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0997 - Straße der Psychode

Titel: 0997 - Straße der Psychode
Autoren: Unbekannt
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die Ail-Berge?" fragte sie. „Wo sind wir hier?"
    „Wir haben das Gebirge längst hinter uns gelassen", antwortete Salik. „Wir hatten dort nichts verloren."
    „Aber ...", begann Gail, doch er brachte sie durch eine Handbewe- gung zum Verstummen. Er lächelte sanft, als er sagte: „Ich weiß, daß es dich zu einer der Frauenkolonien zieht, und ich kenne auch die Gründe dafür. Aber in den Ail-Bergen hättest du nicht gefunden, was du suchst."
    „Du lügst! „ rief sie erregt. „Ich weiß, daß es in dem Höhlensystem der Ail-Berge eine Frauenkolonie gibt."
    „Das mag schon stimmen", sagte Salik ruhig. „Es gibt überall auf Zwottertracht Verstecke, in die sich die Zwotter während der weiblichen Phase zurückziehen und wo sie ihre Kinder kriegen. Aber das sind nicht die Hochburgen ihrer Kultur."
    „Doch, die Frauenkolonien sind die Zentren der zwotterischen Kultur", behauptete Gail.
    Salik seufzte.
    „Das mag früher einmal so gewesen sein, aber bei den Zwottern hat es große Umschichtungen gegeben, seit sich die petronische Maschine nicht mehr hemmend auf ihre geistige Entwicklung auswirken kann. Der zweite Grund für den kulturellen Wandel der Zwotter ist Boyt Margors Eingehen in die paraplasmatische Sphäre. Du kannst mir vertrauen, ich habe meine Informationen aus sicherer Quelle."
    „Von wem?" fragte Gail mißtrauisch.
    „Von Stiva, die den Vermessungswagen steuert. Sie will uns zur Straße der Psychode führen und mit jenen Zwottern zusammenbringen, die Paraplasma erschaffen können. Sie haben die Führung ihres Volkes übernommen."
    „Ist das wirklich wahr?" Gails Gedanken drehten sich im Kreis. Sie -ahnte, daß sie bisher von falschen Voraussetzungen ausgegangen war, aber sie konnte das neue WeItbild der Zwotter noch nicht klar erkennen.
    Der eben noch klare Himmel verdüsterte sich. Ein Sturm kam urplötzlich auf und erschütterte den Geländewagen. Er brachte Sand und Hagel mit sich, die mit elementarer Wucht gegen die Panzerung des Geländewagens trommelten.
    „Parken!" rief Salik durch den Verbindungsgang nach vorne, und gleich darauf fuhr Stiva den Wagen in eine Senke, wo er nach wenigen Minuten von den Sandmassen begraben wurde.
    „Sind wir nun Trodar nicht schutzlos ausgeliefert?" fragte Gail bange.
    Salik schüttelte nur den Kopf.
    Gail griff zaghaft nach seiner Hand, doch noch bevor sie sie berühren konnte, zog er sie zurück.
    „Ich hätte so viele Fragen", sagte sie.
    „Nicht jetzt", sagte er. „Später. Ich muß mich auf meine Aufgaben konzentrieren. Trodar ist ständig in unserer Nähe."
    „Glaubst du mir, daß ich mich nicht mehr in seiner Gewalt befinde?" fragte sie.
    „Ich weiß es, daß er keinen wie immer gearteten Einfluß mehr auf dich hat", sagte Salik fest.
    „Ich muß dir etwas gestehen", sagte sie leise. „Als du von Bruder Amos zurückkehrtest, da habe ich verlangt, daß man dich wegen Meuterei vor ein Bordgericht stellt. Ich schäme mich jetzt dafür."
    „Vergiß es." Er erhob sich. „Wir müssen weiter. Ich muß auf meinen Platz neben Stiva."
    „Darf ich ...?"
    „Ich schicke dir Vasnizza."
    Mit diesen Worten verschwand er im Verbindungsgang. Gail schämte sich dafür, daß sie sich ihm so offensichtlich aufgedrängt hatte. Das war sonst nicht ihre Art, denn sie verabscheute die Männer. Aber sie hatte geglaubt, daß SaIik ihr sehr ähnlich war und sie einander etwas zu geben hätten.
    Aber das war längst nicht mehr der Fall. Er war ihr auf einmal fremd. Oder zeigte er nun sein wahres Gesicht? Als Igsorian von Veylt erschien ihr Jen Salik wie alle anderen Männer. Herrschsüchtig wie Tekener, überheblich wie er und sich seiner Stärke gegenüber dem anderen Geschlecht volI bewußt.
    „Igsorian von Veylt, du bist ein Patriarch!" sagte sie zornig.
    Aber wennschon! Wenn er ihr den Weg zur Stätte der zwotterischen Hochkultur wies, wenn er sie in die Frauenkolonie brachte, von wo aus das Schicksal der Zwotter gelenkt wurde, dann konnte ihr alles andere egal sein.
    Wenn sie erst am Ziel war, konnte ihr Jen Salik gestohlen bleiben.
    „Igsorian von Veylt meinte, daß ich mich ein wenig um dich kümmern solle", erklang die melodiöse Stimme Vasnizzas.
    „Er soll sich um sich selbst kümmern", sagte Gail und fügte versöhnlicher hinzu: „Entschuldige, meine Launen richten sich nicht gegen dich."
    „Ich habe eine dicke Hornhaut", meinte die Zwotterfrau.
    Der Vermessungswagen begann zu vibrieren, als das Karussellgetriebe ansprang. Durch die Seitenfenster
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