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0946 - Priester der Kälte

0946 - Priester der Kälte

Titel: 0946 - Priester der Kälte
Autoren: Manfred H. Rückert
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unter dem ihn die schwarzen Hexenmeister beschworen, auch ein zweites Zeichen, unter dem ihn jeder weiße Magier gefahrlos anrufen konnte, den Spiegel des Vassago .
    Dieser Spiegel war eine Wasserfläche beliebiger Größe - ein See, eine Schüssel oder gar eine Pfütze -, die durch die Beschwörung Vassagos in eine Art Spiegel verwandelt wurde, in welchem die Dinge sichtbar wurden, die der Beschwörende sehen wollte, oder die Vassago ihn sehen ließ. Doch es war ein riesengroßer Unterschied, ob man Vassago als Dämon selbst anrief, oder seinen Spiegel .
    Im Spiegel der kristallklaren Flüssigkeit erkannte Zamorra einen Schädel, der entfernt menschliche Züge aufwies. Mit den Hörnern auf dem Kopf, dem kräftigen Raubtiergebiss sowie den Klauen und dem peitschenden Schweif sah der Dämon furchterregend aus. Vassago war ein höllischer Prinz vom Orden der falschen Tugenden, sowie der dritte Geist der höllischen Heerscharen und Herr über 26 Legionen niederer Geister.
    Mit anderen Worten: In der Höllenhierarchie stand er ziemlich weit oben. Deshalb gehörte er zu den wenigen Vertretern seiner Zunft, die Erzdämon genannt werden durften.
    Seine Augen glühten schwarz und rot, als er Zamorra erkannte.
    »Womit habe ich das verdient, dass dieser Schwachkopf mich schon wieder beschwört?«, stöhnte Vassago. Seine Stimme klang, als würde er jeden Tag mit Whisky, glühenden Kohlen und rostigen Nägeln gurgeln. »Das versaut einem doch glatt den bis jetzt so schönen Tag.«
    »Hallo, Vassago«, grüßte Zamorra. »Ich freue mich genauso, dich wieder einmal zu sehen.«
    »Komm zur Sache, Blechamulettbesitzer.« Man konnte nicht behaupten, dass Vassago sehr erfreut war, Zamorra zu sehen.
    »Eigentlich wollte ich ein wenig Small Talk mit dir betreiben, alter Freund.« Zamorra kannte den Erzdämon schon über zwanzig Jahre, deshalb ließ er sich von dem abwehrenden Tonfall nicht beirren.
    »Nett, dass du mich beschworen hast, aber ich habe gleich einen geschäftlichen Termin.« Die Ablehnung in Vassagos Stimme war fast schon körperlich greifbar. »War schön, sich mit dir unterhalten zu haben.«
    Zamorra verbiss sich ein Grinsen. Es hätte nur noch gefehlt, dass der Erzdämon schöne Grüße an die Frau Gemahlin wünschte. Er wusste genau, dass Vassago nicht einfach so die Verbindung unterbrechen würde, aber er ging trotzdem auf das Spiel ein.
    »Schade, Vassago, da kann ich dich ja nicht einmal danach fragen, ob dein Spiegel den Meegh Ghaagch oder den Kraken Siebenauge auf dem Silbermond findet. Es wäre für mich nämlich außerordentlich wichtig, das zu wissen.«
    Vassago betrachtete seine Krallen als wären sie in diesen Augenblicken das Wichtigste auf der Welt. Er wirkte als hätte er Zamorra nicht zugehört, aber der Meister des Übersinnlichen wusste es besser.
    »Sagtest du gerade etwas, alter Feind?«, fragte der Erzdämon. »In meinem Alter kann man sich bei der Krallenpflege nicht mehr so auf etwas Unwichtiges konzentrieren, das wie das Fernsehprogramm nebenbei läuft.«
    Zamorra schloss kurz die Augen. Nicht provozieren lassen von dem alten Knaben , gab er sich selbst einen guten Ratschlag.
    Als er die Augen wieder öffnete, lag ein gewinnendes Lächeln auf seinen Lippen.
    »Du hast doch ein weitaus besseres Gehör, als oft in der Hölle erzählt wird«, sagte er. »Die anderen Dämonen und Hilfsgeister erzählen sich, dass du dich nur taub stellst, um mehr mitzubekommen.«
    »Ach? Und was sagst du?«
    »Dass ich möglicherweise eine Neuigkeit für dich habe. Ich war letztens in der Hölle, wobei ich dich nicht gesehen habe, aber das, was ich von Tan Morano gehört habe, wirkt wie Sprengstoff.«
    »Information gegen Information?«, erkundigte sich Vassago. Als Zamorra nickte, sagte der Erzdämon: »Ich zeige dir, an welcher Stelle des Silbermonds sich Ghaagch aufhält. Aber er ist nicht mehr derselbe, als den du ihn kanntest. Der wahnsinnig gewordene Geist von Siebenauge beseelt ihn.«
    Zamorra blieb die Luft weg, als eine Landkarte des Silbermonds vor seinen Augen erschien. Er merkte sich das Gebiet, das Vassago ihm angegeben hatte. Ein großer roter Hügel mit vielen spitzen Nadelfelsen erregte dabei seine Aufmerksamkeit. Das war mehr, als er erwartet hatte.
    »Deine Information?«, machte ihn der Erzdämon auf seinen Teil der Abmachung aufmerksam.
    »Tan Morano ist neuer ERHABENER der DYNASTIE DER EWIGEN«, begann Zamorra. »Das wird dir wahrscheinlich bekannt sein. Wusstest du aber schon, dass er alle
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