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101 Nacht: Aus dem Arabischen erstmals ins Deutsche übertragen von Claudia Ott nach der Handschrift des Aga Khan Museums (German Edition)

101 Nacht: Aus dem Arabischen erstmals ins Deutsche übertragen von Claudia Ott nach der Handschrift des Aga Khan Museums (German Edition)

Titel: 101 Nacht: Aus dem Arabischen erstmals ins Deutsche übertragen von Claudia Ott nach der Handschrift des Aga Khan Museums (German Edition)
Autoren: Unbekannt
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Verstand. Er legte die Hand fest um das Heft seines Schwertes und schnitt den beiden die Köpfe ab. Dann zog er sie aus dem Bett in die Mitte des Hauses. Dort setzte er den Kopf des Schwarzen auf die Brust des Mädchens und den Kopf des Mädchens auf die Brust des Schwarzen und erhob die Stimme zu den Versen:
    So sind die Frauen! Ob sie gleich als keusch und züchtig gelten,
    Und scheint es auch, als lebten sie nach heiligen Gesetzen –
    Sie sind wie rohes Fleisch, um das hungrige Hunde streichen.
    Bewachst du’s nicht, so teilen sie’s und reißen es in Fetzen!
    Heut’ ist die Frau gar zutraulich und teilt mit dir ihr Leben,
    Schon morgen wird ein and’rer sich an ihrer Hand ergötzen.
    Es ist wie mit dem Haus, das du bewohnst: Sobald es leer steht,
    Wird es nach dir ein anderer, den du nicht kennst, besetzen.
    Dann nahm der junge Mann seineSachen,verließdasHausundgingwiederhinauszudemindischenScheich.Dersahihnkommenundbemerktesofort,dasssichseinGesichtveränderthatte.ErfragteihnnachseinemBefinden,dochderjungeMannverbarg,wieihmzumutewar,underzählteihmnichts.NunalsobegabensichdiebeidenzumMeeresstrand,bestiegendasSchiffundsegeltenbeigünstigemWindab.DerjungeMannaberverändertesichvonTagzuTagmehr.
    Als sie nun bei der Stadt des Königs, der indischen Hauptstadt, eintrafen, kamen Boote zu ihrem Empfang herausgefahren. Die Menschen strömten in ihren festlichsten Kleidern auf die Straßen, und auf einem riesengroßen Elefanten zog der König aus seinem Palast. Zu seiner Rechten und Linken flatterten Fahnen aus bunter Seide, und an den Spitzen der Elefantenstoßzähne glitzerte jeweils ein roter Rubin. Der indische Scheich und der junge Mann bestiegen ein hübsches Boot, ließen sich zum König hinüberrudern und entboten ihm ihren Gruß.
    Sowie der König den jungen Mann erblickte, wandte er sich an den Scheich. ~ Wo ist denn nun die Schönheit und Anmut des jungen Mannes, die du uns angepriesen hast?, fragte er ihn.
    ~ Mein Gebieter, entschuldigte sich der Scheich , ~ der junge Mann war auf der Reise unpässlich. Darum hat sich seine Hautfarbe verändert, und seine schönen Eigenschaften sind nicht gut zu erkennen.
    Der König ordnete an, dass der junge Mann im Gästehaus untergebracht und für seinen Unterhalt gesorgt würde, bis er sich erholt hätte und die Strapazen der Reise von ihm abgefallen wären. Dieses Gästehaus trug den Namen Haus der Herrschaft und stand direkt gegenüber dem Königspalast.
    Der Scheich , der die Regierungsgeschäfte führte, kam täglich zu dem jungen Mann, musterte ihn und brachte ihm Arzneien und Lebensmittel, so viel er benötigte. Doch der junge Mann erschien immer stärker verändert und verwandelt.
    Es wird erzählt:
    EinesTagesdachtederjungeMannwiedereinmalanseineCousineundwasmitihrgeschehenwarundwurdevondiesenGedankensobetrübt,dasserfastgestorbenwäre.VorlauterUnruhesprangeraufundbegann,imHaushinundherzulaufen,immervoneinerEckezuranderen.DabeientdeckteereinekleineTür.Eröffnetesie und sah eine Treppe vor sich . Erstieghinauf.ObenfandereineKuppel,dieaufmarmornenMauernruhte.DieKuppelbesaßvierLuken,durchdiederWindsanftinallenRichtungenein-undausströmenkonnte.DieFlügelihrerLädenwarenausSandelholzundElfenbeingefertigtundmitgoldenenundsilbernenNägelnbeschlagen.ErstießeinenderLädenauf. Von dort aus konnte er auf einenGartenunmittelbarnebendemKönigspalastblicken.ErsahdarinBäumeundFrüchte,kleineTeicheundStandbilder,dieausihrenMündernWasserspien.InderMittedesGartenssahereinenmächtigenBaummitwiegendenÄsten.Währendersoschaute,wurdeamRandedesGartensplötzlichein Tor geöffnet, und vierzig mondgleiche Mädchen kamen heraus.
    Unter ihnen war ein Mädchen wie die Sonne. Sie trug eine mit Perlen und Edelsteinen besetzte Krone auf dem Kopf und war mit einem aus puren Goldfäden gewebten Gewand angetan. Die Mädchen um sie herum musizierten auf Fingerzimbeln, Lauten und Leiern. Sie zogen weiter bis zur Mitte des Gartens, da rief das Mädchen den anderen Mädchen etwas zu, und plötzlich sprangen sie alle vor ihr davon, und eine jede suchte sich ein Versteck. Was aber tat das Mädchen? Sie trat unter den Baum, stampfte mit ihrem Fuß auf die Erde, und siehe da! Dort war mit einem Mal eine Platte zu sehen, die hob sich und gab die Öffnung eines unterirdischen Ganges frei.
    Aus diesem Gang trat jetzt ein schwarzer Sklave mit aufgeworfenen Lippen und blitzenden Augen. Er packte mit seiner Hand das Mädchen, zog sie zu sich heran und schimpfte: ~ Du böses Mädchen! Du lässt mich
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