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0950 - Visionen des Untergangs

0950 - Visionen des Untergangs

Titel: 0950 - Visionen des Untergangs
Autoren: Christian Schwarz
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Körper, der die Gliedmaßen nicht auf gleicher Höhe beließ, sah sich kurz um. Dazu musste er sich fast komplett drehen, weil der extreme Buckel, der sich aus seiner linken Schulter schob, den viel zu großen Kopf schräg nach rechts unten drückte. Asael, den kein Kleidungsstück hinderte, kicherte zufrieden. Alles war ruhig, der Herr Caermardhins gerade außer Haus.
    Na, so ein Pech aber auch. Für ihn natürlich.
    Der Eindringling humpelte zwischen den Bäumen hindurch den Berg hoch zu den Burggebäuden, die sich weit über die Baumspitzen in den trübgrauen Himmel schraubten. Ein zufälliger Beobachter, den es aber nicht gab, hätte sich sicher gewundert, den »Glöckner von Notre Dame« in dem kleinen Wäldchen gehen zu sehen, aber dieser Vergleich wäre aus den verschiedensten Gründen unfair gewesen. Nicht zuletzt deshalb, weil es sich bei dem Glöckner um eine Seele von Mensch gehandelt hatte - und Asael eher auf diese aus war.
    Nicht im Moment allerdings. Jetzt trieben ihn ganz andere Dinge um. Dieser Besuch in Caermardhin zum Beispiel, einem der Machtzentren des Wächters der Schicksalswaage, das aktuell von Asmodis gemanagt wurde. Es war zwar in Wales auf dem Kambrischen Gebirge angesiedelt, reichte aber mindestens in zwei Dutzend andere Dimensionen hinein. Oh ja, Asael kannte bereits mehr dieser dimensionsübergreifenden Verbindungen als Asmodis, obwohl sich dieser fast täglich mit der unglaublichen magischen Anlage beschäftigte.
    Als der Gnom den Park erreichte, der einst liebevoll von Merlin um die Burg herum angelegt und gepflegt worden war, heute aber trist und verwelkt, fast wie ein Friedhof, wirkte, verharrte er und hob den haarlosen Schädel ein wenig nach links oben. Das schien nur bis zu einer gewissen Grenze zu gehen, aber in diesem Fall reichte es aus. Dass dabei eine der eitrigen Pusteln, die sein Gesicht bedeckten, aufplatzte und gelblicher Ausfluss auf den Boden tropfte, störte ihn nicht. Es zischte, als sich die Säure in den Boden fraß und einen kleinen Krater hinterließ. Asaels stechender Blick aus eng stehenden Augen, die mit ihren tief schwarzen Pupillen und dem drum herum schimmernden eiskalten Blau selbst gestandene Dämonen frösteln ließen, schien durch das Laub der Bäume und das wirre Buschgeäst hindurchzugehen. Gleichzeitig bebten ein paar der schwarzen Haarbüschel, die wie unregelmäßig verteilte Inseln aus der schneeweißen Haut wuchsen.
    Ja, dort, bei einer alten mit Moos bedeckten Statue bemerkte er Krychnak - und Aktanur!
    Oh, das ist neu. Jetzt hast du also auch den magischen Zwilling des Erbfolgers hier auf Caermardhin geparkt, du alter Bock. Warum? Soll das so eine Art Schutzhaft für ihn sein? Ich durchschaue deine Pläne mit dem Erbfolger nicht und das ärgert mich ein wenig, wie ich zugeben muss.
    Asael bleckte die Oberlippe und präsentierte eine Reihe wohlproportionierter, scharfer Zähne. Dabei wuchsen die beiden Augzähne ganz automatisch zu mächtigen, vampirähnlichen Hauern.
    Asael wusste im Groben Bescheid, was in Sachen Erbfolge momentan so lief. Rhett Saris war die zweihundertfünfzigste und damit letzte Inkarnation des Erbfolgers. Und wäre die Erbfolge damals böse geblieben, würde statt Saris nun das Endprodukt Xuuhl auf der Erde wüten, vielleicht auch in der Hölle. Der Dämon Krychnak hatte lange daran gearbeitet, den Erbfolger wieder böse zu machen und dazu den magischen Erbfolger-Zwilling Aktanur geschaffen. Aktanur verkörperte das Böse, doch Krychnak hatte erfolglos versucht, Aktanur mit dem Erbfolger zu verschmelzen, um das Böse in ihm wieder die Oberhand gewinnen zu lassen. Warum das nicht möglich gewesen war, wusste Asmodis inzwischen. Und er besaß jetzt auch das Know-how, die Verschmelzung jederzeit vorzunehmen.
    Aber willst du das überhaupt, Asmodis? Musst du nicht für das Gleichgewicht der Kräfte sorgen? Wäre Xuuhl nicht ein viel zu starker Machtfaktor auf der Seite des Bösen? Und wäre es da aus deiner Sicht nicht logischer, Aktanur einfach zu vernichten, um Xuuhl niemals entstehen zu lassen?
    Wie immer schien Asmodis aber sein eigenes Süppchen zu kochen, denn er hatte eindeutig versucht, den Erbfolger mit Aktanur zu verschmelzen. Was also hatte der Erzdämon wirklich vor?
    Möglicherweise würde Asael das aber niemals herausfinden. Er drehte sich kurz um seine eigene Achse, stampfte auf - und materialisierte im Innern von Caermardhin!
    Schade, dass ich dein blödes Gesicht nicht sehen kann, wenn du das bemerkst. Ich
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