Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

1016 - Zwischenspiel auf Karselpun

Titel: 1016 - Zwischenspiel auf Karselpun
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
verblüfft war er. Auch Scouties und Faddons Gesichtsausdruck verriet Fassungslosigkeit und grenzenloses Erstaunen.
    Es dauerte eine halbe Ewigkeit, ehe Mallagan stammelte: „Eine ... eine was?"
    „Ein Zusammentreffen mit dem Orakel, Mallagan! Ist das denn so schwer zu verstehen?"
    „Es ist überhaupt nicht zu verstehen, Jons! Du bist der Bote des Orakels, von dem wir nur Gerüchte vernahmen und nicht einmal wissen, was es ist und ob es überhaupt existiert. Auch Keros muß annehmen, jeder Krane muß annehmen, daß du das Orakel kennst und ihm mehr als nur einmal begegnet bist. Soll dein Verlangen bedeuten, daß du das Orakel noch nie gesehen hast?"
    „Das stimmt! Ich habe es nie gesehen, obwohl ich sein Bote bin. Das mag unlogisch klingen, ist es aber nicht. Ich weiß jedoch, daß Wesen wie ihr dem Orakel nahe stehen müßt." Er schloß für einen Moment seine Augen und wirkte müde und schlaff, fast hoffnungslos. „Ihr seid wirklich niemals auf Kran gewesen?"
    „Nein!" sagte Mallagan, härter als zuvor. „Niemals! Ich glaube, du bist uns einige Erklärungen schuldig, meinst du nicht auch?"
    Jons sah ihn an.
    „Nein, das glaube ich nicht. Später vielleicht. Ich muß jetzt nachdenken und ein paar Entscheidungen fällen, die euch betreffen."
    Er stand auf und ging zur Tür. Dort drehte er sich noch einmal um.
    „Es wäre mir lieb, wenn ihr euer Quartier vorläufig nicht verlassen würdet. Die Tür bleibt auch weiterhin unverschlossen."
    Scoutie lauschte den verhallenden Schritten nach, dann erhob sie sich und ließ die Tür zugleiten. Sie blieb stehen, als sie sagte: „Die Neuigkeiten, daß wir noch nie auf Kran waren und noch nie das Orakel gesehen haben, muß ihn ziemlich erschüttert haben. Ich glaube, daß wir seine ganzen Pläne durcheinandergebracht haben."
    „Das ist auch mein Eindruck", stimmte Mallagan ihr zu. „Ich kann nur hoffen, daß sich seine Enttäuschung nicht negativ auf unsere Situation auswirkt"
    „Ich verstehe das alles nicht", gab Faddon zu. „Er muß uns für etwas ganz Besonderes gehalten haben, und nun ist er enttäuscht, daß wir normale Betschiden sind. Eine andere Erklärung kann ich nicht finden."
    „Obwohl du angeblich nichts verstehst", warf Scoutie ihm vor, „kommt deine Vermutung der Wahrheit sicherlich sehr nahe. Jons hat Hilfe von uns erwartet, und nun ist es damit nichts. Er wollte das Orakel sehen, und wir sollten ihm dabei helfen. Warum wohl? Allein unser Anblick ließ ihn vermuten, daß wir etwas mit diesem sagenhaften Ding zu tun hätten. Der Rest ist reine Spekulation."
    Mallagan nickte Faddon zu.
    „Wie wäre es, wenn du dich jetzt um das Essen kümmern würdest, Brether? Mit vollem Magen denkt es sich leichter."
    Faddon sprang auf, wie von der Tarantel gestochen.
    „Manchmal hast du richtig gute Ideen!"
    Blitzschnell verschwand er in der vollautomatischen Küche, um ein Festmahl zu programmieren.
     
    *
     
    Jons hatte sich in seine Kabine zurückgezogen und brütete vor sich hin. Er ahnte, daß er einen Fehler begangen hatte. In seinem Eifer, sein Ziel zu erreichen, war er zu weit vorgeprescht. Seine Fragen mußten die drei Fremden mißtrauisch gemacht haben, und vor allen Dingen wußten sie jetzt, daß er - der einflußreiche Orakel-Bote - ihre Hilfe in Anspruch nehmen wollte.
    Sie kannten den schwachen Punkt in seinem Leben.
    Noch etwas kam hinzu: wenn auf Kran jemand erfuhr, daß er die drei Gefangenen um ihre Hilfe gebeten hatte, konnte das nachteilige Folgen für ihn haben. Man würde ihn nicht mehr ernst nehmen, und das wäre das Schlimmste, was ihm passieren konnte.
    „Sie dürfen Kran nicht erreichen", murmelte er laut zu sich selbst. „Aber der Kommandant Keros weiß, daß ich sie nach Kran bringen will. Wenn er eine entsprechende Information gespeichert oder gar nach Kran durchgegeben hat..."
    Er verstummte, denn es wurde ihm immer klarer, daß er in der Klemme saß.
    Er mußte mit jemand darüber sprechen, dem er vertrauen konnte. Dafür kam eigentlich nur der Lysker Tors in Frage, der ihm seine gute Stellung und einiges mehr zu verdanken hatte. Jetzt hatte Tors Gelegenheit, seine Schuld zurückzuzahlen.
    Jons ließ den Piloten ablösen und bat ihn um eine Unterredung.
    Es war nicht zum erstenmal, daß Tors den Boten des Orakels in dessen Wohnquartier aufsuchte. Es war auch keine echte Freundschaft, was die beiden so ungemein unterschiedlich aussehenden Wesen" verband, mehr eine Zweckgemeinschaft. Seiner Stellung wegen war Jons meist einsam
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher