Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

1004 - Die Stufen der Erkenntnis

Titel: 1004 - Die Stufen der Erkenntnis
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
ihren geringen Körpermaßen entsprachen. Warum hatten sie die Konsole mit so klobigen Schaltern ausgestattet?
    Als er auf dem Drachen durch die Pseudolandschaft ritt, hatte er eine Schar von Aychartan-Piraten gesehen. Sie war ihm hilflos und verwirrt vorgekommen. Was hatten sie inmitten der Halluzination zu suchen? Wenn wirklich die Aychartaner selbst den psychotechnischen Zaubermechanismus als Sicherheitsvorkehrung installiert hatten, würden sie dann nicht Wert darauf legen, selbst nicht in Erscheinung zu treten? Und überhaupt: kannten die Piraten die Mentalität ihrer Feinde genau genug, um eine Anlage zu errichten, die Halluzinationen von der gewünschten Wirksamkeit erzielte?
    Am meisten aber beschäftigte Surfo der Gedanke an Glas, den Ai. Woher hatte er gewußt, daß sie Gefahr laufen würden, sich zu entzweien? Wie hatte er wissen können, was auf sie zukam? Es ging zwar das Gerücht, daß die Ais vieles sahen, was anderen Augen verborgen blieb, aber die Warnung, die Glas auf das kleine Stück Folie geschrieben hatte, deutete an, daß er die Gabe der Weissagung besaß; und an Weissagung glaubte Surfo Mallagan nicht.
    Er war sich darüber im klaren, daß er auf diese Fragen so rasch keine Antwort finden würde. Aber sie blieben ihm im Gedächtnis, und sein Mißtrauen war geweckt.
    Eine Stunde verging. Die Berge reckten sich mit jeder Minute höher. Sie stiegen nahezu unvermittelt aus der dschungelbedeckten Ebene und wirkten wie ein riesiger Wall, der das Tiefland längs des Äquatorialozeans vom Rest des Kontinents trennte. Die Schneekappen glitzerten golden im Schein der rotgelben Sonne.
    Scoutie, die voranflog, ließ ihr schüsselförmiges Fahrzeug in die Höhe steigen und verlor dabei an Geschwindigkeit. Surfo witterte Gefahr, aber als er Scoutie anrief, winkte sie beruhigend mit dem Arm. Sie zeigte nach vorne. Surfo ließ sein Fahrzeug ebenfalls steigen. Aus einhundert Metern Höhe sah er eine kleine Lichtung, die weniger als einen Kilometer entfernt vor ihnen lag. Auf der Lichtung erhob sich ein unscheinbares, würfelförmiges Bauwerk, nicht mehr als fünf oder sechs Meter hoch.
    Er verglich die Lage der Lichtung mit dem Verlauf der Bergwand, die wenige Kilometer dahinter steil in die Höhe ragte. Er zog auch den Zettel hervor und inspizierte die Kartenskizze, die er gezeichnet hatte. Staunen und Verwunderung ergriffen ihn.
    Scoutie bemerkte es. Ihre Schüsseln schwebten dicht nebeneinander reglos in der Luft.
    „Du hast dir mehr vorgestellt, wie?" fragte sie spöttisch.
    Brether glitt mit seinem Fahrzeug heran.
    „Das soll es sein?" fragte er ungläubig.
    Surfo nickte entschlossen und schob den Zettel wieder in die Tasche.
    „Das ist es", sagte er. „Das Zentrum des feindlichen Stützpunkts."
     
    10.
     
    Kullmytzer begriff sofort, daß etwas schiefgegangen war. Die Anzeigen, die er aus der letzten Station der Prüfstrecke erhielt, entsprachen nicht den Nennwerten. In diesem Augenblick hätten Surfo Mallagan und seine Gefährten vor dem großen Bildgerät stehen und die Nachricht lesen sollen, die ihnen verkündete, daß sie eine schwierige Prüfung absolviert und damit ihre Eignung für den Dienst in der Flotte der Herzöge von Krandhor unter Beweis gestellt hätten. Kullmytzer kannte den Wortlaut noch aus den Tagen, als täglich neue Trupps von Kandidaten auf Prüfpunkt 1 eingetroffen waren.
    WOHL EUCH, IHR HABT DIE SECHSTE STUFE DES VERSTEHENS ERRUNGEN: DIE TÜR STEHT EUCH OFFEN ZUM DIENST AM REICH UND DEN MÄCHTIGEN HERZÖGEN.
    An diesem Punkt hätten die drei Betschiden erkennen müssen, daß der Auftrag, den angeblich aychartanischen Stützpunkt zu erkunden, nur ein Vorwand gewesen war. Sie hätten sich unverzüglich auf den Rückweg machen sollen. Was aber geschah statt dessen?
    Surfo und seine Begleiter hatten sich, wie erwartet, nur kurze Zeit in dem kleinen Gebäude aufgehalten. Als sie aber aufbrachen, wandten sie sich nicht nach Südwesten, um zu ihrem Beiboot zurückzukehren, sondern sie verfolgten einen nördlichen Kurs, der in die Berge hineinführte. Kullmytzer hatte bisher Funkstille gewahrt, wie es die Testprozedur erforderte. Jetzt aber blieb ihm nichts anderes übrig, als mit den Prüflingen Verbindung aufzunehmen. Die Ahnung drohender Gefahr wurde noch drängender, als er feststellte, daß das nicht möglich war. Die Empfänger der Betschiden reagierten nicht auf seine Funkbotschaft.
    Auf Kullmytzers Befehl wurde ein mit drei Beibooten ausgestattetes Einsatzkommando
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher