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0950 - Ein Gruß aus der Hölle

0950 - Ein Gruß aus der Hölle

Titel: 0950 - Ein Gruß aus der Hölle
Autoren: Jason Dark
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hatten.
    Marion kämpfte mit ihrer Angst und versuchte auch, sich nichts anmerken zu lassen. Ab und an warf sie ihrer Halbschwester einen Blick zu, um wenigstens herauszufinden, was sie wohl dachte, aber deren Gesicht blieb unbewegt.
    Sie gingen nicht schnell, sondern wie zwei Personen, die auf der Hut waren. Und sie kamen dem Geheimnis ihres gemeinsamen Vaters immer näher.
    Es blieb noch verborgen, aber es meldete sich bereits, denn den Mädchen strömte wieder dieses schaurige Geräusch entgegen, und Marion zumindest verkrampfte sich.
    Sie konnte sich nicht vorstellen, wer da in der Finsternis des Kellers lauerte. Ein Tier sicherlich, ein böses, unheimliches Tier, wie man es auf der Erde nicht sah.
    Ihre Phantasie schlug Wellen. Sie stellte sich schreckliche Dinge vor, die ebenso rasch wieder verschwanden, so daß sie nie richtig konkret werden konnten.
    »Hast du Angst, Marion?«
    »Ja, große Angst. Je näher wir herankommen, um so größer wird meine Angst.«
    »Ich kann dich verstehen. Habe ich auch mal gehabt. Er ist ein grausames Untier.«
    »Wer? Unser Vater?«
    »Sicher. Wer sonst?«
    »Du kennst ihn gut, nicht?«
    »Leider besser als du.«
    »Bist du vor ihm geflüchtet, Caro?«
    »Wie meinst du das?«
    »In den Spiegel, zum Beispiel.«
    »Eigentlich ja, Marion. Trotzdem ist es nicht so einfach, und ich möchte dir auch noch etwas verraten. Der Spiegel und das, was wir gleich sehen werden, falls du nicht deine Augen schließt, hängen unmittelbar zusammen.«
    »Es ist gefährlich, nicht?«
    »Sehr gefährlich sogar. Für uns Menschen vor allen Dingen. Aber jetzt sei still. Wir werden versuchen, an ihm vorbeizukommen. Das ist am besten.«
    Marion nickte nur. Ihr Herz schlug schneller. Die Angst war da, sie blieb auch bestehen, aber sie war nicht so schlimm wie bei einem Menschen, der direkt mit dem Grauen konfrontiert wurde.
    Noch weigerte sich ihr Verstand, gewisse Dinge zu begreifen, weil sich Marion diese einfach nicht vorstellen konnte. Sie nahm hin, daß es etwas Schreckliches und vielleicht sogar Unaussprechliches gab, was da lauerte, und sie zuckte wieder zusammen, als sie abermals dieses abgrundtiefe Stöhnen und widerliche Schmatzen hörte.
    Jetzt sogar lauter, viel lauter, denn sie waren näher an die Öffnung herangekommen.
    Es lag auf der linken Seite. Das Licht aus dem Flur würde ebensowenig hineinsickern wie in die anderen Keller. Vielleicht blieb es so dunkel, daß sie den Schrecken nicht sehen mußte. Eine andere Idee kam ihr in den Sinn. »Wäre es nicht besser, wenn wir ganz schnell auf die Treppe zulaufen?«
    »Nein, das glaube ich nicht. Wir würden es nur aufmerksam machen.«
    »Würde es uns dann verfolgen?«
    »Bestimmt.«
    Es waren nur weniges Schritte. Die Spannung wuchs zumindest bei Marion bis ins Unermeßliche.
    Sie spürte die Kanten ihrer Vorderzähne auf der Unterlippe und schmeckte sogar das Blut, so hart hatte sie zugebissen. Sie zitterte immer stärker. Ihr Kopf war voll von schrecklichen Gedanken, und sie hörte sich selbst seufzend Luft holen.
    Dann waren sie da.
    Die Öffnung war nicht sehr breit. Mit zwei, drei Schritten hätten die Mädchen sie überwinden können. Marion verkrampfte sich. Auf einmal fühlte sie sich nicht mehr als Mensch, sondern als eine Person, die ferngesteuert wurde. Sie war darauf bedacht, weiterzugehen, aber etwas sorgte für einen Stopp.
    Sie kam nicht mehr voran.
    Jemand hielt sie fest.
    Es war kein Band, das ihren Körper umschlang, obwohl es ihr so vorkam, und sie stellte auch fest, daß ihre Halbschwester ebenfalls stehengeblieben war.
    Marion drehte den Kopf nach links. Sie standen beide im schwachen Licht. Vor ihnen lag der Kellerraum in einer tiefen Finsternis eingehüllt.
    Doch darin bewegte sich etwas. Es kam nicht auf sie zu. Es hockte da und bewegte sich auf der Stelle. Dabei stöhnte und schmatzte es, und ein widerlicher Geruch drang den Mädchen entgegen.
    Es stank nach Verwesung, nach altem Schlamm, nach Dingen, die Marion nicht einschätzen konnte, aber sie merkte, wie sie zitterte.
    Und sie sah trotz der Dunkelheit das Tier oder was immer es war, deutlicher.
    Inmitten der Dunkelheit hob sich etwas ab, das auf einem unförmigen Stuhl hockte und sich dabei nicht bewegte. Dieser Stuhl oder Thron war breiter als das Wesen selbst, das sehr dunkel aussah, aber die Proportionen eines Menschen hatte, nicht die eines Tieres.
    Von der Gestalt ging etwas aus. Marion spürte es wie eine Klammer, die sie umfing.
    Böse Gedanken,
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