Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
096 - Der grüne Leichnam

096 - Der grüne Leichnam

Titel: 096 - Der grüne Leichnam
Autoren: Dämonenkiller
Vom Netzwerk:
Magischen Bruderschaft auszuscheiden?"
    „Ja, es ist mein Wunsch."
    „Ich kann es noch immer nicht fassen. Willst du es dir nicht doch noch überlegen? Sprich mit Thomas Becker!"
    „Das ist völlig sinnlos. Mein Entschluß steht fest. Wann kann die Faust-Beschwörung stattfinden?" Mansfield schüttelte den Kopf, blickte mich traurig an und hob resigniert die Schultern.
    „Es sind einige Mitglieder im Tempel", flüsterte er tonlos. „Die Beschwörung kann in einer halben Stunde beginnen."
    „Gut", sagte ich und stand auf. „Ich gehe mich umziehen."
    Fünf Minuten später ließ mich der Torhüter in den Vorhof des eigentlichen Tempels ein. Bedächtig entkleidete ich mich und griff nachdem Ys-Spiegel, der um meinen Hals hing. Dieser Spiegel war noch immer ein Rätsel für mich. Der Einsatz des Spiegels schwächte mich geistig und körperlich; und ich konnte mich nur für kurze Zeit von ihm trennen; es war, als wäre er ein Teil von mir geworden. Die gewaltigen Kräfte, die in ihm steckten, konnte ich nur ahnen. Der Spiegel war eine geradezu ultimate Waffe. Seit ich ihn trug, hatte ich mir eine große Verantwortung aufgebürdet.
    Jetzt war es zu spät; ich konnte den Spiegel nicht mehr ablegen, denn das wäre mein sicherer Tod gewesen. Hermon, alias Hermes Trismegistos, hatte damals vor vielen Jahren bestimmt, daß eines Tages ein Berufener den Spiegel finden sollte. Ich hatte ihn gefunden, doch ich fühlte mich nicht als Berufener.
    Ich schlüpfte in das Zeremoniengewand, das wie ein ärmelloser Poncho aussah. Flüchtig begrüßte ich die Mitglieder, die an der Beschwörung teilnehmen würden. Alle reagierten sehr zurückhaltend. Schweigend betraten wir den Meditationsraum, aßen vom Brot der Erkenntnis, das eine scharf gewürzte Oblate war, und tranken dazu ein Glas vom Wein des 6. Sinnes. Wieder wurde mir bewußt, wie kindisch und sinnlos das alles war.
    Ich war froh, als wir weiter in den kreisrunden Raum gingen, in dem die Beschwörung stattfinden sollte. An der koppelartigen Decke waren die zwölf Tierkreiszeichen zu sehen. In der Mitte des Tempels stand ein einbeiniger, runder Tisch. Die Platte war aus Rauchglas. Der kreisrunde Teppich war nicht nur ein Schmuck- und Prunkstück, sondern er hatte auch eine magische Bedeutung. Gelangweilt setzte ich mich nieder. Mansfield traf die notwendigen Vorbereitungen. Er stellte den Magie-Globus auf den Tisch, trug den Kerzenständer zu einer Anrichte und löschte alle Kerzen bis auf eine. Dazu murmelte er die vorgeschriebenen Beschwörungsformeln.
    „Öffne dich, Sinn aller Sinne!" rief Mansfield laut, als er sich gesetzt hatte.
    Er gab dem Magie-Globus, in dem sich das Licht der Kerze spiegelte, einen leichten Stoß und ergriff meine rechte Hand, während Tom Buine meine linke packte.
    Alle konzentrierten sich auf den schwarzen Magie-Globus, der sich langsam drehte.
    Irgendwie war es diesmal anders. Etwas Störendes schien im Raum zu hängen. Ich konzentrierte mich intensiver auf den Globus, doch das altbekannte Gefühl stellte sich nicht ein; sonst hatte ich immer geglaubt, daß ich schweben würde.
    Für wenige Sekunden schloß ich die Augen.
    „Wir rufen dich, Geist, der du auf unseren Ruf wartest in der Ewigkeit!" sagte Mansfield.
    Seine Stimme klang gepreßt. Rasch sprach er die magischen Formeln, doch die Beschwörung wollte nicht klappen. Der Globus blieb dunkel. Nach ein paar Sekunden wurde er zwar milchig, doch gleich darauf schimmerte er wieder schwarz.
    Mansfield wiederholte die Beschwörung, und wieder klappte es nicht. Ich war jetzt ziemlich sicher, daß der Ys-Spiegel der störende Faktor war. Wir unterbrachen die Beschwörung, und ich nahm den Spiegel ab und legte ihn zwischen meine Füße auf den Boden.
    Der nächste Versuch klappte besser. Der Globus erstrahlte in weißem magischem Licht.
    „Erscheine uns, Geist, den wir rufen!" sagte Mansfield. „Zeige dich, Geist des Dr. Johannes Faustus!"
    Langsam wurde das Licht im Globus schwächer, und ich beugte mich vor. Eine kleine Gestalt war jetzt zu sehen, noch ziemlich undeutlich, doch es war Dr. Faust. Langsam nahm er Gestalt an. Wie üblich trug er die Magisterkleidung. Er sah ganz so aus, wie ich ihn in Erinnerung hatte. Unter dem Spitzhut sahen kurze Haare hervor, um die Schultern trug er einen weiten Umhang. Der Mund war verärgert verzogen, die blauen Augen musterten mich mißbilligend.
    „Euer Anblick erfreut mich nicht, Georg", brummte der Faustgeist.
    Er nannte mich immer Georg, da er mich
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher