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0970 - Das Ende der Wächter

Titel: 0970 - Das Ende der Wächter
Autoren: Unbekannt
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Informationen über die Umgebung, in der die Anlage stand.
    „Ist meine Gegenwart auf Martappon in diesem Augenblick unerläßlich?" fragte er schließlich. Dabei war er sich der Tatsache bewußt, daß jede falsche Fragestellung, jede bloßstellende Formulierung sein Todesurteil bedeuten konnte. Man brauchte keine prophetischen Gaben zu besitzen, um zu erahnen, wie die Anlage reagieren würde, wenn sie feststellte, daß kein Ritter der Tiefe, sondern ein Fremder in ihrem Innern hockte.
    „Nein", sagte die Maschine. „Es war ja nicht vorgesehen, daß du hier schläfst."
    „Ich habe also Zeit?"
    „Ja."
    Coonor war stolz darauf, die Anlage überlistet zu haben.
    „Es wäre sicher angebracht, die Verhältnisse in dieser Galaxis zunächst einmal sorgfältig zu studieren und dann erst an ein persönliches Angreifen zu denken", sagte er mit erzwungener Gelassenheit.
    „Das ist durchaus richtig", stimmte die Anlage zu.
    Coonor platzte heraus: „Deshalb würde ich die Anlage gern verlassen."
    Sein Gesicht rötete sich vor Aufregung, denn dies war zweifellos ein entscheidender Augenblick. In diesen Sekunden wurde darüber entschieden, wie seine Zukunft aussehen würde. Hätte Coonor allerdings geahnt, was nach dem Verlassen der Anlage alles auf ihn zukommen würde, hätte er vermutlich auf der Stelle den Sprung nach Martappon gewagt.
    „Du kannst die Anlage jederzeit verlassen", eröffnete ihm die mechanische Stimme. „Allerdings sind dazu bestimmte Vorkehrungen zu treffen, denn diese Welt wurde inzwischen von intelligenten Wesen besiedelt."
    „Besiedelt!" wiederholte Coonor wie in Trance.
    Das bedeutete, daß es sich nicht um die Geschöpfe einer planeteneigenen Evolution handelte, die hier lebten. Vielmehr bedeutete es, daß Angehörige einer raumfahrenden Zivilisation hier Fuß gefaßt hatten In den Ohren Harden Coonors rauschte es. Er war wie von Sinnen, obwohl er bestrebt sein mußte, solche Gefühlsaufwallungen vor der Anlage zu verbergen.
    Ein eigenes Raumschiff! schoß es ihm durch den Kopf. Früher oder spater werde ich wieder ein eigenes Raumschiff besitzen.
    „Ich möchte alles wissen, was du über diese Wesen in Erfahrung gebracht hast", verlangte Coonor von der Anlage.
    Bald darauf erkannte er, daß das eine ganze Menge war. Die Anlage kannte sogar die Sprache der Fremden - und sie lehrte sie ihn.
     
    *
     
    Was Harden Coonor am meisten zu schaffen machte, war die ungeheuerliche Tatsache, daß jene Wesen, die diesen Planeten besiedelt hatten, genauso aussahen wie der einsanie Mann in der Auffangstation. Jedenfalls behauptete dies die Anlage, und Harden Coonor hatte keinen Grund, an ihrer Aussage zu zweifeln.
    „Sie nennen ihre Welt Sentimental", unterrichtete ihn die Maschine. „Im Grunde genommen ist das, was ich beobachte, bereits die zweite Besiedelung dieser Welt durch die Terraner. Die erste fand bereits vor etwa zweihundert Jahren statt, aber sie fand in den sogenannten Konzilsjahren ein jahes Ende."
    Auf Coonors Frage, was er unter den Konzilsjahren zu verstehen hatte, erhielt er eine entsprechende Erklärung. Die Anlage hatte sich von der raumfahrenden Zivilisation der Terraner anhand von aufgefangenen und ausgewerteten Funksprüchen ein exaktes Bild gemacht, so daß Harden Coonor fast jede nur gewünsehte Information erhielt.
    Trotzdem war er sich darüber im klaren, daß es ein gewaltiger Unterschied war, ob er hier in der Anlage hockte und unterrichtet wurde oder ob er mitten unter diesen Fremden als einer der ihren zu leben versuchte.
    Doch genau das hatte er vor. Ohne sein Ritterwissen und seine Ritterfähigkeiten hätte er die Informationsflut vermutlich niemals verarbeiten können.
    Zu seiner Erleichterung wurde die Anlage niemals argwöhnisch. Sein Argument, daß er sich für all diese Dinge interessierte, um sich in der Milchstraße leichter orientieren zu können, wurde von ihr akzeptiert. Sie ahnte nicht, daß er nicht daran dachte, nach Martappon zu gehen. Sein Ziel war, sich bei den Kolonisten auf Sentimental zu integrieren und früher oder später in den Besitz eines eigenen Raumschiffs zu gelangen.
    Als er den Zeitpunkt für gekommen hielt, die Auffangstation zu verlassen, informierte er sie über seine Absicht. Er wußte inzwischen, daß sie nur fünfzig Kilometer von der Kolonie entfernt in einem felsigen Versteck lag. Lediglich der Tatsache, daß die Kolonisten weitgehend mit ihren eigenen Problemen beschäftigt waren, konnte man es zuschreiben, daß die Auffangstation noch
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