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0944 - Planet der Puppen

Titel: 0944 - Planet der Puppen
Autoren: Unbekannt
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zwingen, sie zu beseelen. Wenn man Ganerc-Callibso richtig beurteilen wollte, mußte man stets daran denken, daß sein ÜberIch im Körper seines Mörders hauste. Allein die Vorstellung daran war grausig, und Alaska hatte sich schon oft gefragt, wie Ganerc damit fertig wurde.
    Die nächsten Worte des Puppenspielers holten Alaska in die Gegenwart zurück.
    „Worüber denkst du nach?"
    „An meinen letzten Aufenthalt auf Derogwanien", gab der Transmittergeschädigte zögernd zu.
    Ganerc-Callibso verzog unwillig das Gesicht.
    „Beschäftigst du dich noch immer mit den Ereignissen dieser unseligen Tage?"
    „Wie könnte ich es je vergessen?" rief Alaska.
    Ganerc-Callibso blickte immer finsterer drein.
    „Triumph und Niederlage liegen dicht beieinander", sagte er müde. „Damals bekam ich von dir den Anzug der Vernichtung zurück und verlor gleichzeitig meinen Körper."
    Aus diesen Worten sprach unbändiger Haß. Alaska wich unwillkürlich zurück, bis er begriff, daß diese Gefühlsaufwallung nicht gegen ihn, sondern gegen jemand anderen gerichtet war. Alaska wußte auch, gegen wen: gegen die Puppen!
    „Was ist geschehen, als du noch einmal nach Derogwanien kamst?" forschte Alaska.
    „Ich habe etwas geholt", erwiderte Ganerc-Callibso. Er strich mit den Händen über seinen gnomenhaften Körper.
    „Das da!"
    „Und was geschah noch?"
    „Nichts!" brummte der Zeitlose.
    Er weicht mir aus! dachte Alaska. Zweifellos gab es ein Geheimnis, aber der Puppenspieler wollte es nicht preisgeben.
    Die Lichtzelle brach aus ihrer derzeitigen Kreisbahn aus und nahm einen engeren Kurs um den Planeten. Die Fernortung blieb nach wie vor ausgeschaltet. Alaska mußte sich zügeln, um nicht nach den Kontrollen zu greifen und eine Bildübertragung von der Planetenoberfläche zu erzwingen.
    „Was ist mit der Ortung?" fragte er mit mühsamer Beherrschung.
    „Wozu?" lautete die Gegenfrage. „Wir wissen beide, wie es dort unten aussieht."
    „Wirklich?"
    Der Zeitlose zuckte mit den Schultern und schaltete die Bildschirme der Ortungsanlage ein. Zunächst entstand ein unregelmäßiges Flakkern, dann stabilisierte sich das Bild und zeigte eine von Schnee bedeckte Planetenlandschaft.
    „Wir befinden uns über der Tagseite", bemerkte Ganerc-Callibso.
    „Das sehe ich", erwiderte Alaska verbissen. „Aber diese Aufnahmen zeigen uns überhaupt nichts. Mich interessiert die Stadt und der Hang, auf dem einst deine Hütte stand."
    „Du mußt Geduld haben."
    Dieses seltsame Wesen, fand Alaska, hatte sich innerlich immer weiter von ihm entfernt. Ihre einst guten Beziehungen waren dumpfem Unbehagen und sogar Mißtrauen gewichen. Mit jedem Lichtjahr, das sie näher an Derogwanien herangekommen waren, hatte sich das Verhalten des Zeitlosen mehr geändert.
    Sie glitten jetzt über der schmalen Grenze von Tag und Nacht dahin.
    „Wir sollten endlich landen", schlug Alaska vor. „Was immer uns dort unten erwartet, es ändert sich nicht durch dein Zögern."
    Der Zeitlose nickte und machte sich an den Kontrollen zu schaffen. Plötzlich erschien die kleine Stadt auf den Bildschirmen. Das Bild der verwinkelten Gassen, der kleinen Häuser und schlanken Türme hätte auf den Transmittergeschädigten vertraut wirken sollen, aber es löste nur eine instinktive Reaktion der Abwehr aus. In der Stadt und in einem weiten Umkreis vor ihren Toren gab es keinen Schnee, der Boden zeigte dort ein düsteres Grau.
    Der verschlungene Pfad, der von der Stadt zum Hang hinauf führte, war kaum noch zu erkennen. Vom Zeitbrunnen war überhaupt nichts mehr zu sehen; nur die seltsamen Statuen und Säulen lagen immer noch da und markierten den Platz, an dem er sich einst befunden hatte. Von Alaskas Hütte waren nicht einmal mehr Überreste vorhanden.
    Alaskas Blicke wanderten zur Stadt zurück; trotz ihrer Zersplitterung in unzählige Gebäude wirkte sie wie eine Einheit, wie ein monströses Etwas. Beim Anblick der spitzen Türme und der hohen Giebeldächer mußte Alaska unwillkürlich an einen mit Reißzähnen bewaffneten Rachen denken. Unwillkürlich wollte er den Zeitlosen warnen, mit der Lichtzelle tiefer zu gehen, aber er brachte keinen Ton über die Lippen.
    Das Bild wechselte, Ganerc-Callibso hatte auf Großaufnahme geschaltet.
    Für Alaska war es, als stünde er unmittelbar über einer Straßenschlucht und blicke auf den Boden hinab.
    Durch die Straße bewegte sich eine seltsame Prozession. Ihre Teilnehmer besaßen alle in etwa Ganerc-Callibsos Figur, und auf dem
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