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0975 - Hier wohnt der Tod

0975 - Hier wohnt der Tod

Titel: 0975 - Hier wohnt der Tod
Autoren: Jason Dark
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und das wollte er ihm auch überlassen.
    Der Mann stand noch immer neben seinem Sessel. Er schaute auf einen bestimmten Punkt an der Wand. Es war die Stelle, an der ein Bild hing.
    Der Rahmen schimmerte golden. Er sah ziemlich alt aus. Das Blattgold war an einigen Stellen bereits abgeblättert. Als Motiv zeigte das Bild den Ausschnitt einer mittelalterlichen Schlacht. Soldaten des Abendlandes schlugen auf die Ungläubigen ein und metzelten sie nieder. Auf dem Bild war der Sieg der Kreuzzügler deutlich dargestellt. In Wirklichkeit hatte es oft anders ausgesehen.
    Sir James wunderte sich darüber, wie interessiert Patterson es betrachtete, er dann den Kopf zur Seite drehte und sich das Jackett aufzuknöpfen begann.
    Sir James wunderte sich immer stärker. Eine Frage stellte er nicht. Er spürte, daß sie zu dieser Zeit unangemessen gewesen wäre, denn sein Besuch hier schien sich einem Höhepunkt zu nähern.
    Patterson zog sein Jackett aus.
    Er tat es mit sorgfältig abgestimmten Bewegungen. Er übereilte dabei nichts. Er streifte es von den Schultern, faltete es zusammen und drapierte es auf die Rückenlehne des Sessels. Das alles tat er, ohne Sir James einen Blick zu gönnen. Jetzt trug er nur noch das dunkelblaue Hemd und seine Hose.
    Zu einem von Sir James befürchteten Striptease kam es glücklicherweise nicht, den Harvey Patterson setzte sich in Bewegung und ging mit steifen Schritten auf das Gemälde an der Wand zu. Er bewegte sich dabei so angespannt und zugleich in sich gekehrt, daß man sich über ihn nur wundern konnte. Sir James schüttelte den Kopf, als er dies mit ansehen mußte.
    Patterson blieb vor dem Bild stehen. Noch immer sprach er kein Wort. Er betrachtete es in einer tiefen Andacht, nickte ihm zu, als wollte er sich mit den Personen dort unterhalten und drehte sich erst nach einer Weile um.
    Sir James schaute ihn an. »Pardon, Harvey, aber ich weiß nicht, was Sie vorhaben…«
    »Sie werden es erleben.«
    »Ich bin gespannt.«
    »Das glaube ich, Sir James.« Patterson lächelte. »Sie sollten jetzt zu mir kommen.«
    »Und dann?«
    Patterson räusperte sich. »Sie haben sich doch sicherlich die Frage gestellt, weshalb Sie hier bei mir sind. Und Sie sind nicht naiv genug, um an eine Plauderstunde zu glauben.«
    »An eine Plauderstunde habe ich wirklich nicht gedacht, schließlich hast du es sehr wichtig gemacht.«
    »Es ist auch wichtig.«
    »Hängt es mit dem zusammen, was du mir über die Assassinen gesagt hast?«
    »Auch.«
    »Zeigt dieses Bild die Assassinen?«
    »Vielleicht. Ich weiß es nicht so genau. Es ist durchaus möglich, daß sich unter den Kreuzfahrern auch Assassinen befunden haben, aber darum geht es nicht.«
    »Worum dann?«
    »Bitte komm!«
    Obwohl das Wort bitte von ihm ausgesprochen worden war, hatte es sich angehört wie ein Befehl, denn dieser Unterton war dem Gast nicht verborgen geblieben. Er erwiderte nichts darauf, stützte sich nur an den Sessellehnen ab und stand auf.
    Harvey Patterson schaute ihn an. Sir James gab diesen Blick zurück. Er forschte im Gesicht des anderen und stellte fest, daß es keine Emotionen zeigte. Der Ausdruck war hölzern. Nicht einmal gespannt. Er glich mehr dem eines Wächters vor dem Buckingham Palast.
    Der Superintendent fühlte sich nicht wohl, als er auf seinen Gastgeber zuschritt. Aber auch er ließ sich nichts anmerken. Er hatte sich prima in der Gewalt, obwohl er sich schon darüber wunderte, daß Patterson sein Jackett nicht mehr trug. Möglicherweise behinderte es ihn auch bei Aktionen, die noch vor ihm lagen.
    Neben Patterson blieb Sir James stehen. Auch er betrachtete das Bild aus der Nähe. Mit der Szene konnte er persönlich nicht viel anfangen, aber die Geschmäcker sind bekanntlich verschieden, und er wartete darauf, daß Patterson reagierte.
    Das geschah in den folgenden Sekunden, als Harvey Patterson seine Arme ausstreckte, noch näher an das Bild herantrat und die Hände gegen den Rahmen legte.
    Er hob das Bild an und nahm es ab!
    Sir James schwieg und beobachtete nur. Patterson behielt das Bild für einen Moment in den Händen, bevor er sich zur Seite drehte und es wegstellte. Er gab jetzt den Blick auf die Wand frei, natürlich auch auf die Stelle, an der das Gemälde gehangen hatte.
    Sir James schluckte. Er war überrascht, denn die Wand war an der Stelle nicht leer.
    Dort hing ein Spiegel!
    Bisher war er durch das Bild verdeckt gewesen, nun schaute der Superintendent hinein.
    Die Spiegelfläche selbst schien aus Schatten
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