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096 - Kreuzfahrt des Grauens

096 - Kreuzfahrt des Grauens

Titel: 096 - Kreuzfahrt des Grauens
Autoren: Earl Warren
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Ramschtisch.
    Und lohnt es sich nicht, die alten Dämonen im Spiegel der nüchternen Gegenwart zu sehen und sich vorzustellen, wie sie es wohl heute anstellen würden, sich unserer aufgeklärten Seele zu bemächtigen? Kein Grund zu lächeln! Hexenglaube und Hexenkult sind heute wieder weit verbreitet, Wunderheiler viel besucht. Hexenprozesse finden alle Jahre statt, auch in der Bundesrepublik in den ländlicheren Gegenden, in denen die Zivilisation den Drudenfuß noch immer nicht ganz von der Schwelle gewischt hat. Eines ist sicher: Das Übernatürliche ist nie tot! Die alten Legenden sterben nicht, und neue kommen laufend dazu. Wie alles Phantastische sind sie uns heute Oasen in der Wüste der Vernunft.
     
    Ihre VAMPIR-Redaktion

 
     
     
        Kreuzfahrt des Grauens
    Vampir Horror Roman Nr. 96
    von Earl Warren

In der verborgenen Bucht lag die Galeone vor Anker. Das Schiff dümpelte in der Dünung. Es war ein stattlicher Dreimaster mit zwei Reihen drohender Geschützpforten. Am Hauptmast flatterte ein schwarzer Wimpel mit einem Totenkopf.
    Die Mannschaft lag faul an Deck in der Sonne. Es waren bunt zusammengewürfelte, verwegene Gesellen. Keiner kümmerte sich um die furchtbaren Schmerzensschreie des Mannes, der an das Ruder gefesselt war.
    Henri DeVries, der gefürchtete Piratenkapitän, der Schrecken der malaiischen und philippinischen Inselwelt, stand auf der Brücke. Sein Steuermann und ein kräftiger Matrose mit nacktem Oberkörper flankierten ihn.
    Der muskelstrotzende Matrose hielt ein glühendes Eisen in der Rechten und ein scharfes Messer in der Linken. Ans Ruder der Galeone war ein älterer, bezopfter Chinese gefesselt. Er trug das zerrissene, blaue Seidengewand eines vornehmen Herrn. Sein Körper und sein Gesicht waren schrecklich zugerichtet.
    Er war zerfleischt und verbrannt, und es war ein Wunder, daß überhaupt noch Leben in ihm war. Das linke Auge in dem blutigen Gesicht war blind. Das rechte starrte den schwarzgekleideten Piratenkapitän an.
    DeVries war ein großer, sehniger Mann mit sonnverbranntem, scharf geschnittenem Gesicht. Er wirkte kalt und verwegen. Stets spielte ein Lachen um seinen grausamen Mund. DeVries trug einen goldenen Ohrring im linken Ohr.
    „Mach endlich dein Maul auf, Lao Han Minh“, sagte er. „Extra deinetwegen habe ich die drei Dschunken im Chinesischen Meer versenkt. Ich will von dir wissen, wie man Gold herstellen kann. Zwei Dutzend meiner Männer mußten sterben, damit ich dich in meine Gewalt bekam. Das darf nicht umsonst gewesen sein. Rede!“
    Das eine Auge Lao Han Minhs, des großen Weisen und Meisters der Weißen Magie, glotzte DeVries voller Qual an.
    „Gold läßt sich nicht künstlich herstellen“, ächzte Lao Han Minh. „Viele Alchimisten und Magier haben es versucht. Doch es ist unmöglich. Ich kann dir das Geheimnis der Herstellung von Gold nicht verraten.“
    Das Gesicht von DeVries verzerrte sich zur Fratze.
    „Elender Lügner! Ich weiß, daß du den Stein der Weisen hast, und daß du Gold herstellen kannst. Los, Raoul, lockere ihm die Zunge!“
    Der Matrose preßte das glühende Eisen gegen die Brust des Gefesselten, wo sich eine Brandwunde an die andere reihte. Lao Han Minh stieß einen gräßlichen Schrei aus. Es zischte und stank nach verbranntem Fleisch.
    Die Piraten an Deck unterbrachen nicht einmal ihr Würfelspiel. Tod, Gewalt und Folter gehörten zu ihrem Leben. Sie waren völlig abgestumpft.
    Über die Sulusee wehte von Palawan herüber eine würzige Brise. Die Galeone lag in einer versteckten Bucht. Davon gab es unzählige in dieser Inselwelt zwischen Palawan und Panay. Die Spanier, denen die siebentausend Inseln der Philippinen gehörten, hatten schon seit Jahren vergeblich versucht, den berüchtigten Piratenkapitän Henri DeVries zu fassen oder zu töten.
    Im Jahre 1783 war DeVries auf der Höhe seines furchtbaren Ruhmes. Legenden rankten sich um seine Gestalt. An diesem heißen Julitag wollte der Korsar seinen größten Coup landen. Das Geheimnis der künstlichen Fabrikation von Gold, das er Lao Han Minh abpressen wollte, sollte ihn zum reichsten und mächtigsten Mann der Welt machen.
    Der stiernackige Matrose nahm das glühende Eisen von der Brust des Gemarterten. Lao Han Minh röchelte nur noch. Sein Kopf war auf die Brust gesunken.
    DeVries packte ihn am Zopf und riß seinen Kopf hoch. Er sah in das Auge in dem gräßlich entstellten Gesicht. „Zum letzten mal! Rede!“ „Ich weiß nichts.“
    DeVries trat zurück. Ärgerlich
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