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1002 - Höllenqualen

1002 - Höllenqualen

Titel: 1002 - Höllenqualen
Autoren: Jason Dark
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willst du noch das andere sehen.«
    »Ja, die Bundeslade.«
    »Was ist das?«
    Mir fiel ein, daß sie den Begriff nicht kannte, deshalb sagte ich:
    »Das Allerheiligste.«
    Diesmal erschrak Esther nicht. Sie hatte sich mit meinen Wünschen abgefunden. Aber sie stellte mir eine ungewöhnliche Frage.
    »Hast du denn keine Angst davor?«
    »Warum sollte ich?«
    »Aber dieses Heiligtum ist gefährlich. Es ist nicht nur gut, das wissen wir.«
    »Kannst du mir das erklären?«
    »Ja und nein. Ich habe es nur gehört, aber nie selbst gesehen. Sie kann töten. Sie ist Beschützer und Töter. Sie ist eine Waffe, und sie hat dem Volk so manches Mal zum Sieg verholfen. Sie hat beim Durchzug durch den Jordan geholfen und bei der Eroberung Jerichos, und sie wurde von den israelischen Stämmen mitgenommen, als die, Stadt Gibea vernichtet wurde. Sie hat eine Kraft wie sonst nichts auf der Welt, auch als sie von den Philistern geraubt wurde. Sie stellten sie in ihren Dagon-Tempel in der Stadt Asdod auf.«
    »Was geschah da?«
    Esther nagte kurz an ihrer Lippe. »Man erzählt sich, daß der Götze im Tempel umkippte. Daß sein Kopf und seine Hände abgetrennt wurden und vor dem Allerheiligsten der Israeliten lagen. Dann starben viele Menschen in der Stadt an rätselhaften Krankheiten, und so wurde das Allerheiligste wieder fortgebracht.«
    »Wohin?«
    »Nach Ekron«, flüsterte sie.
    »Was geschah dort?«
    »Es ging so weiter. Die Menschen dort litten unter der Angst und dem Schrecken, den die Lade verbreitete. Sie wollten sie nicht haben, diese Lade, wie du sie genannt hast, John. Man stellte sie auf einen Wagen, der vonzwei Rindern gezogen wurde. Dann ließ man die Tiere laufen. Erst in der Stadt Beth-Schemesch kamen die Tiere wieder zur Ruhe. Dort wurde das Allerheiligste auf einen Stein gestellt, aber Pest und Tod gingen auch weiterhin um. Sie hat dann Unterschlupf im Haus eines Mannes gefunden, den ich nicht kenne, und sie geriet auch in Vergessenheit.«
    »Aber jetzt ist sie wieder da.«
    »Ja, sie steht im Tempel.«
    »Wer holte sie?«
    »Der Vater unseres Königs – David. Er hat sich wieder an das alte Heiligtum erinnert und sie nach Jerusalem schaffen lassen. Ein gewaltiges Heer ist aufgebrochen, um die Lade zu holen, und hier steht sie heute noch.«
    »David hat sie verehrt?«
    »Ja, und er hat sie immer wieder gesegnet und sie sogar des öfteren umtanzt.«
    »Hast du sie schon einmal gesehen, Esther?«
    »Nein!« flüsterte sie und erschrak dabei. »Nur Auserwählte dürfen an das Heiligtum heran, seit es im Tempel steht.«
    »Den aber nicht David erbaut hat.«
    »Nein, das hat unser König getan. Und es hat sieben Jahre gedauert, bis er fertig war. Dann wurde sie in den Tempel hineingeführt, aber es floß kein Blut mehr. So war die Lade für den König bestimmt, und sie muß wunderbar sein.«
    »Aber sie ist geschlossen«, sagte ich. »Und niemand kennt ihren Inhalt.«
    »Ich nicht.«
    »Der König denn?«
    »Ich habe ihn nicht gefragt«, sagte Esther.
    »Vielleicht kann man sie gar nicht öffnen. Man will nicht, daß die Menschen sehen, ob tatsächlich die Gesetzestafeln dort liegen. Das denke ich mir.«
    Esther schaute mich mit ihrengroßen, dunklen Augen an. »Und du möchtest herausfinden, was sich darin befindet. Du willst alles erfahren, nicht wahr?«
    »Ja.«
    Sie schaute auf ihre Füße. Ich wußte, daß sie über die nahe Zukunft nachdachte, und ich ließ ihr Zeit. Schließlich hob sie den Kopf wieder an und auch die Schultern. »Ich habe mich entschlossen, John. Ich werde dich zum Tempel führen, auch wenn es für mich gefährlich werden sollte.«
    »Warum sollte es denn gefährlich werden für dich?«
    »Azarius will mich haben.«
    »Du kannst ihm aus dem Weg gehen.«
    »Nein, er ist mächtig. Er ist der Sohn eines Hohenpriesters, der zu den Vertrauten des Königs zählt. Der König ist nie allein. Du wirst viele Hindernisse überwinden müssen, aber wenn du ihm das Schwert bringst, kannst du es schaffen.«
    »Darauf baue ich.«
    Sie lächelte mir zu, holte tief Luft und sagte leise: »Warte hier auf mich, ich werde mich anders anziehen müssen.«
    »Gut.«
    Esther verschwand. Was ich in der letzten Zeit alles erfahren hatte, war wirklich phänomenal. Besser hätte es nicht laufen können für mich, denn eine Einheimische als Führerin zu haben, war wunderbar.
    Ich ging zu dem Verletzten. Als er mich in seiner Nähe hörte, drehte er mir den Kopf zu. Seine Augen standen offen, in seinem Gesicht zuckte
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