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0958 - Die Kinder des El Rojo

0958 - Die Kinder des El Rojo

Titel: 0958 - Die Kinder des El Rojo
Autoren: Volker Krämer
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Zivilisten hatten am Ort der Geschehnisse nichts zu suchen. Am besten, man hielt sie nicht nur fern, sondern verweigerte ihnen auch gleichzeitig noch alle notwendigen Informationen. Was man nicht weiß, macht einen auch nicht heiß, wie das Sprichwort schon ganz treffend sagte.
    Dennoch hatte Artimus einige Gesprächsfetzen aufgeschnappt, als er gemeinsam mit diesem Peebody den Jeep abgeholt hatte. Die Menschen flüsterten und tuschelten, was ihm auch Peebody noch einmal bestätigt hatte.
    »Man munkelt tatsächlich vom Einsatz einer Atombombe in diesem besagten Gebiet. Doch das kann ja nur ein Gerücht sein, denn eine solche Explosion hätte ja die ganze Welt aufgeschreckt. Angeblich sollen in dem Areal merkwürdige Gestalten gesichtet worden sein. Das klingt für mich allerdings nach Ammenmärchen.«
    Für den Anwalt musste das ja auch so klingen.
    Für Artimus van Zant allerdings bedeutete es nichts anderes, als dass die Soldaten der Lage in keiner Weise Herr waren. Eine A-Bombe? Ein bisschen zu dick aufgetragen, fand Artimus, doch er kannte keine Details, also nahm er diese Gerüchte erst einmal so, wie sie waren - Gerüchte eben.
    Je näher er seinem Ziel kam, umso stärker wurde die Militärpräsenz. Natürlich war es nicht möglich, ein so großes Gebiet in jeder Sekunde abzuschotten. Davon konnten die USA ein Lied singen, die tagtäglich ein ähnlich gelagertes Problem mit ihrer Grenze zu Mexiko hatten.
    Fahrzeuge konnte man sicher abfangen, größere Menschengruppen ebenfalls, doch für einen einzelnen Menschen gab es immer wieder Schlupflöcher. Artimus lachte auf, als sich Jimi Hendrix bemerkbar machte, der sich noch immer unter dem weiten Hemd des Physikers tummelte. Jimi konnte van Zant da glatt als Vorbild dienen, denn eine Ratte fand immer einen Weg, wenn sie es denn unbedingt wollte. Artimus hatte versucht, seinen kleinen Nagerfreund in die Freiheit zu entlassen, doch der fühlte sich zurzeit anscheinend sehr wohl in der Gegenwart des Südstaatlers.
    »Okay, mein Freund.« Van Zant holte die Ratte mit geübtem Griff ans Tageslicht. »Dann wollen wir unser Glück versuchen. Hast du einen Tipp für mich?«
    Doch Jimi stellte sich nur auf die Hinterpfoten und bettelte. »Später. Jetzt haben wir etwas anderes zu tun.«
    Er steckte Jimi wieder an seinen angestammten Platz.
    Auf dem Beifahrersitz lag eine Schusswaffe, eine Glock 21, Kaliber 45 mit einem 13-Schuss-Magazin ausgestattet. Diese Rückversicherung hatte van Zant sich allerdings ohne die Hilfe von Peebody besorgt. Es war erschreckend einfach gewesen, an die Waffe zu kommen. In diesem Land funktionierten viele Dinge eben vollkommen anders, als Artimus das im Allgemeinen kannte. Einige Male schon hatte er sich gefragt, ob er nicht vielleicht doch auf einem fernen Planeten gestrandet war.
    Van Zant versteckte den Jeep notdürftig. Wenn die Patrouillen ihn dennoch finden sollten, so war das eben Pech. Artimus glaubte aber kaum, dass er für das Unternehmen, welches er hier in Angriff nahm, den Geländewagen nutzen konnte. Es ging ihm schließlich nicht darum, eine oder zwei Personen zu befreien.
    Artimus van Zant wollte alle Kinder aus den Klauen von El Rojo befreien. Und das waren ein paar Dutzend - plus Alita Tirado selbstverständlich. Er wartete geduldig ab, bis die Militärpatrouille die Stelle passiert hatte, an der er sich versteckte. Bis sie wieder hier vorbeikommen würden, konnte es gut eine Stunde dauern. Van Zant hatte sich die Zeit gelassen, das ausführlich zu studieren. Er hatte nicht vor, den Soldaten in die Arme zu rennen, denn sein Aufenthalt in dem Loch, dass man Gefängnis genannt hatte, reichte ihm voll und ganz aus.
    Als das letzte Fahrzeug außer Sicht war, rannte Artimus los. Die Glock trug er nun im Schulterhalfter unter seiner Lederweste. Ihm war schon klar, dass er die Vampire damit nicht beeindrucken konnte, doch es gab ja die Aufseher und Wachen, die er sich damit wohl vom Hals halten konnte. Und es gab den perversen Alten, der offenbar so etwas wie einen Herbergsvater des Grauens spielte. Der Bursche auf seinen Krücken hatte seinen Spaß daran, die Kinder zu quälen und ihnen Angst einzuflößen. Mit ihm wollte van Zant sich ganz besonders gerne befassen.
    Nach einigen Minuten blieb er stehen und schnappte nach Luft. Mit seiner Kondition stand es nach drei Wochen in dem feuchten Loch nicht besonders gut. Er riss sich zusammen. Es war jetzt nicht mehr weit, denn er konnte schon die Silhouetten der Gebäude
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