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0988 - Die Magnetfrau

0988 - Die Magnetfrau

Titel: 0988 - Die Magnetfrau
Autoren: Jason Dark
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rechten Ohr vorbeiwehen. Es klang wie ein leises Zischen, als hätte jemand ein Ventil geöffnet.
    Grit Wayne wußte, was sie tun mußte. Sie zog ihre Tochter auf die Sitzgelegenheit zu und drückte sie dann auf den Hocker, wo Celia auch blieb. In sich zusammengesunken, aber nicht kippend. Die Rückenlehne hielt sie fest.
    »Ich hole dir ein Glas Wasser.«
    Celia nickte.
    Wenig später bekam sie das gefüllte Glas gereicht. Sie hielt es fest, wobei sie noch zitterte. Grit half ihr, es zum Mund zu führen. Dann trank sie in kleinen Schlucken. Ihr Gesicht veränderte sich dabei nicht. Es behielt die Starre bei, der Blick war ins Leere gerichtet, als müßte sie über bestimmte Dinge nachdenken.
    Grit wollte die Bestecke nicht auf dem Boden liegenlassen. Sie fing damit an, sie einzusammeln und wieder zurück in die Schublade zu legen.
    Später wollte sie die Dinge noch einmal in die Spülmaschine stecken, aber die unheimlichen Vorgänge waren jetzt wichtiger. Sie war bereits in der Lage, genauer darüber nachdenken zu können und wußte auch, daß sie etwas tun mußte.
    Man konnte es drehen und wenden wie man wollte, eines stand fest: Ihre Tochter war nicht mehr normal. Bei ihr stimmte einiges nicht. In ihrem Innern mußte etwas durcheinandergeraten sein. Celia war zu einem Fall geworden. Sie mußte von einem Spezialisten untersucht werden, einem Neurologen.
    Er würde sich mit dem Phänomen Celia beschäftigen und vielleicht sogar eine Lösung finden.
    Als auch das letzte Besteckteil in der Lade verschwunden war, blickte Grit ihre Tochter lächelnd an. Sie wollte sie aufmuntern und fragte mit besonders forsch klingender Stimme: »Na, wie geht es dir jetzt?«
    Celia lächelte verkrampft, als sie nach Worten suchte. »Ich fühle mich so leer…«
    »Das kann ich verstehen.«
    »So müde.«
    »Willst du dich hinlegen?« Sie hob die Schultern.
    »Doch, Celia, doch. Es ist wirklich besser, wenn du nach oben gehst und dich ausruhst. Alles andere werde ich in die Hand nehmen. Du brauchst jetzt dein Bett.«
    »Ja, das denke ich auch.«
    Grit Wayne wunderte sich schon über die Verwandlung ihrer Tochter. Sie war anders geworden, war zurückgefallen in die Kindheit, zumindest erweckte sie den Eindruck. Celia setzte ihrer Mutter auch keinen Widerstand entgegen, als diese sie an die Hand nahm und einfach aus der Küche führte. Auf dem Weg nach oben redete Grit auf Celia ein, die ab und zu nickte, denn sie stimmte in allem zu, vergleichbar mit einem willenlosen Menschen, der anderen Regeln gehorchte.
    Die Mutter schob ihre erwachsene Tochter über die Schwelle des Zimmers.
    Ohne Widerstand zu leisten näherte sich Celia dem Bett. Sie zog sich nicht erst aus und sank nieder. Dann schaute sie ihre Mutter an.
    Das Licht fiel gegen ihr Gesicht und in die Augen. Grit erkannte, daß diese wieder normal geworden waren, aber das Problem war damit trotzdem nicht aus der Welt geschafft worden.
    »Kannst du schlafen, Celia?«
    »Ich will es, Mum.«
    »Morgen sprechen wir weiter.«
    »Das glaube ich auch. Aber ich bin nicht mehr so wie sonst. Es ist das andere. Man - man will mich zurückholen, glaube ich. Da ist etwas in mir, das ich nicht…«
    »Wir werden es herausfinden, Kind«, flüsterte Grit. »Gemeinsam müssen wir es schaffen.«
    »Nein, Mum, das geht nicht. Das können wir einfach nicht schaffen. Das ist alles ganz anders.«
    »Bitte, Celia, nicht jetzt. Versuche zunächst, dich auszuruhen. Alles andere geht dann wie von allein.«
    Celia lächelte nur, was ihre Mutter schon beunruhigte, denn es war ein sehr wissendes Lächeln, auch hintergründig, als wüßte Celia viel mehr.
    Aber sie schloß die Augen, die Erschöpfung war bei ihr wohl zu groß, und das machte Grit Wayne zufrieden. Noch einmal schaute sie gegen das jetzt entspannt wirkende Gesicht, dann zog sie sich mit leisen Schritten aus dem Zimmer zurück. Das Licht ließ sie brennen, und auch im Flur schaltete sie es nicht aus.
    Sie ging nach unten. Jeder ihrer Schritte schien ihr große Mühe zu bereiten.
    Sie setzte den Fuß schwer auf die Stufe und hielt sich dabei am Geländer fest.
    Was passiert war, würde sie nie vergessen können, aber es würde ihr auch mehr als schwerfallen, den Grund herauszufinden. Dafür war sie einfach nicht gemacht. Was ihre Tochter da geboten hatte, das war einfach ein nicht erklärbares Phänomen und gehörte in den Bereich des Übersinnlichen.
    In der Küche erwischte Grit die Reaktion. Da wurden die Knie auf einmal weich, und sie dachte
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