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0985 - Libertys Tränen

0985 - Libertys Tränen

Titel: 0985 - Libertys Tränen
Autoren: Simon Borner
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»Vielleicht gibt es einen anderen Weg.«
    Sicher ist sicher.
    Die Kraft von Merlins Sterns Blitzfeuerwerk nutzend, stellte sich der Dämonenjäger der nebligen Bedrohung in den Weg. Für jede Attacke, die Amy auf ihn einprasseln ließ, setzte er ihr eine ebenbürtige entgegen. Die Anstrengung übertraf allerdings seine kühnsten Erwartungen. Mehr als einmal fiel er vor Erschöpfung auf die Knie und spürte, wie der Schild zu flackern beginnen wollte, doch er schaffte es immer wieder hoch, bevor seine Deckung gänzlich schwand.
    Ich muss. Für Amy.
    Der Plan war so unbegründet wie gewagt, aber es schien der einzige Weg zu sein, die junge Frau abzuwehren, ohne sie zu vernichten. Schritt für Schritt ging Zamorra auf sie zu - und trieb sie zurück in den Spiegel!
    Das Unglaubliche gelang: Sowie die Nebel-Amy wieder im grünlichen Schein des Spiegels war, löste sich ihr Körper gänzlich in den grauen Dunst auf und verschwand. Danach verging auch der Nebel selbst, und zurück blieb ein optisch ganz normaler Wandspiegel. Es war vorbei.
    Oder?
    Kaum war das unheimliche Grau verschwunden, stürzte plötzlich abermals etwas aus dem Spiegel - nun allerdings ohne begleitende Schwaden und grünlichen Schein. Es war ein menschlicher Körper.
    »Amy!« Andy hechtete vor und fing die leblos wirkende Frau auf, bevor sie auf dem Museumsboden aufschlagen konnte.
    Zamorra zögerte. Zwar hatte sich der magische Schutzschild soeben deaktiviert, doch gab ihm diese neue Entwicklung Grund zur Skepsis. Er sah zu seinem Begleiter. »Vorsicht, Andy. Wir wissen nicht…«
    »Nein«, widersprach der Sergeant. »Sie ist es. Nicht der Nebel, nicht das Leuchten. Das hier ist Amy. Ich… Ich erkenne es genau.«
    Der Professor lauschte in sich und fand, dass sein Bauchgefühl diese Einschätzung bestätigte. Hatte der Nebel -beziehungsweise: was auch immer hinter diesem steckte - von der jungen Beamtin abgelassen? »Lebt sie noch?«
    Andy, der gerade nach Amys Puls tastete, nickte kräftig. »Absolut. Sie scheint nur ohnmächtig zu sein.«
    Kein Wunder , fand Zamorra. Wenn das vorhin tatsächlich sie war, haben wir ihr ganz schön zugesetzt.
    Aber wenn sie es tatsächlich war…
    »Nicole«, sprach Andy aus, was Zamorra dachte. »Ihre Partnerin steckt vermutlich ebenfalls hier irgendwo. Wenn Amy hier ist, liegt das zumindest nahe. Gehen Sie sie suchen, Professor. Schnell.«
    Zamorra zögerte. Einerseits wollte er nichts mehr, als Nicole finden, andererseits konnte er nicht sagen, wie Amy sich verhalten würde, wenn sie erwachte. Griff sie Andy dann abermals an? Falls ja, hätte der Sergeant - ohne Zamorra an seiner Seite - nichts, was er ihrer schwarzmagischen Attacke entgegensetzen konnte.
    »Gehen Sie schon«, drängte Andy. »Ich komme hier schon klar. Versprochen.«
    Der Dämonenjäger dachte kurz nach und entschied sich dafür, dem Vorschlag seines Begleiters zu entsprechen. »Ich komme wieder«, versprach er, als er sich aufmachte, die anderen Räume des Gebäudes zu untersuchen.
    »Das will ich hoffen«, erwiderte Andy und sah zu den Zerstörungsspuren, die ihr magischer Kampf an den Exponaten hinterlassen hatte. »Eins ist sicher: Ich erklär das hier Jennings nicht.«
    ***
    Nicole Duval wartete auf den Tod.
    Schweiß floss ihr von der Stirn und in die Augen. Soweit sie den Kopf noch drehen konnte, sah sie nichts als die Wände des Museums, die diesen Innenhof umgaben wie Gefängnismauern, und die vom Sturm zerstörten Relikte der Festaufbauten. Jennings bewegte sich zwischen letzteren hin und her, stellte Stühle neu auf, die der Wind umgestoßen hatte, zog Girlanden fester und kontrollierte den Halt der Lichterketten, mit denen das gesamte Areal bespannt worden war.
    Dann kam er zurück - zur Bühne und zu Nicole.
    »Sind Sie soweit, Miss Duval?«
    Nicole schluckte. »Für was? Und sagen Sie mir endlich, was Sie mit Amy gemacht haben, klar?« Gut und gern eine Stunde war vergangen, seit Jennings zum zweiten Mal in ihrem Kellerverlies aufgetaucht und die junge Polizistin mitgenommen hatte. Nicole hatte lautstark protestiert und schon ihren Joker zu Hilfe ziehen wollen, als Jennings sie kurzerhand mit einem gezielten, ganz und gar un-Jennings-haften Fausthieb k.o. geschlagen hatte. Als sie wieder zu sich gekommen war, hatte von Amy jede Spur gefehlt - und keine fünf Minuten später war Jennings abermals erschienen. Diesmal, um sie mitzunehmen. Hierhin.
    »Sie sollten aufhören, Forderungen zu stellen, Miss Duval«, sagte der wahnsinnig
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