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0955 - Der Gruftie

0955 - Der Gruftie

Titel: 0955 - Der Gruftie
Autoren: Jason Dark
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Mann war es einfach, ungesehen an ihr vorbeizuschleichen.
    Die Tür zur Küche war größer als die zur Toilette. Bill öffnete sie. Sheila blieb dabei unmittelbar neben ihm. Der Reporter hoffte, nicht vom Personal überrascht zu werden, denn er wollte nichts erklären oder sich Ausreden einfallen lassen müssen.
    Vor den beiden lag ein Flur, der in einen seitlichen Trakt des Hauses führte.
    Bill rechnete damit, so etwas wie einen Lieferanteneingang zu finden. Er setzte ihn gleich mit einer Hintertür, blieb aber zunächst stehen, als er das schlechte Licht sah, das sich im Flur ausgebreitet hatte.
    Die Lampe unter der Decke leuchtete nur schwach. Ihr Schein floß über den Fußboden wie ein heller Schatten.
    Mehrere Türen lockerten den Flur auf. Bill interessierte nur die am Ende. Sie führte wahrscheinlich nach draußen in die Kälte, von der sie auch hier im Flur etwas spürten, denn die Wärme der Feier hatten sie hinter sich gelassen.
    Allein waren sie nicht. Beide hörten sie die Stimmen. Die Menschen hielten sich hinter einer der Türen auf, die an der rechten Seite lagen. Die zweite, von ihnen aus gesehen, war nicht geschlossen.
    Mehrere Personen unterhielten sich über die Gäste, die sie als eingebildete Tussies, Schlampen oder widerliche Säcke bezeichneten.
    »Jedenfalls bleibt für uns etwas übrig«, sagte ein Mann, der eine weiße Kochmütze auf dem Kopf trug, wie Bill mit einem schnellen Blick in den Raum erkannte. Der Mann war damit beschäftigt, große Platten mit Roastbeef zu belegen. Ein anderer rührte in einem kupfernen Suppenkessel herum, und zwei andere Typen lehnten rauchend an der Wand. Sie hatten nur Augen für die Köche. Auf Bill und Sheila achteten sie nicht, die auf leisen Sohlen an der Tür vorbeihuschten und sich der vor ihnen liegenden näherten. Sie markierte das Ende des Ganges.
    So weit kamen sie nicht, denn einer der Köche sprach zum Glück laut genug. »He, Peter, du kannst den Mist den Besoffenen bringen.«
    »Okay, gib her.«
    Den Conollys mußte etwas einfallen, und es fiel ihnen auch was ein. Blitzschnell öffnete Bill die ihnen am nächsten liegende Tür. Sekunden später waren sie verschwunden und hatten die Tür auch wieder geschlossen. Bemerkt worden waren sie nicht.
    Beide lehnten sich im Düstern gegen die Wand und atmeten zunächst tief durch. »Das war knapp«, flüsterte Sheila. »Weißt du, wie ich mir vorkomme?«
    »Nein, wie sollte ich?«
    »Wie die beiden Harts aus der gleichnamigen TV-Serie.«
    »Nur heißt du nicht Jennifer.«
    »Möchtest du denn Jonathan heißen?«
    »Höchstens in meinem zweiten Le ben.«
    »Gut, ich werde dich daran erinnern.« Sheila löste sich von ihrem Platz und trat in die Mitte des Raumes. So dunkel, wie es zu Beginn ausgesehen hatte, war es nicht. Durch das Fenster floß schwaches Licht, das der Mond gegen die Scheibe warf, als wollte er den Raum mit einem dünnen Zaubermantel versehen.
    Sie befanden sich in einer Küche, in der auch gekocht werden konnte. Zwei große Herde, ein Spülbecken, dessen Stahl fast wie Silber schimmerte. Schränke, Pfannen, der große Kühlschrank, aber auch ein geräumiges Fenster und eigentlich größer als das Fenster einer normalen Küche. Dahinter lag der Garten.
    »Und jetzt?« fragte Sheila, die mit dem Rücken gegen die Arbeitsplatte lehnte.
    »Warten wir erst mal ab.«
    »Auf wen?«
    »Darauf, daß die anderen verschwinden. Die Kellner werden die Platten wieder zu den Gästen tragen müssen. Dann können wir…« Bill redete nicht mehr. Er legte nicht nur eine kurze Pause ein, er schwieg, und das fiel auch Sheila auf.
    »Was ist denn?«
    Bill gab keine Antwort. Er stand vor dem Fenster und starrte hinaus. Plötzlich sackte er in die Knie und warnte auch seine Frau. »Deckung, Sheila!«
    »Was ist denn los gewesen?«
    Bill spürte die Schweißperlen, die auf seiner Stirn klebten.
    »Das kann ich dir sagen. Er ist da. Ich habe den verdammten Gruftie gesehen.«
    »Wo? Am Fenster?«
    »Nein, noch ein Stück entfernt, aber es sah so aus, als wollte er auf dieses Fenster hier zukommen.«
    »Und jetzt?«
    Bill hob die Schultern. »Wenn wir es schlau anstellen, können wir ihn sehen.«
    Sheila beschwerte sich über ihr enges Kleid, das in dieser Haltung doch sehr spannte. »Dann werden wir mal schlau sein.« Sie kroch auf allen vieren zu Bill, der noch in Deckung blieb, dann aber, als sich Sheila direkt neben ihm befand, seinen Körper vorsichtig in die Höhe drückte. Er hatte vor, in Höhe der
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