es nur der Schleim, der das Gesicht so grimassenartig verzerrte?
    Er hatte inzwischen auch die Füße erreicht und verwandelte sich dort in eine Lache, von der ein widerlicher Gestank aufstieg und mir beinahe den Atem raubte.
    Dann bewegte er seinen rechten Arm und natürlich auch die dazugehörige Hand. Sie patschte an seinem Körper hoch und wanderte auf die Kehle zu, wo er den Flaschenhals entfernen wollte.
    Er würde überleben, das stand fest.
    Aber ich wollte ihn tot haben.
    Und deshalb nahm ich die Beretta in die rechte Hand. Die Mündung zielte auf das häßliche Gesicht dieser schleimigen Gestalt. Den großen Kopf konnte ich nicht verfehlen.
    Dann drückte ich ab.
    Die Kugel traf genau in die Stirnmitte. Das Klatschen hörte ich nicht, weil das Schußgeräusch selbst zu laut gewesen war, aber ich sah die Spritzer, die wie im Zeitlupentempo nach allen Seiten hin wegflogen. Wie ein schwerer Hammer fiel der Arm wieder nach unten, und seine Hand klatschte gegen die Körperseite.
    Das geweihte Silber fing damit an, in seinem Körper zu arbeiten. Es war nicht der erste Ghoul, den ich erledigte, und so wunderte mich die Reaktion auch nicht.
    War vorhin noch der Schleim als eine helle und an einigen Stellen gläsern wirkende Masse aus ihm hervorgequollen, so zog er sich jetzt nicht zurück, sondern blieb.
    Aber er trocknete aus.
    Der Ghoul starb, und er ging dabei auf eine für ihn bestimmte Art und Weise ein.
    Die Kreatur kristallisierte. So wurde der Schleim fest, zu Kristallen, die auch die Lache nicht verschonten und die Gestalt hinaufwanderte, den Körper erfaßten und auch den Kopf
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