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1015 - Henkeraugen

1015 - Henkeraugen

Titel: 1015 - Henkeraugen
Autoren: Jason Dark
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jetzt mit dem leerstehenden Haus deiner Eltern passiert?«
    »Ja, schon, aber ich bin noch zu keinem Entschluß gekommen. Ich denke, daß ich mir ein Mieterpaar suche, damit es nicht leersteht. Aber das muß ich mir noch überlegen. Zumindest schaut jemand aus dem Ort regelmäßig nach, ob alles in Ordnung ist.«
    Glenda stimmte mir zu. »Es ist auch schwer, mit dem Gedanken zu leben, daß ein Fremder im Elternhaus wohnt. Außerdem hast du noch keine Klarheit, was das Schicksal deines Vaters angeht – oder?«
    »Meinst du damit sein Verhältnis zu Lalibela?«
    »Klar. Zu dieser Loge.«
    »Das stimmt. Ich grüble oft genug darüber nach, was meinen Vater dazu veranlaßt haben könnte. Ich tendiere zu der Annahme, daß er in eine Falle geraten ist. Damals schon, bei seinem Eintritt. Da hat die Gegenseite schon gewisse Dinge vorbereiten können, aber das weiß ich alles nicht genau. Außerdem müßte ich Zeit haben, mich intensiver darum zu kümmern.«
    »Nimm sie dir doch.«
    »Du hast gut reden. Bei uns brennt immer der Busch. Oder hast du erlebt, daß unsere Freunde von der anderen Seite mal Urlaub machen? Ich nicht, und so wird es auch weitergehen, denke ich.«
    »Trotzdem müßtest du mal Zeit finden, um nachzuforschen.«
    »Das weiß ich«, sagte ich seufzend.
    Wir hatten es nicht mehr weit bis Mayfair. London war durch den Nieselregen in eine regelrechte Waschküche getaucht, ohne daß der Nebel allerdings zu dicht zwischen den Häusern lag. Einzig und allein der Regen sorgte für diese Veränderung und auch der aus dem Boden kriechende Dunst.
    Dennoch kamen wir nur langsam voran, denn das Wetter hielt kaum Fahrer davon ab, nicht ihre Wagen zu benutzen. Auch die Straße, in der Sarah wohnte war in Regen und Dunst getaucht. Die Bäume hatten inzwischen Laub bekommen, das naß schimmerte und sich manchmal bewegte, wenn der Wind mit ihm spielte.
    Als hätte Sarah die Lücke extra für uns geschaffen, so war ein Parkplatz vor ihrem Haus frei. »Ich steige aus«, sagte ich zu Glenda und griff in den Rückraum, wo der Regenschirm lag.
    Sie war sehr einverstanden. Mir war es egal, ob meine Haare naß wurden. Ich spannte den Schirm auf. Die Feuchtigkeit schlug mir entgegen. Ich hatte das Gefühl, die Luft trinken zu können. Auf dem Boden breiteten sich Pfützen aus, und die übrigen Steine waren ebenfalls naß und manchmal auch glatt.
    Wir hatten uns so gut wie nicht verspätet. Lady Sarah öffnete schon die Tür, bevor ich sie noch erreicht hatte. »Ah ja, John, das finde ich gut, daß du mich behüten willst.«
    »Komm unter den Schirm.«
    »Augenblick, ich hole nur noch meine Tasche.«
    Das dauerte fünf Sekunden, dann verließ Sarah das Haus und schloß die Tür ab. Sie trug einen dunkelblauen Mantel und sah irgendwie auch edel aus. Sogar einen Hut hatte sie auf ihr graues Haar gesetzt. Ebenfalls in dunkelblau, allerdings mit weißem Rand.
    Ich öffnete ihr die Wagentür, Sarah stieg in den Fond und begrüßte Glenda sehr herzlich, die sich noch einmal für die Einladung bedankte.
    »Ach, keine Ursache, Kind. Das gehört sich einfach so. Ich war mal wieder an der Reihe. Es kommt ja selten vor, aber hin und wieder fühle ich mich verpflichtet, euch gegenüber etwas Gutes zu tun.«
    Ich war noch nicht gestartet, drehte mich um und schaute Sarah mit einem Blick an, der vieles bedeuten konnte. Die Erklärung verschwieg ich mir allerdings.
    Sie hob die Augenbrauen. »Ist was, John?«
    »Nein, nein, eigentlich nicht.«
    »Aber?«
    Daß sie lächelte, konnte einen völlig normalen Grund haben, nur traute ich ihr wieder nicht. »Ich hatte nur gerade gedacht und frage mich, was wirklich dahintersteckt!«
    »Ein netter Abend liegt vor uns.«
    »Ohne Jane.«
    »Ja, ohne sie.«
    »Hat sie tatsächlich zu tun?«
    Sarah nickte.
    »Glaubst du das, Glenda?«
    »Wenn sie es doch sagt.«
    »Siehst du, John«, sagte die Horror-Oma. »Glenda hat keine so schlechte Meinung von mir.«
    »Das habe ich auch nicht behauptet. Aber ich weiß auch, daß du nichts ohne Grund tust.«
    »Richtig. Ich wollte nicht allein sein und mal wieder fein ausgehen. Jane hatte ja mitkommen sollen, aber ihr wißt ja, wie sie ist. Wenn sie Arbeit auch nur riecht, schlägt sie zu. Und jetzt fahr endlich ab, denn ich habe Hunger.«
    »Gut, wie du willst.«
    Ich startete. Beruhigt hatte mich Sarahs Erklärung trotzdem nicht.
    Als ich Glenda einen Seitenblick zuwarf, merkte ich, daß auch sie gedankenverloren vor sich hinschaute.
    Kam das dicke Ende
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