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096 - Kreuzfahrt des Grauens

096 - Kreuzfahrt des Grauens

Titel: 096 - Kreuzfahrt des Grauens
Autoren: Earl Warren
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sah er über die Reling hinab ins blaue Wasser. Ein Schwarm farbenprächtiger Tropenfische umspielte das Heck der Galeone.
    „Nun gut“, sprach der Korsar finster. „Du willst dein Geheimnis mit ins Grab nehmen. So sei es denn. Doch bevor du stirbst, Lao Han Minh, will ich dir noch ein besonderes Schauspiel bieten. Ich bin deiner Tochter überdrüssig, die sich seit drei Tagen in meiner Kabine befindet. Die Mannschaft soll sie haben.“
    Der Steuermann trat ans Brückengeländer und verkündete der Mannschaft den Entscheid des Kapitäns. Die wüsten Gesellen johlten. Wie ein Mann sprangen sie auf. Der Steuermann löste einige von Lao Han Minhs Fesseln, so daß der Todgeweihte sich halb umdrehen und aufs Deck hinunter schauen konnte.
    Es war klar zu erkennen, daß es mit Lao Han Minh zu Ende ging. Es war ein Wunder, daß er nicht schon längst an den furchtbaren Foltern gestorben war.
    Auf einen herrischen Wink des Kapitäns stieg der halbnackte Matrose von der hohen Brücke herunter. Er betrat die Kabine des Kapitäns und schleifte eine blutjunge Chinesin an Deck. Sie sträubte sich verzweifelt, doch der Matrose war viel stärker.
    Gierig funkelten die Augen der Piratenmeute. Diesen Männern standen sämtliche Laster der Welt ins Gesicht geschrieben. Jeder von ihnen hatte mehrere Menschenleben auf dem Gewissen. In der Überzahl waren es brutale Kerle, der Abschaum der Meere.
    Die Chinesin trug nur einen bis zur Hüfte geschlitzten Sarong. Voller Angst starrte sie die wilde Horde an, die nur darauf lauerte, über sie herzufallen.
    „Willst du jetzt reden, Lao Han Minh?“ fragte DeVries. „Du ersparst dem Mädchen ein schreckliches Ende.“
    „Beim weisen Kung-fu-tse, ich beschwöre dich, verschone meine Tochter. Sie zählt gerade erst fünfzehn Jahre. Ich kenne das Geheimnis der Goldherstellung nicht. Niemand kennt es. Du bist von falschem Gerede getäuscht worden, Korsar!“
    Ein tiefer Atemzug hob die Brust von Henri DeVries. Wilder Zorn über den Fehlschlag erfüllte ihn. Die verlorene Zeit und die Verluste seiner Mannschaft ärgerten ihn. Alles für nichts und wieder nichts, weil der verfluchte Chinese nicht das Maul aufmachte.
    „Männer“, rief Henri DeVries, „ich schenke euch das Mädchen.“
    Der Matrose gab der jungen Chinesin einen Stoß, daß sie auf die Piraten zu taumelte. Ein wildes Johlen hallte über die Bucht. Die Kerle stürzten sich auf das Mädchen, rissen ihr das Kleid vom Leib, und warfen sie auf das geteerte Deck nieder.
    Sie schrie hoch und gellend. Es gab einen kurzen Streit um die Reihenfolge, den ein herkulischer Neger für sich entschied. Als er sich auf das Mädchen warf, wandte Lao Han Minh den Kopf zur Seite. Aber seine Ohren konnte er nicht verschließen vor den Schreien seiner Tochter, dem Gelächter und den Rufen der Piraten, den obszönen Bemerkungen.
    „He, Sambo, beeil dich. Wir wollen nicht den ganzen Tag nur zusehen.“
    Henri DeVries musterte das entstellte, zuckende Gesicht Lao Han Minhs mit einem bösen Lächeln. Das war seine Rache an dem Mann, der ihm das Geheimnis der Goldherstellung nicht verraten hatte.
    Lao Han Minhs Körper bebte. Der Sterbende straffte sich in den Fesseln. Sein eines Auge funkelte Henri DeVries an.
    „Verflucht sollst du sein, Henri DeVries, für deine Missetaten, jetzt und auf alle Zeit. Keine Ruhe sollst du finden in alle Ewigkeit. Die sieben Meere sollst du kreuzen als Verfluchter, und mit dir deine Mordgesellen. Nicht leben und nicht sterben sollt ihr, und Qualen der Hölle erleiden jeden Tag und jede Stunde eures Daseins. Ich, Lao Han Minh, der ich Zeit meines Lebens die Wege des Guten und der Weißen Magie beschritt, rufe in meiner Todesstunde die Mächte des Bösen und der Schwarzen Magie, um meinen Fluch zu erfüllen!“
    Zorn, Schmerz und abgrundtiefe Verzweiflung gaben Lao Han Minh Kraft. Seine Stimme, die zuvor nur ein leises Ächzen und Röcheln gewesen war, hallte laut über das Deck. Die Piraten wandten ihre Aufmerksamkeit von dem schreienden Mädchen ab.
    Sie sahen den Magier an. So schlimm und verkommen sie auch sein mochten, sie waren abergläubisch wie alle Seeleute. Angst zeigte sich in ihren Gesichtern.
    Ein pockennarbiger Malaie stammelte: „Der weise Magier verflucht uns. Wehe uns!“
    „Ja“, heulte Lao Han Minh. „Ich verfluche eure Seelen und dieses Schiff. Ich verfluche euch in die tiefste Hölle. Schinsang, oberster Teufel des Reiches der Mitte, Herrscher der Dämonen und König der Schwarzen Magie, höre
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