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0957 - Der schwarze See

0957 - Der schwarze See

Titel: 0957 - Der schwarze See
Autoren: Andreas Balzer
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die Kavallerie«, murmelte William. Er betätigte die Kurzwahltaste für Gryfs Nummer und wartete darauf, dass der Ruf rausging.
    Die Zeit schien sich ins Endlose zu dehnen, dann riss jemand am anderen Ende den Hörer von der Gabel.
    »Wer stört?«
    Es war Gryf ap Llandrysgryf, und er klang sehr schlecht gelaunt. Sicher unterbrach der Anruf den Silbermond-Druiden bei einem seiner unzähligen Techtelmechtel mit einer zweifellos ebenso attraktiven wie blutjungen Vertreterin des anderen Geschlechts, vermutete der Schotte, den die rüde Antwort gleichwohl etwas aus dem Konzept brachte.
    »Äh, Sir, bitte verzeihen Sie, dass ich Sie in ihrer zweifellos kostbaren Freizeit belästige, ich frage mich nur, ob Sie vielleicht etwas von Ihrer Aufmerksamkeit abzwacken könnten, um einem vitalen Anliegen etwas Aufmerksamkeit zu schenken?« Herrgott, alter Junge, du schwafelst ja noch geschwollener als sonst daher , dachte William. Vielleicht stand er ja doch etwas unter Schock.
    »Was soll ich?«, fragte der Silbermond-Druide am anderen Ende der Leitung verwirrt.
    »Ich dachte, wenn es Ihre Zeit gestatten würde, ob Sie nicht vielleicht…«
    »William, sind Sie das?«
    »Ja, Sir, zu Ihren Diensten!«
    »Ist heute der 1. April oder irgendein anderes von diesen Scherzfesten, die ihr Menschen so gerne feiert?«
    »Nein, Sir, nicht dass ich wüsste, es ist nur so, dass…«
    Eine weitere Granate explodierte in bedrohlicher Nähe.
    »Und was ist das überhaupt für ein Krach?«
    »Äh, wir stehen unter Beschuss, Sir.«
    »Unter Beschuss?«, ertönte es direkt neben Williams Ohr. Erschreckt fuhr der Butler zusammen, als er Gryf neben sich erblickte. An den zeitlosen Sprung , diese von den Silbermond-Druiden bevorzugte Art des Reisens, würde er sich wohl nie gewöhnen.
    »Schön, dass Sie es einrichten konnten«, sagte William.
    »Für meine Freunde doch immer, mein Gutester. Wie wäre es, wenn Sie mich darüber aufklären könnten, was zur Hölle hier los ist?«
    ***
    Unruhige Träume hielten Nicole umfangen. Für kurze Momente wurde ihr Geist immer wieder an die Oberfläche ihres Bewusstseins gespült, nur um gleich wieder fortzudriften. Wilde Eindrücke prasselten auf sie ein, Schüsse, urzeitliche Schreie und das nervenzerfetzende Geheul von Sirenen, ohne dass sie hätte sagen können, was Wirklichkeit und was Traum war.
    Doch die Sirenen blieben, bohrten sich wie glühende Nadeln in ihre Gehörgänge. Ruckartig fuhr Nicole hoch, als sie endgültig ins Hier und Jetzt zurückgerissen wurde. Instinktiv stützte sie sich ab, als das Bett unter ihr einen Satz machte. Sie wusste nicht, wie lange sie geschlafen hatte, aber die Beben mussten in dieser Zeit erheblich zugenommen haben.
    Hektisch sah Nicole sich um. Ihr Bewacher war fort. Die Tür stand einen Spalt offen. Möglicherweise war er gerade auf dem Flur, um nach dem Rechten zu sehen. Denn da schien die Hölle los zu sein. Aufgeregte Schreie und Schüsse drangen an ihr Ohr. Dazu hörte sie eine beängstigende Mischung aus Kreischen und Fauchen, die definitiv nicht menschlich klang.
    Das Hauptquartier wurde angegriffen. Und Zamorra und Devaine waren nicht da!
    Zum Glück war niemand auf die Idee gekommen, Nicole zu fesseln. Vorsichtig setzte die Dämonenjägerin sich auf, schob ihr Krankenhaushemd hoch und löste den Verband unter ihrer linken Brust. Zamorras Energiespende hatte im Wortsinne wahre Wunder bewirkt. Die Stelle, an der die Kugel eingedrungen war, war noch deutlich zu erkennen. Doch die sauber genähte Wunde sah aus, als sei sie mehrere Tage alt. Sie war bereits verschorft und schon fast wieder zugewachsen.
    Nicole befestigte den Verband erneut und tastete nach der Austrittstelle an ihrem Rücken. Sie spürte nur einen leichten Stich, als sie die Wunde berührte, doch das mochte auch an den Schmerzmitteln liegen.
    Vermutlich war das, was sie vorhatte, kompletter Irrsinn, doch sie hatte keine eine andere Wahl, wenn sie nicht hilflos zusehen wollte, wie die Anlage von dämonischen Mächten zerlegt wurde. Ein weiteres Beben ließ die Anlage erzittern. Auf eine MP-Salve folgte ein schriller Schrei, der in einem erstickten Gurgeln endete.
    Nicole entfernte die Kanülen, die sie mit allerlei Infusionen verbanden, und schwang ihre Beine über die Bettkante. Sie stand kaum, als ihr schwarz vor Augen wurde und ihre Beine unter ihr nachgaben. Hektisch klammerte sich die Dämonenjägerin an das Nachttischschränkchen und schaffte es mit Mühe und Not, sich wieder auf der Bettkante
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