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0945 - Die Energiejäger

Titel: 0945 - Die Energiejäger
Autoren: Unbekannt
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hatte. Er sank zur Seite, und als seine Gedanken nach etlicher Zeit wieder zu funktionieren begannen, da lag er zunächst eine Weile absolut ruhig, mit desaktivierten Sehzentren, und konzentrierte sich ganz und gar auf die Regungen des von keinerlei äußeren Einflüssen gestörten Bewußtseins.
    Da wurde ihm klar, daß nichts Besonderes geschehen war. Er hatte einen kurzen Schlaf getan, das war alles. Er fühlte sich nur wenig geschwächt, und vor allen Dingen hatte er eine deutliche und klare Erinnerung an alle Ereignisse, die bis zu diesem Zeitpunkt stattgefunden hatten.
    Er sah sich um und fand sich in dem Raum, den er betreten hatte, um den Prozeß der Selbstteilung über sich ergehen zu lassen. Nie zuvor war er mit einem derart klaren, eindeutigen Verständnis seiner Umwelt zu sich gekommen.
    Unweit von ihm lag auf dem Boden des Raumes ein zweiter Körper, geformt wie der seine, mit denselben Persönlichkeitsmerkmalen versehen wie der seine.
    Ongelsken richtete sich auf. Er dachte bewußt seinen Namen. Es wurde ihm schlagartig klar, daß er diese Selbstteilung überlebt hatte, ohne seine Identität zu verlieren. Dieses Erwachen war kein düsteres, unsicheres, verzweifeltes. Es war ein Erwachen des Triumphs. Ongelsken hatte den Status eines Individuums, einer Person, erreicht!
    Im Überschwang seiner Gefühle beugte er sich über den ungleichen Nachgeborenen, der sich jetzt zu rühren begann und Schwierigkeiten mit der Koordination seiner Extremitäten hatte.
    „Keine Angst, kleiner Freund", sagte Ongelsken zärtlich. „Ich weiß, du bist verwirrt. Aber du hast einen, der dir hilft."
     
    *
     
    Die Erinnerung verfehlte ihre Wirkung nicht. Ongelsken fühlte sich gekräftigt, seine Niedergeschlagenheit war verschwunden.
    Er hatte solche Szenen seitdem mehrmals wieder erlebt, und es erschien ihm fast, als sei das Beibehalten der Identität während des Selbstteilungsprozesses lediglich eine Routinesache, in der man nur genug Übung zu haben brauchte, um sie immer mit dem gewünschten Resultat enden zu lassen. Er wußte indes, daß es nicht so war. Die Gefahr, daß bei der Selbstteilung zwei gleiche Nachgeborene entstanden, von denen keiner die Majorität des Stammbewußtseins ererbte, war immer vorhanden. Die vargartische Genetik hatte den Mechanismus, der die Nuancenverteilung innerhalb des verdoppelten Bewußtseins regulierte, bisher erst halb verstanden und war nicht in der Lage, ihn zu beeinflussen.
    Aber das berührte ihn in diesem Augenblick nicht. Er war Ongelsken, der seine Identität über mehrere Selbstteilungen hinweg gewahrt hatte. Das bedeutete, daß er einen starken Charakter besaß. Nur ein Wesen mit starker Persönlichkeit aber vermochte die Gefahr zu meistern, die hier, auf dem Irrläufer unter den Sternen, auf ihn zukam.
     
    6.
     
    Alaska Saedelaere fuhr mit seiner Aufzeichnung fort.
    „Ich sprach von der Fangsaison, auf deren Beginn die rings um den Ursprung der Vollkommenheit aufgefahrenen Raumschiffe der Vargarten harren. Es handelt sich dabei um ein Phänomen, das insofern einzigartig dasteht, als ihm die terranische Raumfahrt bisher noch nirgendwo sonst begegnet ist.
    Die Objekte des Fangs sind Norane. Mit diesem Namen wird ein Tier offenbar größeren Umfangs bezeichnet, das in den Meeren des Ursprungs heimisch ist. Man könnte das Wort mit ,Wal' übersetzen. Die Wale indes, auf die die vargartischen Raumschiffe warten, sind nicht organischer, sondern komplexenergetischer Natur. Wahrscheinlich ist es ihre äußere Form, die zu der Namengebung geführt hat.
    Die EnergieWale scheinen von dem innersten Planeten, der Heimstatt der Wärme, zu kommen. Wie sie entstehen, ist bislang noch unklar. Es handelt sich um langgestreckte, flexible Gebilde, die ein milchiges Leuchten ausstrahlen und eine Längsausdehnung von gewöhnlich mehreren Kilometern besitzen. Die Wale sind offenbar nicht sonders massiv, sonst könnte sie der Solarwind nicht so beeindruckend beschleunigen. Aus dem Betrag der Beschleunigung errechne ich, daß die Masse eines Durchschnittswals nur ein paar Kilogramm beträgt. Es handelt sich also um äußerst ,luftige' Gebilde.
    Bevor ich auf die Charakteristiken der EnergieWale weiter eingehe, zunächst noch eine Information, die ich aus einer Serie vargartischer Funkgespräche beziehe. Die Vargarten leiden an chronischem Energiemangel. Die Jagd auf die Norane ist nicht etwa ein Sport, sondern wird betrieben, um diesem Energiemangel abzuhelfen. In welcher Weise dies im einzelnen
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