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0953 - Der Fluch von Eden

0953 - Der Fluch von Eden

Titel: 0953 - Der Fluch von Eden
Autoren: Adrian Doyle
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ausgewachsenen Menschen passieren zu lassen, ohne dass er sich bücken oder besonders schmal machen musste.
    Offenbar befand sich schon jemand hinter dieser Schwelle, denn die Männer im Keller riefen in das Loch hinein und erhielten auch Antwort. Für Nele hatten sie keinen Blick übrig.
    Das Mädchen zuckte zusammen, als sich von hinten eine Hand um ihr rechtes Schlüsselbein krümmte.
    Sie sah hinter sich, hatte Wenzel vor Überraschung ganz vergessen. »Ich…«, setzte sie zum Sprechen an.
    Er gab ihr mit einer Geste der freien Hand zu verstehen, dass sie sich nicht zu erklären brauchte. Sie stand auf der dritten Stufe, vom Kellerboden aus gerechnet. Er schob sie sanft beiseite und trat zu seinen Kumpanen. Nele hörte ihn fragen, was sie gefunden hätten.
    »Eine Hexenküche«, schnappte sie auf. Ihr wurde schlecht, und ein Schwindel erfasste sie, sodass sie sich an der Wand abstützen musste, die zur Rechten den Treppenverlauf begrenzte. Links gab es nicht einmal ein Geländer.
    Mühsam kämpfte Nele gegen das Gefühlschaos an, das ihr an die Nieren ging.
    Plötzlich stand Wenzel wieder bei ihr.
    »Komm«, sagte er und streckte ihr den Arm entgegen, um ihr Sicherheit auf den letzten Stufen zu geben.
    Nele griff fast willenlos danach. Und ebenso willenlos ließ sie sich zu der Tür führen, die hinter dem Regal verborgen gelegen hatte und durch die nach und nach alle nächtlichen Besucher verschwunden waren.
    Schon allein das ließ ahnen, dass der Raum dahinter nicht allzu klein sein konnte. Wie riesig er aber tatsächlich war, erschreckte Nele, als sie ihn an Wenzels Hand betrat - und sogleich auch den Grund verstand, warum einer der Männer ihn mit »Hexenküche« tituliert hatte.
    Nur wenige Momente, nachdem Nele die geheime Tür passiert hatte, wurden drinnen Lampen entfacht, die wesentlich heller strahlten als die mitgeführten Laternen. Schlagartig tauchte Nele in eine Welt ein, die sie ähnlich und noch weit stärker verblüffte als diejenigen, die den Zugang dazu freigelegt hatten.
    Überall waren Tische - aus Stein oder Holz, manche von Eisenplatten bedeckt -, auf denen sich die abenteuerlichsten Gefäße und Konstruktionen aus Glas und Metall drängten. Nele sah Tiegel, in denen noch gestockte Flüssigkeiten standen, einen Herd, in dem Reste von Kohle und Holz darauf hindeuteten, dass hier Feuer gebrannt hatte, um einen Glasballon zu erhitzen, der unmittelbar darüber aufgehängt und mit einem Schlauch mit einer nahestehenden Apparatur verbunden war. In Kästchen und auf Tellern häuften sich Berge von Substanzen, Pulvern, Brocken und quecksilbrige Kügelchen, die sich beim geringsten Anstoß - was einer der Männer gerade mit der Fingerspitze tat, als Nele hinschaute - miteinander zu einer größeren Perle vereinten.
    Von hier , das hatte sie sofort begriffen, rührten all die Gerüche, die sie über so viele Jahre irritiert hatten.
    Sie erwachte wie aus einer Trance, als Wenzel abrupt ihre Hand losließ. Vor ihr tauchte die zierliche Gestalt ihrer Mutter auf. Sie zitterte am ganzen Leib, konnte kaum sprechen, so konsterniert war sie. »Nele… Kleines…« Sie fragte nicht, schlang einfach die Arme um ihre Tochter und drückte sie so fest an sich, dass Nele kaum Luft bekam. »Ich wusste das nicht! Und du? Wusstest du etwas davon?«
    Nele versuchte den Kopf zu schütteln. Die Umarmung ihrer Mutter lockerte sich ein wenig. »Du meinst…« Sie schluckte. »Das gehörte… meinem Herrn Vater?«
    »Wem sonst?« Dorothea Großkreutz klang verzweifelt, so, als dämmere ihr gerade, was für Folgen diese Entdeckung für sie - sie alle, die ganze Familie - haben könnte. Worte, die ihr schon auf der Zunge lagen, unterdrückte sie mühsam. Noch immer zitterte sie so stark, dass auch Nele durchgeschüttelt wurde.
    Als sie sich schließlich von ihrer Tochter löste, erkannte Nele, dass Wenzel sie dazu gebracht hatte. Seine Hand hatte sich um den Oberarm der Frau geschlossen. Er dirigierte sie zwei Schritte von Nele weg.
    »Wir haben unsere Befehle«, sagte er, und Nele begriff, dass er nicht anders war als all die anderen Kerle, die bei ihnen eingebrochen waren. »Wir erhielten einen Hinweis, der sich leider bestätigte. Bis zur Klärung alldessen müssen wir euch mitnehmen. Euch alle.«
    Dorotheas Gesicht zerfiel regelrecht. »Mitnehmen«, echote sie dumpf. »Wo… wohin?«
    »In Gewahrsam. Fürs Erste. Alles Weitere ergibt sich aus dem Verhör. Es tut mir leid, aber ich bin an meine Weisung gebunden.«
    »Die
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