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1002 - Höllenqualen

1002 - Höllenqualen

Titel: 1002 - Höllenqualen
Autoren: Jason Dark
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vielen Männern gefiel.
    »Sag mir deinen Namen, Fremder«, bat sie mich.
    »Ich heiße John.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Ein fremder Name. So etwas kennen wir hier nicht.«
    »Ich bin auch nicht aus diesem Land.« Wieder wunderte ich mich, wie glatt mir die fremde Sprache über die Lippen kam.
    »Stammst du vom großen Fluß?«
    »Nein, sicherlich nicht.« Es konnte sein, daß sie den Euphrat oder den Tigris meinte, vielleicht auch den Nil, aber bestimmt nicht die Themse. »Ich komme aus dem Norden. Aus einem Land, das sehr weit entfernt liegt.«
    »Kenne ich es?«
    »Nein.«
    »Aber du bist ein Held.«
    Das Kompliment war mir peinlich. »Ich habe Glück gehabt. Reden wir nicht mehr davon. Nenn mir lieber deinen Namen.«
    »Ich heiße Esther.«
    »Ein schöner Name.«
    »Ja?« Sie lächelte etwas verlegen. »Findest du?«
    »Bestimmt.«
    »Mein Vater wollte mich so nennen.«
    Ich deutete auf den Verletzten. »Ist das dein Vater?«
    »Ja.« Sie wurde traurig. »Er hat versucht, mich zu beschützen, aber die Soldaten waren so grausam. Wärst du nicht gekommen«, sie schüttelte sich, »es wäre sehr schlimm für mich geworden.«
    »Ja, das glaube ich auch.«
    »Deshalb bin ich dir so dankbar.« Sie trat auf mich zu und legte mir ihre Hände flach gegen die Brust. »Was immer du von mir möchtest, ich werde versuchen, auch dir einen Wunsch zu erfüllen und dir meine Dankbarkeit beweisen.« Sie hatte den Kopf zurückgelegt und schaute mir in die Augen.
    Sicher, ich konnte mir vorstellen, welche Art von Dankbarkeit sie meinte. Als ich über ihr Haar streichelte, da schmiegte sie sich an mich. »Du bist eine sehr schöne Frau«, lobte ich sie. »Ich finde dich wunderbar, ich würde auch gern mit dir ein Bad nehmen, aber deshalb bin ich nicht gekommen. Aber ich möchte schon, daß du mir dankbar bist.«
    Ohne mich loszulassen, flüsterte sie: »Sag mir bitte, was ich für dich tun soll.«
    »Du stammst aus dieser Stadt, Esther?«
    »Ja, hier bin ich geboren.«
    »Dann tu mir bitte einen Gefallen – wenn möglich. Führe mich zum Tempel des König Salomo…«
    Esther erstarrte in meinen Armen!
    ***
    Auch Sekunden später rührte sie sich noch nicht und hielt sogar den Atem an. Ich befürchtete schon, etwas falsch gemacht zu haben, denn sie klammerte sich noch an mich. »Was ist los?« fragte ich sie.
    »Habe ich etwas Falsches gesagt?«
    Als Antwort vernahm ich zunächst nur ihr lautes Einatmen.
    »Nein«, sagte sie dann. »Du hast nichts Falsches gesagt. Viele wollen zum Tempel und zu den Heiligen Stätten, aber nur wenige Auserwählte gelangen dort auch hin.«
    »Dann gehöre ich dazu.«
    »Es ist so schwierig«, seufzte Esther. Sie ließ mich los und trat einen Schritt zurück. Aus einer gewissen Distanzschauten wir uns an. »Ja, es ist so schwer.«
    »Warum?«
    »Weil du fremd bist«, flüsterte sie. Ihre Augen waren dabei noch größer geworden. »Ja, du bist fremd. Und Fremde dürfen den Tempel nicht betreten.«
    »Sagt das König Salomo?«
    »Auch. Aber es gibt Menschen, die es überwachen. Hohepriester, Soldaten.«
    »Wie die beiden hier?«
    »Ja.«
    »Was haben sie wirklich von dir gewollt, Esther?«
    Sie konnte meinem Blick nicht mehr standhalten, wahrscheinlich weil sie sich schämte, denn sie hob die Schultern und senkte gleichzeitig den Kopf.
    »Sag es. Du kannst mir vertrauen.«
    »Das weiß ich ja«, gab sie leise zu. »Aber es ist trotzdem so schrecklich.« Ihre Hände verkrampften sich im Stoff des Kleides.
    »Ich bin ausgesucht worden.«
    Die Finger der rechten Hand legte ich unter Esthers Kinn und hob den Kopf an. »Du brauchst dich nicht zu schämen. Ich kann mir denken, was man mit dir vorhatte.«
    »Nein, nicht die beiden, John.« Sie hatte meinen kurzen Namen langsam ausgesprochen, um sich zunächst an das Fremde zu gewöhnen. »Es ist nicht so.«
    »Wie dann?«
    »Die beiden sind vom Sohn des Hohenpriesters geschickt worden.«
    »Wollte er dich haben?«
    »Ja. Er hat um mich geworben, aber ich mag ihn nicht. Er ist so finster, er ist kein guter Mensch, aber er hat Macht, denn sein Vater ist der Hohepriester.«
    »Wie heißt der Sohn?«
    »Du wirst ihn nicht kennen«, flüsterte Esther.
    »Sag mir trotzdem den Namen.«
    »Er heißt Azarius.«
    Plötzlich stand ich da wie angewurzelt. Damit hatte ich nicht gerechnet. Ausgerechnet Azarius, dem nachgesagt wurde, daß er die Bundeslade außer Landes geschafft hatte. Einer der gefährlichen Männer in dieser Zeit. Ich hätte nicht damit gerechnet, daß
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