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0984 - Griff aus dem Dunkel

0984 - Griff aus dem Dunkel

Titel: 0984 - Griff aus dem Dunkel
Autoren: Jason Dark
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wußte wahrscheinlich selbst nicht, was sie ihm alles sagte.
    Hatte ich ihn erschossen?
    Ich glaubte es nicht. Ich wünschte es mir nicht. Wäre es tatsächlich der Fall gewesen, hätte ich meinen Job hingeschmissen. Ich hatte nicht auf seinen Kopf oder seine Brust gezielt, aber ein großer Rest an Furcht blieb trotzdem.
    Meine Knie zitterten schon, als ich auf Mutter und Sohn zuging. Beide nahmen mich nicht zur Kenntnis. Sheila noch weniger als Johnny, der von ihr gestützt wurde. Seinen Kopf hatte er zur rechten Seite gedreht.
    Aus dem offenen Mund drangen knurrenden Laute, und die Hände hielten noch immer den Griff der verdammten Spitzhacke fest.
    Jedenfalls war Johnny nicht tot. Sonst hätte er sich nicht auf diese Art und Weise bemerkbar machen können. Ich konnte nicht feststellen, wo ihn meine Kugel erwischt hatte, denn Sheilas Gestalt nahm mir die Sicht.
    Ich ging rechts an ihr vorbei, bückte mich ebenfalls, und sie nahm von mir keine Notiz.
    Dafür merkte Johnny etwas.
    Er hob seinen Kopf mit einer sehr schnellen Bewegung an. Ich schaute in sein Gesicht und bekam plötzlich Furcht. Es lag noch immer ein furchtbarer Ausdruck darin, der mir bewies, daß die Dinge noch nicht vorbei waren. Auch jetzt stand er unter dem Einfluß dieser fremden und weit entfernten Person.
    Plötzlich schüttelte er den Kopf. Es war der Anfang. Dann stieß er seine Mutter brutal zur Seite. Sheila kippte nach hinten. Trotz der Wunde hatte Johnny die Kraft, sich herumzuwälzen und noch einmal die verfluchte Spitzhacke in die Höhe zu reißen.
    Diesmal zielte er auf seine Mutter.
    Und ich kniete davor.
    Die Waffe im Anschlag.
    Ich konnte ihn stoppen. Auch töten, um Sheila Conolly vor einem schrecklichen Schicksal zu bewahren…
    ***
    Bill Conolly hatte gut gezielt. Möglicherweise war es Zufall gewesen, aber der Körper der Schamanin rutschte in das Maul des Krokodils!
    Der Echse war es egal, welche Nahrung sie bekam. Sie handelte ihrem Instinkt gemäß, und das Maul schnappte zu.
    Bill schloß die Augen.
    Er wunderte sich über sich selbst, daß er nicht schrie. Er konnte nicht hinschauen, aber er hatte vergessen, sich die Ohren zuzuhalten, so bekam er die schrecklichen Knackgeräusche mit, die entstanden, als sich die mächtigen Kiefer der Echse bewegten und sie ihre Nahrung zerkleinerte. Bill wußte, daß er diese Geräusche nie im Leben vergessen würde, aber ihm war auch klar, daß er nicht länger in diesem Haus der Schamanin bleiben konnte. Er mußte weg, flüchten, denn das war seine einzige und erste Chance. Eine zweite würde er nicht bekommen, und er glaubte auch nicht, daß sich das Krokodil mit seiner Beute zufrieden gab.
    Derartige Echsen waren unersättlich.
    Mit geschlossenen Augen konnte Bill die Flucht nicht antreten. Er schaute wieder hin und stellte fest, daß sich die Maulhälfte noch immer bewegten.
    Blut hatte sich seinen Weg gesucht. Es sickerte aus dem Maul hervor.
    Um Bill kümmerte sich die Echse nicht. Sie wälzte sich sogar zur Seite, drückte den Körper hoch und lief auf ihren kleinen Füßen dem Wasser entgegen.
    Bill rannte weg. Er jagte durch das Haus, so schnell er konnte.
    Manchmal hatte er das Gefühl, überhaupt nicht den Boden zu berühren, und er hielt erst außerhalb an, wo ihn die feuchte Luft des Regenwaldes umgab. Dicke Wolken hatten einen fast undurchdringlichen Dunst gebildet, so daß Bill kaum etwas erkennen konnte.
    Aber er fühlte sich besser. Beweisen konnte er es nicht, doch sein Gefühl sagte ihm, daß alles vorbei war. Zumindest hier auf Haiti.
    Aber wie sah es in London aus?
    ***
    Ich wußte nicht, ob ich geschossen hätte. Ich wollte es auch nicht wissen. Zum Glück wandte sich das Schicksal diesmal uns zu, und das hatte mit Johnny zu tun.
    Mein Finger lag am Stecher, und Johnny hatte die Spitzhacke schlagbereit erhoben, zielte auf seine Mutter, als sein Gesicht plötzlich einen anderen Ausdruck bekam.
    Einen normalen. Ähnlich wie ein Mensch, der aus einem tiefen Schlaf erwacht und nicht genau weiß, wo er sich befindet. So kam mir Johnny vor. Er wußte auch nichts mehr mit der Waffe anzufangen. Sie rutschte ihm aus den Händen und fiel hinter seinem Rücken zu Boden. Der Junge traf auch keine Anstalten, sie wieder aufzuheben, dafür stöhnte er schmerzerfüllt auf. Ich steckte meine Beretta weg und dachte auch nicht darüber nach, weshalb sich Johnny so verändert hatte, jetzt mußte ich mich um seine Verletzung kümmern.
    Sheila hielt ihren Sohn umfangen. Sie drückte ihn
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