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0944 - Die Brücke zur Anderswelt

0944 - Die Brücke zur Anderswelt

Titel: 0944 - Die Brücke zur Anderswelt
Autoren: Christian Schwarz
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werden soll, nicht etwas forcieren?«
    »Tut mir leid, nein. Wir müssen warten, bis sich das Große Geheimnis wieder meldet.«
    Am frühen Abend ging Nicole mit ihren japanischen Begleitern in ein Restaurant, weil sie Hunger verspürte.
    Während der Vorspeise versteifte Hina plötzlich. Nicole registrierte interessiert, dass die Japanerin in sich hinein zu lauschen schien.
    »Das Große Geheimnis hat sich soeben gemeldet«, flüsterte Hina. »Ich soll Sie nach Amanohashidate bringen und die Himmelsleiter für Sie öffnen. Sofort.«
    Nicole spürte ein Kribbeln am ganzen Körper. Sie schob das Reisschälchen von sich. »Also gut, worauf warten wir?«, fragte sie entschlossen. »Mir ist der Appetit ohnehin vergangen.«
    Sie zahlten und fuhren los. Am Beginn der Sandbank parkten sie und gingen dann zu Fuß weiter, da Amanohashidate nur auf breiten, fest gewalzten Fußwegen durch den Kiefernwald erkundet werden konnte. Es wurde bereits dunkel. Erste Lichter flammten in der Stadt auf, die sich U-förmig um die Bucht zog.
    Obwohl sie schon ganz andere Sachen durchgestanden hatte, stieg die Spannung bei Nicole ins kaum noch Erträgliche. »Können Sie die Himmelsleiter von jedem Punkt der Sandbank aus öffnen, Hina?«
    »Nein. Nur von einem bestimmten aus. Wir erreichen ihn in etwa einem Kilometer Entfernung.«
    »Kann ein Führer die Himmelsleiter jederzeit aktivieren oder braucht es dazu bestimmte Voraussetzungen?«
    »Nein, es geht jederzeit. Um sie zu begehen, muss man allerdings die Erlaubnis haben. So kann niemand Unbefugter sie missbrauchen.«
    »Wer hat diese Erlaubnis? Nur die Führer des Bundes?«
    »Ja. Sie bekommen sie in einem würdevollen Zeremoniell im inneren Kreis des Bundes verliehen.«
    »Verstehe. Das ist so eine Art Imprint. Ein magischer Passierschein gewissermaßen. Ich habe ihn aber nicht.«
    Hina sah sie erstaunt an. »Sie sind doch die Schwester der Göttin. Das berechtigt Sie mehr als jeden Führer.«
    »Na, wenn es so ist.«
    Um diese Zeit kamen ihnen noch einige Fußgänger entgegen. Hina kümmerte es nicht. »Außer uns wird die Himmelsleiter niemand sehen können, keine Angst. Und wenn er oder sie direkt davor stünde.«
    Sie erreichten ein kleines, von einem niedrigen Zaun aus Bambusrohren umgebenes Areal. Eine verwitterte hölzerne Gedenktafel stand darin, ebenso wie zwei flache Steinquader. Auf dem einen thronte ein kleiner Monolith.
    »So, hier sind wir. Gleich wird es Ernst«, sagte Hina. »Ich öffne die Himmelsleiter allein durch meinen Geist, den ich zur Göttin sende.«
    Wahrscheinlich eine magische Formel, die nur zusammen mit dem Imprint wirksam wird. Nicole spürte Schwäche in allen Gliedern, ihr war plötzlich so schlecht, dass sie das Gefühl hatte, sich übergeben zu müssen.
    Hina lehnte sich aufrecht gegen einen der Bäume, die das kleine Gedenkareal umgaben, während Yuuki unauffällig die Umgebung sicherte. Nicole spürte, dass sich plötzlich starke magische Kräfte aufbauten!
    »Mann, ich glaub das nicht«, flüsterte Nicole ergriffen. Ein Schauer nach dem anderen lief über ihren Körper. Vor ihr war Amanohashidate , die Himmelsleiter, aus dem Nichts erschienen.
    Die in einem grellen Weiß strahlende Lichtbrücke war etwa vier Meter breit. Sie schien innerhalb des Gedenkareals aus dem Boden zu kommen, stieg in einem 45-Grad-Winkel und einem sanften Bogen in den klaren Nachthimmel, spannte sich über die Miyazu-Bucht und die umliegenden Berge und schien dann irgendwo zwischen den funkelnden Sternen im Weltall zu verschwinden. Sie erinnerte Nicole an einen unglaublich starken Laserstrahl.
    »Gehen Sie jetzt, Nicole«, forderte Hina, ohne in ihrer Konzentration nachzulassen.
    »Was denn, da soll ich drauf?«
    »Bitte, gehen Sie.«
    Nicole seufzte. »Wie gut, dass ich vollkommen schwindelfrei bin«, sagte sie flapsig, um ihrer Angst Luft zu machen.
    »Aber ein kleines Geländer hätte die Maneki schon anbringen können, so von Schwester zu Schwester. Das wird sicher eines der zentralen Themen unserer Unterhaltung werden.«
    Nicole gab sich einen Ruck und setzte einen Fuß auf die leuchtende Brücke. Dabei umklammerte sie ihren Dhyarra. Plötzlich stand sie vier Meter über dem Boden! Sie fühlte sich leicht, vollkommen schwerelos und geriet deswegen ins Taumeln. Nicole stand zwar auf der Oberfläche der Himmelsleiter, hatte aber nicht das Gefühl, festen Boden unter sich zu haben. So bekam sie die aufsteigende Panik kaum in den Griff, während sie mit seltsamen
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