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0948 - Leonoras Alptraumwelt

0948 - Leonoras Alptraumwelt

Titel: 0948 - Leonoras Alptraumwelt
Autoren: Jason Dark
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sagen.«
    Er verabschiedete sich und ging. Suko löste die Handschellen des Kellners. Der Mann schaute ihn überrascht an. »Was ist los? Wollen Sie mich nicht verhaften?«
    »Nein, Sie sind frei.«
    »Aber ich habe doch…« Er kam nicht mehr zurecht und schaute Suko mit einer Mischung von Zweifel und Furcht an.
    »Ja, Sie haben, Mister, aber es ist nicht ihre Schuld gewesen. Glauben Sie es mir.«
    »Wieso denn nicht? Ich habe geworfen.« Er räusperte sich. »Andererseits«, flüsterte er, »haben Sie vielleicht recht. Es war wirklich nicht meine Schuld. Ich habe darüber nachgedacht, aber ich kann es nicht erklären. Nicht, daß ich dumm wäre, aber mir fehlen einfach die richtigen Worte. Da sprang mich etwas an. Ein unheimlich starkes Gefühl. Etwas Negatives, und das sagte mir, daß ich mich umdrehen soll, um diesem Mann den Pfeil in die Stirn zu werfen. Ich hatte auch keine Hemmschwelle. Ich habe ausgeholt, kurz gezielt und geworfen - und getroffen, aber ich kann nicht erklären, warum ich es tat und wer mich dazu gebracht hat.«
    »Das werden Sie auch kaum herausfinden können«, sagte Suko. »Deshalb belassen Sie es dabei.«
    »Weiß nicht«, murmelte er. »Das hört sich trotz allem an, als wüßten Sie mehr.«
    »Leider auch nicht.«
    »Und Sie nehmen mich wirklich nicht fest, obwohl Sie doch Polizisten sind?«
    »Sie können sich darauf verlassen. Versuchen Sie so zu handeln, als wäre nichts gewesen. Löschen Sie das Licht, schließen Sie hier ab, räumen, Sie auf, was weiß ich. Die Sache ist vergessen.«
    »Für Sie, aber nicht für mich. Ich muß Jack erklären, weshalb ich auf ihn den Pfeil geworfen habe.«
    »Es ist durchaus möglich, daß wir Ihnen dabei helfen werden«, sagte Suko. »Na dann.«
    »Alles Gute für Sie.«
    Es war der Abschlußsatz, und Suko machte sich auf den Weg zur Tür, den ich auch nahm.
    Wir gingen zum Wagen. Suko wollte fahren. Zuvor fragte er mich: »Wohin, John?«
    »Nach Hause.«
    »Ja«, sagte er nur, »ja…«
    ***
    Gegen zwei Uhr morgens schaltete ich in meiner Wohnung das Licht ein und dachte wieder daran, daß wir am übernächsten Tag den Heiligen Abend hatten. In eine wahnsinnige Lage waren wir da hineingerutscht. Um irgendwelche Geschenke brauchte ich mir keine Sorgen zu machen, die hatte Glenda bereits für mich besorgt, aber ich würde das Fest nicht allein verbringen. Es war abgemacht worden, daß ich mich bei Glenda sehen ließ, bei den Conollys und auch bei Lady Sarah und Jane Collins.
    Und das in meinem Zustand! Verdammt!
    Ich ließ mich in einen Sessel sinken und starrte vor mich hin. Es war schon ein Zustand der Verzweiflung, mit dem ich nicht zurechtkam.
    Hätte ein Vampir oder ein Werwolf vor mir gestanden, dann wäre es zwar auch schlimm gewesen, aber ich hätte immerhin einen realen Feind vor mir gehabt. Einen Gegner, den ich bekämpfen konnte, aber keinen, der sich von einer anderen Ebene her meldete und sich gewissermaßen im Unsichtbaren herumtrieb.
    Den konnte ich nicht fassen, den konnte ich nicht mal locken, denn er hielt die Trümpfe in den Händen und machte mit mir, was er wollte. Nein, in diesem Fall war es eine Gegnerin, eine Frau, die wir einfach unterschätzt hatten.
    Ich hob den Kopf an und dachte daran, was wir miteinander abgesprochen hatten. Suko wollte Shao einweihen, und er wollte sie darum bitten, ihn wenn möglich, in der kommenden Nacht im Auge zu behalten. Ob es etwas nutzte, wußte ich nicht. Wir hatten auch erst daran gedacht, bis zum Hellwerden zusammenzubleiben, den Plan aber verworfen, was auf mich zurückzuführen war, weil ich, sollte es mich wieder überkommen, allein sein wollte.
    Ich hatte mich wieder aus dem Sessel erhoben, um in das Schlafzimmer zu gehen. Es brachte nichts, wenn ich im Wohnzimmer hockenblieb, um im Sessel Schlaf zu finden. Mein Blick fiel auf einige auf dem Tisch liegende Weihnachtskarten. Unter anderem stammte eine von Marek, dem Pfähler, der mir und uns für das nächste Jahr alles Gute wünschte. Hätte ich ihn heute gesprochen, dann hätte ich diese Wünsche zumindest in Zweifel gezogen.
    Ich fragte mich, was noch auf mich zukommen würde. Alles war möglich. Dinge, die meine Phantasie jetzt sprengten, die allerdings auch aus ihr entstanden.
    Im Schlafzimmer zog ich mich aus und legte mich auf das Bett. Wie oft hatte ich in ihm wach gelegen. Wie oft hatte ich von der »anderen Seite« Besuch bekommen, von geheimnisvollen Feinden, die stärker waren als Menschen und sich immer wieder in meine
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