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101 Nacht: Aus dem Arabischen erstmals ins Deutsche übertragen von Claudia Ott nach der Handschrift des Aga Khan Museums (German Edition)

101 Nacht: Aus dem Arabischen erstmals ins Deutsche übertragen von Claudia Ott nach der Handschrift des Aga Khan Museums (German Edition)

Titel: 101 Nacht: Aus dem Arabischen erstmals ins Deutsche übertragen von Claudia Ott nach der Handschrift des Aga Khan Museums (German Edition)
Autoren: Unbekannt
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kannst du es mit deinen eigenen Augen sehen.
    Der König erhob sich unverzüglich , rief einen Ruhetag aus und ergriff die Hand des jungen Mannes. ~ Geh vor mir her, wies er ihn an, und dieser führte ihn zu dem Haus und begann dort mit ihm zu sprechen und Neuigkeiten mit ihm auszutauschen. Sie waren gerade in ihr Gespräch vertieft, als sie plötzlich ein lautes Geräusch vernahmen. Der König schaute hin, und siehe da! Soeben hatte sich das Gartentor geöffnet, und das Mädchen kam heraus in Begleitung der gewohnten Anzahl ihrer Dienerinnen. Sie bewegten sich in die Mitte des Gartens und huben an zu musizieren und zu tanzen. Den König packte die Eifersucht. ~ Du wolltest mir doch zeigen, was meine Frauen treiben, sagte er zu dem jungen Mann und fuhr fort: ~ Könige können alles ertragen außer drei Dingen: Wenn ihre Herrschaft verspottet wird, wenn sie mit ihren Frauen streiten müssen und wenn ihre Geheimnisse verraten werden.
    ~ Nicht so voreilig, Majestät!, beruhigte ihn der junge Mann . ~ Hab noch ein wenig Geduld.
    Während sie so miteinander sprachen, hatten sich die Dienerinnen im Garten verteilt und versteckt. Das Mädchen aber war unter den bewussten Baum getreten und stampfte nun mit ihrem Fuß auf die Erde. Da hob sich die Platte, und der Schwarze kam heraus, ergriff das Mädchen an beiden Händen und schalt sie heftig, weil sie so lange fort gewesen sei. Sie entschuldigte sich mit derselben Erklärung wie beim ersten Mal. Dann befriedigte er seine Lust an ihr, und der König konnte alles sehen.
    ~ Nun, was meinst du dazu, o König?, sagte jetzt der junge Mann .
    ~ Schon gut, erwiderte der König, ~ ich will nichts Schlechtes mehr von dir denken.
    Daraufhin kehrte der König in seinen Palast zurück, rief das Mädchen und ihre Dienerinnen zu sich und schlug ihnen samt und sonders die Köpfe ab. Dann ließ er den Schwarzen herbeiholen und tötete auch ihn. Er nahm dessen Kopf und den des Mädchens und stellte beide Köpfe vor sich in eine Schale. Nun ließ er nach dem jungen Mann aus Chorasân schicken.
    Als der hereinkam und die zwei Köpfe sah, fragte er: ~ Was ist denn das, Majestät?
    ~ Der Kopf des Schwarzen und der Kopf des Mädchens, antwortete er und stimmte die Verse an :
    Der Frauenschoß ist einem Pferdesattel gleich:
    Er ist nur dein Besitz, solang du bist der Reiter.
    Sobald du absteigst und dich einen Schritt entfernst,
    Steigt flugs ein and’rer auf und reitet weiter.
    Von nun an hielt sich der König von allen Frauen fern.
    Der junge Mann blieb noch eine Zeit lang bei ihm, so lange, bis ihn das Heimweh nach seiner Familie befiel. Er teilte es dem König mit, und der ließ ein geräumiges Schiff für ihn bauen und es mit allen Handelswaren Indiens, Schätzen und Geld beladen. Dann nahm er von ihm Abschied, und der junge Mann reiste ab zu seinem Vater und seiner Mutter.
    Der König lebte eine Weile so für sich allein, dann kehrte er zu den Frauen zurück, doch verbrachte er mit jedem Mädchen nur eine Nacht und tötete sie am darauffolgenden Morgen. Das ging so lange, bis er sich auch die Töchter der Wesire, Notabeln und seines Hofstaats nahm.
    Nun hatte der Großwesir zwei Töchter. Die ältere hieß Schahrasad, die jüngere Danisad. ~ Wesir, sprach der König zu ihm, ~ gib mir deine Tochter zur Frau.
    ~ Jawohl, mein Gebieter, erwiderte der Großwesir, ~ sie ist deine Magd, zusammen mit ihrer Schwester. Heute Nacht bringe ich sie zu dir.
    Und als die Nacht hereingebrochen war , führte der Wesir seine Tochter in den Königspalast. Der König vereinigte sich mit Schahrasad und verbrachte mit ihr die Nacht, wobei er sein Begehren an ihr stillte. Dann schickte er sich an, sie zu töten.
    Sie aber sagte zu ihm: ~ Mein Fürst! Wenn du mich bis zur nächsten Nacht am Leben lässt, erzähle ich dir eine Geschichte, die du ganz bestimmt noch nie gehört hast.
    ~ Kennst du etwa die Überlieferungen unseres Propheten und die Berichte aus den Geschichtswerken auswendig?, erkundigte er sich.
    ~ Ja, so ist es, o König, entgegnete sie.
    Da stand der König auf, versiegelte das Gemach, in dem sie war, und ging hinaus zu seinem Regierungssitz.
    Die erste Nacht

    Es wird erzählt:
    Und in der folgenden Nacht kam der König, brach das Siegel auf und schlief mit dem Mädchen bis zu der bewussten Zeit.
    Da rief Danisad ihr zu: ~ Ach, meine Schwester Schahrasad, erzähle doch unserem Herrn, dem König, deine schönen Geschichten!
    ~ Einverstanden, mein Gebieter!, erwiderte sie.

Die Geschichte vom
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