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0950 - Visionen des Untergangs

0950 - Visionen des Untergangs

Titel: 0950 - Visionen des Untergangs
Autoren: Christian Schwarz
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kenne nicht nur alle tödlichen Fallen, ich kann sie auch umgehen.
    Asael huschte durch lange Korridore und einige meist kahle Räume. Plötzlich verharrte er, als sei er gegen eine Wand gelaufen. Eine ganz und gar unheimliche Welle erfasste ihn, brandete durch die komplette Burg. Es war ihm, als würde sich eine unglaublich mächtige Entität in besinnungsloser Angst wälzen, als sei diese Welle, die durchs Magische Universum brandete, ein verzweifelter Hilferuf. Für einen Moment glaubte er sogar hohe schwarze Berge in unergründlichen Lavaspalten versinken zu sehen; der Eindruck einer Finsteren Blase , die in Milliarden von Teilen zerrissen wurde und im unendlichen Leerraum zwischen den Galaxien verwirbelte, brannte sich unauslöschlich in sein Gedächtnis.
    Was bei meinem unbekannten Vater ist denn das gerade gewesen? Eine Tatsache? Eine Vision? Was war das für eine seltsame Blase?
    Zum ersten Mal in seinem noch kurzen Leben verspürte Asael so etwas wie dumpfe Furcht. Wahrscheinlich hatte ihn gerade der Hauch eines Wesens berührt, das unendlich viel mächtiger als er selbst zu sein schien, auch wenn sich der Gnom das nur schwer vorstellen konnte.
    Schnell nahm er an sich, weswegen er hier war - und hinterließ an dessen Statt ein mit Dämonenblut geschriebenes Pergament. Stygias Sohn verschwand auf demselben Weg, auf dem er gekommen war.
    ***
    Tal der Könige / Kairo, Ägypten
    Celine Henry streifte über den »Midan el Ataba El Khadra« in Kairo, in der Hoffnung, dass sie die Abwechslung auf andere Gedanken brachte. Die junge Frau war voller Unruhe und im Moment hätte sie keine zwei Minuten still sitzen können. Ansonsten brachte sie trotz ihrer erst 21 Jahre ja nichts so leicht aus der Fassung. Nun aber musste sie sich ernsthaft die Frage stellen, ob am »Fluch der Pharaonen« nicht vielleicht doch etwas dran war.
    Celine war Archäologie-Studentin an der Sorbonne und gehörte zur dritten archäologischen Expedition Professor Malinowskys, wie er das immer großspurig nannte. Seit einem halben Jahr grub der 40-köpfige Trupp nun schon im Tal der Könige, weil Malinowsky sicher war, dort noch etwas Bedeutendes zu finden. Celine war es vorbehalten gewesen, vor drei Tagen den ersten atemberaubenden Fund zu machen. In ihrem Grabungsabschnitt war sie unverhofft auf ein vollständig erhaltenes Uschebti gestoßen! Die etwa 30 Zentimeter hohe, wunderbar bemalte Fayence-Statue war einem Pharao als Grabbeigabe in die Gruft gelegt worden, vermutete Malinowsky.
    Einen Tag später hatte es plötzlich begonnen.
    Celine beugte sich im Schatten eines Zeltdachs, das nur unzureichend gegen die glühende Sonne schützte, gerade über eine Steinmauer. Plötzlich explodierte ein greller Blitz in ihrem Bewusstsein, füllte es vollkommen aus. Sie glaubte, innerhalb des Leuchtens ganz kurz die scherenschnittartigen Konturen einer bergigen Landschaft wahrzunehmen. Und eines riesenhaften Wesens mit mächtigen Schwingen, das majestätisch durch die finsteren Himmel zog, plötzlich taumelte und abstürzte.
    Dann war die Vision auch schon wieder weg, machte hellen, flimmernden Punkten Platz, aus denen sich die verbrannten Hügel und schroffen Bergrücken des Wadi al-Muluk, auch »Tal der Könige« genannt, schälten. Marcel, den sie ohnehin ganz gerne mochte, hielt sie an der Hüfte umschlungen und drückte sie fest an sich.
    »Geht's wieder, Celine?«, fragte er, während er sie langsam losließ.
    »Was war denn los?«, murmelte sie, ohne sich wirklich von ihm zu lösen.
    »Was los war? Mann, du bist plötzlich auf den Mauerrand zugetaumelt und wenn ich dich nicht zu fassen gekriegt hätte, hättest du den Abflug gemacht. Drei Meter runter, das hätte böse ausgehen können. Hast du 'nen Sonnenstich abgekriegt? Hier, dann musst du viel trinken.«
    Marcel hielt ihr eine Wasserflasche hin. Sie nickte hastig und trank in langen Schlucken. »Danke. Ja, ich glaub, es war tatsächlich ein Sonnenstich. Vielleicht mach ich einfach mal kurz Pause.«
    Im Zelt fühlte sich Celine wie ein Häuflein Elend. Sie hatte die Beine angezogen, die Arme drum herum geschlungen und starrte vor sich hin. War das wirklich ein Sonnenstich gewesen?
    Oder hob ich die Schwarzen Schwingen des Todes gesehen? Vielleicht ist das ja doch kein Blödsinn. Der Fluch der Pharaonen soll doch diejenigen auf schwarzen Schwingen ereilen, die als Erstes ihre Ruhe stören. War ich das mit dem Uschebti-Fund? Kommen sie mich jetzt holen? Mon dieu, bitte mach, dass das nicht wahr
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