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0973 - Das verfluchte Volk

0973 - Das verfluchte Volk

Titel: 0973 - Das verfluchte Volk
Autoren: Andreas Balzer
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Zamorra. »Im Zentrum der heutigen Sphäre.«
    »Die Sphäre?«, fragte Jim. »Nennt ihr so den Bereich, den das Leben verlassen hat?«
    Zamorra nickte. »Ich habe dort Ruinen gesehen. Sie erinnern an diesen Ort.«
    »Sie waren dort?«, fragte Jim ungläubig. »Wie haben Sie das überlebt?«
    »Das ist eine lange Geschichte. Ihr Volk hat diese Stätten geschaffen?«
    Jim nickte. »In der Natur gibt es zu jeder Kraft eine Gegenkraft. Auf jede Aktion folgt unvermeidlich eine Gegenreaktion.«
    Zamorra war dieses Prinzip nur zu vertraut, auf ihm beruhte das ganze Wirken des Wächters der Schicksalswaage.
    »Je mehr das Böse diesen Ort infizierte, desto mehr wuchs auch das magische Potenzial der Menschen meines Volkes«, fuhr der junge Hohepriester fort. »Doch es war eine andere, gute Magie. Und irgendwann lernte mein Volk, diese Kräfte zu beherrschen und das Böse in Schach zu halten.«
    »Dabei war es offenbar recht erfolgreich«, sagte Nicole. »Das Böse dieses Ortes ist inaktiv.«
    »Ich weiß«, sagte Jim und wirkte dabei nicht sehr glücklich. »Aber das hat andere Ursachen.«
    »Die Explosion vor 200 Jahren?«
    »Sie wissen davon?«, fragte der Indianer verblüfft. Zamorra holte das Tagebuch hervor und schlug es an der Seite auf, an der Dörfler das außer Kontrolle geratene Ritual beschrieb. Schnell überflog Jim die wenigen Seiten.
    »Er hat es also tatsächlich zurückgeschafft. Und das Böse mit in seine Welt genommen.«
    »Ihre Vorfahren wollten ihn opfern«, warf Nicole ein. »Nicht gerade das klassische Verhalten von Menschen, die das Böse aufhalten wollen.«
    »Es gab bei diesen Ritualen keine Menschenopfer«, widersprach der Indianer energisch. »Nur das Blut von Tieren wurde ab und zu benötigt. Dörfler hat alles missverstanden. Die Mächte der Finsternis hatten ihn und seine Kameraden umlauert, seit sie in unser Reich eingedrungen waren. Doch erst durch den unvorstellbaren Tabubruch des Kannibalismus - jene Sünde, die sie uns immer unterstellt haben - ließen sie die Dunkelheit endgültig in ihre Herzen. Sie mussten durch das Ritual von den dämonischen Einflüssen gereinigt werden.«
    »Und gereinigt heißt getötet«, sagte Nicole spitz.
    »Es gab keine andere Möglichkeit. Sie hätten das Böse in ihre Welt getragen, wo es sich ungehindert äusgebreitet hätte.«
    »Doch das Ritual ging schief«, sagte Zamorra.
    »Dörfler und seine Spießgesellen haben alles zerstört«, sagte Jim. »Bei der Explosion wurden unsere Priester getötet, die wichtigsten Kultgegenstände zerstört.«
    »Diese Kultgegenstände, sahen die so aus?«, wollte Zamorra wissen und deutete auf eine Zeichnung in Dörflers Tagebuch, die das in drei Teile zerbrochene Artefakt zeigte, das ihnen Velasco abgenommen hatte.
    Doch der junge Hohepriester schüttelte den Kopf. »Nein«, sagte er mit belegter Stimme. »Das ist das, wovor uns die Kultgegenstände schützen sollten. Das ist die zu diesem Ort gehörende halbe Träne.«
    ***
    Zamorra brauchte einen Moment, um zu verdauen, was er gerade gehört hatte. Die Legende, die Jim ihnen erzählt hatte, glich verblüffend der Ursprungsgeschichte LUZIFERS, die Nicole in ihrer Zeit als magisches Superwesen CHAVACH erfahren hatte. War die Sphäre tatsächlich auf eine der sieben Tränen zurückzuführen, die der spätere KAISER vergossen hatte, als er von den anderen sechs Schöpferwesen verbannt worden war? Gab es vielleicht sogar eine direkte Verbindung zwischen der Anomalie in Kolumbien und der kollabierten Hölle? Zamorra wurde schwindelig bei dem Gedanken.
    »Dörfler hat die halbe Träne mitgenommen«, sagte er. »Ist das der Grund, warum das Böse an diesem Ort inaktiv ist?«
    »Es wurde zumindest geschwächt«, erwiderte Jim. »Über die Jahrhunderte hat das Böse diesen ganzen Ort allerdings so nachhaltig verseucht, dass es längst ein Teil von ihm geworden ist, auch ohne Träne. Aber als das Ritual außer Kontrolle geriet, wurde ein explosives Gemisch aus guten und bösen Kräften freigesetzt, das dieses Gebiet magisch quasi ›neutralisiert‹ hat.«
    »Aber das gilt nicht für den zweiten Ort, an dem die andere Hälfte der Träne gelandet ist«, mutmaßte Nicole.
    »Genau, und da unsere Priester tot waren, konnte sich das Böse dort ungehindert entfalten.«
    »Und deshalb hat sich die Sphäre genau an diesem Teil der Welt manifestiert«, sagte Zamorra. »Entweder ist sie direkt aus der anderen halben Träne hervorgegangen, oder die jetzt in der Sphäre herrschenden Kräfte
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