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0943 - Der KYBSOON-Effekt

Titel: 0943 - Der KYBSOON-Effekt
Autoren: Unbekannt
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Zuneigung, Payne", sagte Borl nachdenklich und sah Demeter in die Augen.
    Die Faszination war für ihn gestorben. „Sie mußte, unbewußt, sich selbst beweisen, daß die Opfer den Mörder nicht hassen. Wir sind die aktuellen Sydraner in ihrem Weltbild. Wenn wir, in Wirklichkeit umgebracht, den Mörder lieben, ist die Tat ungeschehen. Verstehst du das?"
    „Mühsam", murmelte Hamiller. Auch er wirkte tief nachdenklich. „Rätselhafterweise ist meine übertriebene Zuneigung erloschen. Roi bleibt übrig. Er wird wohl auch eine Erklärung für sich finden müssen."
    Borl hatte noch niemals erlebt, daß die Redewendung, man sähe etwas mit anderen Augen, zutreffend war.
    Für ihn traf sie jetzt zu.
    Er sah Demeter und seine bis vor kurzem noch scheinbar lebenswichtigen Probleme mit vollkommen anderen Augen!
    Ohne jede Leidenschaft. Für ihn war Demeter, was sie für jedermann an Bord der BASIS war: eine bezaubernde, schöne Frau, die sich in Roi Danton verliebt hatte. Borl wünschte sich, daß in der Ausrüstung der Pionierkugel eine Flasche Alkohol vorhanden wäre, aber er fand nur medizinische Präparate und zapfte sich als schlechten Ersatz abermals einen Kaffee.
    Schließlich sprach Roi Danton.
    „Der Einstellung Demeters zu euch liegt ein Drama zugrunde. Wie wir wissen, erschoß sie die Männer nicht in kalter Absicht. Wenn ich für mich aussage, daß zwischen mir und Demeter sich eine wirkliche Liebe entwickelt hat, dann gilt das nur für meinen Teil als sicher. Aber ..."
    Er machte eine Pause und setzte sich neben Demeter.
    „Der Zustand hat sich im Lauf der Zeit modifiziert. Meine Erklärung lautet, daß diese erzwungene OpferMörderZuneigung sich mehr und mehr verstärkte und auf eine Person fixierte, nämlich auf mich. Stets dann, wenn sich Demeter einem Planeten mit derselben Ausstrahlung wie KartrappSydra näherte, erwachte in ihrem Unterbewußtsein die Erinnerung an die Tat. So auch hier während der Annäherung an Klinik. Sie geriet unter Zwang. Ihr Unbewußtes zwang sie, die Tat noch einmal nachzuvollziehen. Daher versuchte sie, zuerst mich umzubringen und schließlich Borl. Auch Payne wäre angegriffen worden, wenn er sich in ihre Nähe begeben hätte.
    Es sind sehr schwere Erkenntnisse und komplizierte psychische Zusammenhänge. Ich weiß, wie sehr sie einen Menschen belasten können."
    Er wandte den Kopf und blickte Demeter an.
    Die Frau hatte jedes Wort gehört und verstanden. Sämtliche Vorgänge, die bisher vollkommen unbewußt abgelaufen waren, lagen offen vor drei Zeugen und vor ihr.
    Die Erkenntnis verursachte blitzartig einen Wandel.
    Sie löste sich auch bewußt und mit allen Konsequenzen aus dem Netz, das sie über die drei Kandidaten ausgeworfen hatte.
    Mit leiser Stimme sagte sie stockend: „Ich verstehe alles. Ich weiß, daß Payne Hamiller und Hytawath Borl sich schämen werden. Ich schäme mich auch, aber keiner ist für diesen Zustand verantwortlich zu machen. Ich glaube, diese verrückten Beziehungen haben ihr Ende gefunden."
    „Ein für allemal", bestätigte Borl. „Leider auch für mich", murmelte Payne. „Der Gedanke daran, wie ich mich verhielt, macht mich ganz krank."
    Borl saß schweigend da und fühlte, daß auch hier die Wahrheit eine böse Sache war. Seine Zuneigung schlug in Abneigung um. Nicht gerade in Ekel, aber in eine deutliche Distanz. Er würde Demeter vermutlich aus dem Weg gehen während der weiteren Flüge der BASIS.
    „Das gilt nicht für mich", sagte Danton plötzlich. „Ich habe mich richtig verhalten. Ich kann mir nichts Unechtes vorwerfen. Offensichtlich ist meine Zuneigung von anderer Art als die eure."
    „Mit Sicherheit", sagte Hamiller. „Ich bin todmüde und werde, bevor ich einschlafe, das ganze Problem noch einmal gründlich analysieren." Er ging in seine Kabine, ohne den anderen Teilnehmern an dieser denkwürdigen Sitzung auch nur einen flüchtigen Blick zuzuwerfen. Hinter ihm rastete das schmale Schott knackend ein. Hytawath grinste kalt und kommentierte: „Es wird schwierig werden in den nächsten zwanzig Stunden. Paynes Illusionen sind zertrümmert. Es sind auch ein paar dabei, die er sich von selbst gemacht hat. Deswegen der kalte Abschied."
    Roi Danton streichelte die Schultern Demeters, die wie betäubt dasaß und im Augenblick keineswegs den Eindruck machte, als könne sie mit Dantons echter Liebe etwas anfangen. Borl fragte sich, ob Roi die Kraft hatte, die er in der Zukunft brauchen Würde. „Ich lasse euch allein", sagte Borl müde.
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