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0955 - Der Gruftie

0955 - Der Gruftie

Titel: 0955 - Der Gruftie
Autoren: Jason Dark
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nicht von diesem Kontinent. Ich habe sie mir bei anderen Zauberern geholt, deren Vertrauen ich erringen konnte. Eure Waffen mögen zwar stark sein, aber nicht so stark, daß sie mich vernichten können. Nur wenn du stirbst, bin auch ich verloren.«
    Douglas Waterman schüttelte den Kopf. »Das, das glaube ich einfach nicht. Nein, das ist nicht wahr!« Er trat einen Schritt zurück und stierte uns der Reihe nach an. »Verdammt noch mal!« brüllte er los. »Warum tut ihr denn nichts? Ihr steht hier herum. Ihr solltet doch… Ich habe Sie bezahlt, Miß Collins!«
    Jane verdrehte den Blick. »Das haben Sie, Mr. Waterman, aber sollen wir versuchen, Ihren Bruder zu vernichten? Wollen Sie das? Wenn ja, dann sind auch Sie tot!«
    Waterman hatte zugehört. Er dachte über die Worte nach. Er schaute dabei seinen Halbbruder an.
    »Ja!« ächzte er und stützte sich auf der Fläche des halbrunden Schreibtisches ab. »So wird es wohl sein, und so wird es wohl bleiben. Wenn einer von euch versucht, diesen Gruftie zu töten, werde auch ich dabei draufgehen. Dann ist es für mich vorbei. Endgültig gelaufen.«
    »Das steht zu befürchten«, sagte ich.
    Douglas Waterman war in den letzten Minuten um Jahre gealtert. Das sahen wir auch seinen Bewegungen an. Er schob sich an seinem Schreibtisch vorbei, bis er den Ledersessel dahinter erreicht hatte. Schwerfällig ließ er sich in ihn hineinsinken. Er starrte ins Leere, aber seine Lippen zuckten dabei, ohne die Worte richtig aussprechen zu können. Schließlich holte er röchelnd Luft, und wir mußten schon das Schlimmste befürchten, aber er riß sich wieder zusammen und beugte seinen Körper nach vorn.
    »Es ist das Schicksal. Es ist mein Schicksal, verflucht! Ich werde meinen Bruder behalten. Vielleicht werde ich werden wie er, man kann es ja nicht wissen, aber das wird eine Zeit dauern. Ich lebe immer mit dem Gedanken, daß es mir so ergehen kann. Ich werde diesen Druck bis an mein Lebensende haben, und das ist eine verfluchte Belastung.« Erst schüttelte er den Kopf, dann hob er ihn an. »Ich sehe euch. Ich sehe euch alle.« Er lachte. »Ihr steht um mich herum wie die Ölgötzen.« Er lachte wieder, diesmal noch verächtlicher. »Aber ihr könnt nichts tun. Ihr seid mit eurem Latein am Ende. Es gibt Dinge, wo Menschen passen müssen. Ist das nicht so, Mr. Polizist?«
    Da ich angesprochen worden war, gab ich ihm auch eine Antwort. »Es sieht ganz so aus.«
    »Gut!« flüsterte er. »Das ist gut. Man sieht, daß die anderen Kräfte stärker sind als wir Menschen. Sie haben gewonnen, wir haben verloren, so ist das nun mal. Jeder muß wissen, wann er paßt. Ich bin dabei, es zu tun. Ich weiß mir keinen Rat mehr. Oder ihr?« schrie er.
    Diesmal antwortete Jane Collins. »Vielleicht sollten Sie versuchen, es zu akzeptieren.«
    »Ich - meinen Bruder?«
    »Das haben Sie bisher auch getan.«
    »Ja, habe ich!« erwiderte er abgehackt und schob seinen Stuhl zurück, während er sich zugleich nach vorn beugte und sich mit den Händen an den Kante abstützte. »Das habe ich wirklich, aber die Voraussetzungen sind andere gewesen. Da wußte ich ihn in seinem Grab, und das stimmt nicht mehr. Er hat es verlassen, und es sieht nicht so aus, als wollte er freiwillig wieder dort hineinklettern. Oder liege ich da falsch?«
    »Wohl nicht«, sagte Jane. »Dann ist ja alles klar.«
    Es hatte sich so angehört, als wäre es Waterman gelungen, für sich eine Entscheidung zu treffen.
    Deshalb wollte ich wissen, was er genau vorhatte. »Wollen Sie doch weiterleben, Mr. Waterman?«
    »Kann sein.«
    »Was heißt das?«
    »Ich weiß es noch nicht. Es gibt auch eine andere Lösung, habe ich mir gedacht.«
    »Welche?«
    Er setzte sich aufrecht hin. Er richtete seinen Blick auf mich, damit lenkte er uns alle von seinen Händen ab, die blitzschnell die vordere, für uns nicht sichtbare Schublade des Schreibtisches aufrissen. Die rechte Hand fuhr hinein, schnappte nach der Waffe. Die nächste Bewegung folgte, und einen Augenblick später drückte sich der Mann die Mündung gegen sein rechtes Ohr.
    »Diese«, sagte er nur.
    ***
    »Sie sind verrückt, Waterman!« rief ich. »Lassen Sie das! Es bringt nichts!«
    Auch Jane Collins schrie ihn an, und die Conollys hielten sich ebenfalls nicht zurück.
    Waterman hörte nicht. Er blieb so steif wie ein Denkmal sitzen. »Ich weiß, was ihr denkt, aber auch ich kann nachdenken«, sagte er. »In den letzten Minuten wurde mir klargemacht, wie mein Leben aussehen wird, und ich
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